Spiegelwand

Durch den früher vorgenommenen Wanddurchbruch gab es eine nunmehr überflüssige Tür im neu hinzugewonnenen Wohnbereich, hier zu sehen auf einem Bild aus der Renovierungszeit. Der kleine Flur davor wird als Garderobe genutzt, der in einem anderen Projekt beschriebene Garderobenschrank passte genau hinein. Es gab in dieser Kammer eine Holzverkleidung unter der Decke, die wir im Rahmen der Renovierung mitsamt den darin befindlichen Strahlern entfernt haben. Nun war diese Ecke also erstmal dunkel und zudem wird die Möglichkeit geschätzt, das eigene Outfit vor dem Gang vor die Tür nochmal kritisch im Spiegel zu prüfen. Mangels Spiegel im Flurbereich halt bisher woanders.

Licht und Spiegel waren also bereits zwei Gründe, hier etwas zu ändern. Das überflüssige Loch in der Wand zu verkleiden war der dritte - das reicht für ein neues Vorhaben.

Los ging's wie immer mit einer Zeichnung. Da ich inzwischen auf Windows 7 umgestiegen bin und mein geliebtes Zeichen- und Fräsprogramm Corel Draw in der Version 10 damit nicht kompatibel ist, bleibe ich die Zeichnung erstmal schuldig. Besonders komplex war sie aber auch gar nicht - eine große MDF-Platte verdeckt Tür und Rahmen, auf ihr wird ein Spiegel befestigt und rings um den Spiegel sind Strahler vorgesehen.

Die Platte macht den Anfang. Sie ist ein gutes Stück breiter als die Tür, denn sie soll die ganze Wand einnehmen. Und sie ist etwas über 2 Meter hoch. 2,05 waren geplant, es ergab sich beim Händler aber, dass diese Platten im Standard ein Maß von 2,07 haben - war auch recht, nach oben ist Platz genug.

Die Fräse auf dem Bild deutet an, dass die Platte zunächst mal eine umlaufende Fase erhielt. Die dient der Optik und der besseren Haftung des Lacks an der Kante. Ich habe eine unverdünnte Grundierung / Buntlack Kombi von Faust benutzt und ich nehme gleich mal vorweg, dass mich das nicht überzeugt hat.

Eine separate Grundierung aus dem gleichen Hause war also der erste Auftrag. Wie links zu sehen ist, ging dem noch das Aussägen der Löcher für 4 Strahler und einen Schalter vorweg - ein Lochsägenaufsatz für die Bohrmaschine leistet da beste Dienste. So'n Ding habe ich vor vielen Jahren mal aus der Grabbelkiste geholt und obwohl die Qualität mies ist, reicht sie doch für ein Loch ab und an völlig aus.

Die Platte konnte hier gut auf zwei Böcke gelegt und dann gestrichen werden, denn die Rückseite braucht ja keine Behandlung. Purpurrot (eine Art lila) war der Ton der Wahl. Man munkelt ja, dass Holz grundsätzlich beidseitig behandelt werden soll, damit es sich nicht verzieht. Darauf habe ich auch verzichtet, denn erstens ist das bei Holzwerkstoffen wie MDF kaum der Fall und zweitens wirken dem Materialstärke und Art der Befestigung entgegen. Die Flecken sind übrigens nicht im Lack, sondern auf der Linse - dennoch hat die Farbe schlecht gedeckt und die Platte hat beim Auftrag mit der Rolle die gesamte Dreiviertelliterdose gefressen. Wie ich später im Kellertürenprojekt herausfand, lag das aber nicht nur an der Farbe, sondern auch und vor allem an der Technik des Auftragens. Ich hatte das hier direkt nur mit der Rolle gemacht, was auf Flächen nicht gut funktioniert. Besser ist es, zunächst mit dem Pinsel einmal quer und einmal längs zu streichen und erst dann nach einem Zwischenschliff mit der Rolle zu arbeiten. In diesem Fall ist der Farbauftrag satter und damit deckt er besser.

Jedenfalls musste ich nochmal los und eine zweite Dose beschaffen, denn mit der Platte allein war es noch nicht getan. Hinzu kam nämlich noch der hier im Stadium der Grundierung zu sehende Aufsatz, der drei weitere Strahler beinhaltet und die Platte nach oben hin abschließt. Das dient dem Zweck, dass das Licht nicht nur links und rechts neben dem Spiegel den Raum beleuchtet, sondern eben auch von oben die Person, die gerade davor steht. Mit der Oberseite dieses Aufsatzes war dann auch gleich ein Standort für den Trafo gefunden, der die Strahler mit Saft versorgt und den ich ungern dauerhaft hinter der Platte vergraben hätte - die Dinger neigen dazu, irgendwann mal ersetzt werden zu wollen und dann möchte man gern nochmal herankommen.

