Handtuchhaken

Hier mal wieder eine Nummer aus der Dekozeitung - inzwischen gibt es einen eigenen Ordner für solche Anregungen. Zu sehen sind drei Handtuchhaken, die an Drahtseilen an der Decke hängen. Für die Optik und damit der Draht spannt, hängt ein Scheibchen bunt bemaltes Holz daran sowie ein überdimensionierter Haken. Witzig - das wollen wir auch haben.

Ob man's glaubt oder nicht - als Preisangabe für dieses Objekt waren 140 (einhundertvierzig!) Euro angegeben. Da "Haken" sich in Ein- und Mehrzahl nicht unterscheidet, geht man besser nicht davon aus, dass damit alle drei Stück gemeint sind. Ich frage mich bei diesen Dekozeitungen immer, welchen Zweck eigentlich die völlig abgefahrenen Preise der dort gezeigten Objekte haben. Kauft wirklich jemand einen Handtuchhaken aus einer Zeitung für dieses Geld? Kann ich mir nicht vorstellen - wer das tut, engagiert lieber einen Innenarchitekten. Oder dient das Auslegen der Zeitung dem Zweck, dass Andere glauben, man würde solche Objekte kaufen? Ich weiß es nicht - ist auch egal, jedenfalls gefällt die Idee. Es mag sein, dass sich im Original noch eine Seilwinde im Deckenelement befindet, mit der man das Handtuch auf gewünschte Höhe bringen kann. Aber auch das würde höchstens zehn Euro mehr rechtfertigen.

Anyway. Die Frage ist, wie man anderes Zeugs für kleines Geld so zweckentfremden kann, dass es genauso aussieht. Dabei bot sich dieser Zahnputzbecher an, der mit 10 Euro für ein Stückchen Blech zwar auch noch viel zu teuer war, aber immerhin die richtige Form und das richtige Material bot. Sein Deckel wanderte gleich ins Altmetall. Der verbliebene Becher erhielt eine 4er Lochbohrung in die Unterseite, durch die ein kunststoffummanteltes Drahtseil gleichen Durchmessers passt. Das wiederum erhält einen einfachen Knoten und am Becherboden einen großzügigen Klecks Heißkleber, damit der Knoten zu und am Platz bleibt. Am oberen Becherrand bzw. gute 2 Zentimeter darunter wird noch ein 2er Loch auf zwei gegenüber liegenden Seiten spendiert und damit ist der Becher auch bereits verarztet.

Damit er an seinem vorgesehenen Platz bleibt, bekommt er ein unterstützendes Stück Holz, hier gekappt von einer 4*4cm Leiste. Die Rundungen des Bechers werden zuvor aufgezeichnet und am Schleifteller nachmodelliert, bis das Stück genau hineinpasst. Vorher aber die Schraube reindrehen, sonst bekommt man es schlecht wieder raus. Dieses Stück Holz wird an die Decke geschraubt, wo man es noch nett zurechtdrehen kann - daher nur eine Schraube. Hängt es dort, wird der Becher mit den zwei kleinen seitlichen Schrauben fixiert, die hier zur Veranschaulichung bereits in dem Holzstück stecken.

Weiter geht's mit der Holzscheibe. Ich habe an verschiedenen Stellen schon auf 6mm MDF-Platten hingewiesen, so bei den Weihnachtsbaumsternen und dem Lernspiel. Dieses Zeug dient in Baumärkten als Verpackungsmaterial, es liegt als Schutzschicht zwischen Palette und Ware. Beim Auspacken wird es entsorgt, sofern man nicht genau dann dort steht und danach fragt. Aus einer solchen Platte habe ich also einen Streifen und aus dem wieder drei Quadrate geschnitten. Die erhielten mit dem Zirkel einen Kreis im gewünschten Durchmesser.

Warum drei Scheiben? Ganz einfach: Auch an dieser Seite will das Drahtseil sicher und möglichst unsichtbar befestigt sein. Dazu erhält eine der Scheiben eine randnahe Lochbohrung mit dem Forstnerbohrer - hier einem 26er. In die Kante wird wie im Becher wieder ein 4mm Loch gebohrt, durch das der Draht hindurch gezogen wird. Legt man nun diese Scheibe zwischen die beiden anderen, so bietet die 26er Lochbohrung Platz für einen Knoten im Draht.

Dann werden die beiden anderen Scheiben hübsch gleichmäßig mit Leim bepinselt, als verteilender Pinsel tut es dabei auch ein Zeigefinger. Sind sie alle - und das ist der einzige kritische Punkt hier - sauber übereinander gelegt, werden sie fixiert und gepresst. Ich habe das hier mit Klemmzwingen gelöst, ein Eimer Wasser auf den - dann auf dem Boden liegenden - Teilen tut es ebenso gut. Übrigens kann man die Scheiben auch mit kleinen Schrauben aneinander fixieren, damit sie in der richtigen Position bleiben, während der Leim bindet, denn solange der Leim feucht und glitschig ist, rutschen sie unter dem Druck der Zwingen gern aus der vorgesehenen Position. Die dadurch entstehenden Löcher lassen sich nachher mit Spachtelmasse oder Holzkitt gut wieder verschließen, bevor es ans Lackieren geht. Auch an diesem Ende des Seils erhält der Knoten einen satten Klecks Heisskleber, damit er sich nicht lösen kann - die große Lochbohrung bietet dafür ausreichend Platz. Täte er das nämlich, kann man das ganze Ding wegschmeißen und neu machen, denn später kommt man an den Hohlraum für den Knoten nicht mehr heran.

Wie man auf den Bildern sieht, ist die endgültige runde Form der Scheiben hier noch nicht hergestellt, sie sind lediglich grob entlang der Zirkellinie an der Bandsäge ausgelöst worden. Ihre finale Form erhalten sie am Schleifteller, dafür müssen sie aber bereits miteinander verbunden sein. Da hier keine Winde im Becher vorgesehen ist, muss zu diesem Zeitpunkt die gewünschte Länge des Seils definiert werden - sprich die gewünschte Höhe des Hakens im Raum. Das beinhaltet den Durchmesser der Scheiben ebenso wie etwa 10cm Draht, den der Knoten braucht. Die Formel ist also: Seillänge = Gewünschter Abstand von der Decke minus Becher plus 10cm für den Knoten oben minus Scheibendurchmesser plus 10cm für den Knoten unten minus Länge des Hakens. Letzteres schlägt auch ins Gewicht, denn wie das Original schon vorgibt, sieht ein kleines Deckenhäkchen hier bescheiden aus, es darf schon gern etwas mehr Haken sein.

Hat der Leim gebunden, kann der Schleifteller entlang der aufgezeichneten Zirkellinie die Form herausbilden. Kreis- und Bogenformen lassen sich am Schleifteller viel einfacher und genauer herstellen, als das mit einer Säge möglich wäre, das gleiche gilt für Innenbögen und eine Schleiftrommel als Bohrständereinsatz. Der Nachteil des zuvor eingebrachten Drahtes ist nun allerdings, dass man mit dem Schleifteller im oberen Bereich nicht arbeiten kann, denn da stört der Draht. Dort muss dann halt die Handfeile ran, was aber bei dem wenigen verbleibenden Rest mit einigen Strichen erledigt ist.

Zu guter Letzt kommt etwas Malerkrepp ans Ende des Drahtes, um diese Stelle beim Streichen auszusparen. Das fertige Stück wird dann provisorisch an einem Deckenhaken befestigt und gestrichen. Ich habe den gleichen Farbton wie für die kurz zuvor fertig gestellte Spiegelwand gewählt, denn die beiden Objekte befinden sich zwar in verschiedenen Räumen, aber nur einen Meter voneinander entfernt. Zwei Anstriche decken ausreichend gut, zur Überbrückung der Trockenzeit wurde der Weihnachtsbaum demontiert, in handliche Stücke zerlegt und im Kamin entsorgt. Nach dem Trocknen wird der Haken eingedreht, dazu muss vorgebohrt werden, damit die drei Teile nicht wieder auseinanderplatzen.

Und schließlich kann montiert werden. Dieses Projekt ist absolut simpel, vorausgesetzt, die Hilfsmittel wie Metallbohrer in 2 und 4mm, Forstnerbohrer, Heißklebepistole und Schleifteller stehen zur Verfügung. Die Kosten sind im Vergleich zum Original ein Witz und entfallen nur auf den Becher. Ein Stück Draht, ein Reststreifen Spanplatte sowie ein Haken und etwas Farbe fliegen wohl in jeder Werkstatt herum. Statt 140 Euro hier also 10, dafür ohne Höhenjustierbarkeit - aber die haben ohnehin nur wenige Handtuchhalter. Erledigt ist die Sache übrigens an einem Nachmittag.