Mit Grundierung und Lackierung war die Hauptarbeit getan, jetzt ging es an die Frage, wie das Ding eigentlich an seinem Platz fixiert werden soll. Klar, einfach anschrauben wäre das schnellste, aber dann bleiben entweder die Schrauben sichtbar (hinter dem Spiegel ist ja das Türloch - da kann nicht geschraubt werden) oder aber sie werden versenkt und verspachtelt - dann aber dann wird's schwierig, das Brett wieder wegzuschaffen, wenn das mal gefordert sein sollte.

Die Lösung liegt in der Leiste auf dem Bild rechts. Zwei aufeinander geschraubte Leisten, genauer gesagt, die auf der Rückseite der Platte befestigt sind. Sie sitzen etwas versetzt, die obere zwei Zentimeter tiefer als die untere. Dadurch formen sie eine Art Griff, der in ein passendes Gegenstück an der Wand greift. Diese Konstruktion  ist einmal im oberen und einmal im unteren Drittel der Platte angebracht, die Platte hat damit also zwei breite Auflageflächen, die sie sowohl auf ihrer Höhe halten, als auch ein Wegkippen in den Raum verhindern. Mit ein paar MDF-Streifen realisiert ist diese Art der Befestigung von Platten an Wänden zudem noch kostenlos und bei Bedarf ruckzuck wieder zu entfernen.

Für die Strahler war aber ein wenig mehr Abstand zur Wand erforderlich, als diese Konstruktion bot. Wie das Bild oben zeigt, waren die inzwischen verbaut und verkabelt - muss ja auch, denn die Verkabelung ist nur vor der Montage möglich. Wer genau hinschaut, sieht am oberen Plattenrand drei angeschraubte Stuhlwinkel. Die lassen Platz für den dort einzuschiebenden Aufsatz, der dann von oben verschraubt wird. Da er kaum Gewicht hat und nicht belastet wird, reicht diese Befestigung an der Kante aus. Wieder drei Stuhlwinkel weg, die noch immer aus dem allerersten Holzprojekt zu Dutzenden herumflogen. Saftzufuhr vom Schalterstandort zum vorgesehenen Trafoplatz wurde auch gleich ergänzt.

Aber zurück zum Thema "mehr Abstand erforderlich".  Um ein paar mehr Zentimeter zwischen Wand und heisser Rückseite der Strahler zu bringen und überhaupt mal einen Ansatz für die Befestigung der Platte zu haben, habe ich zwei 10cm-Streifen aus einer alten Arbeitsplatte geschnitten. Die sind rechts und links neben dem Türloch fest in der Wand verdübelt und bilden somit zwei horizontale Schranken im Durchgang. Ihre Stärke beträgt etwas über 3cm. An denen sind die MDF-Leisten mit den nach oben gerichteten "Nasen" verschraubt, in die die Gegenstücke auf der Rückseite der Platte greifen. Der Abstand der Platte zur Wand geht damit in Richtung 5cm, das reicht aus.

Das Detailbild rechts zeigt, wie man nach dem Einhängen der Platte einem leichten verbleibenden Wackeln beikommt. Eine kleine Schraube, von oben in den Spalt zwischen Platte und wandseitiger Leiste gedreht, verkeilt die beiden Teile und sorgt für wackelfreien Sitz. Übrigens sieht man auf dem Detailbild auch, dass die Kanten dieser Griffleisten ebenfalls angefast sind. Das erleichtert das Ineinandergleiten enorm, ohne sie wäre das eine üble Frickelei.

Die Montage erfordert zwei Personen, aber die braucht es ohnehin, um die Platte an ihren Platz zu bewegen. Sie ließ sich dank Fasen wunderbar in die Griffleisten absenken und erhielt abschließend noch ein ergänzendes Stück Fußleiste auf der Vorderseite. Zu guter Letzt wurde der Spiegel montiert - der kam mit großflächigen selbstklebenden Ösen, die auf seiner Rückseite angeklebt werden und in spezielle Haken gleiten, die wiederum auf die Platte geschraubt sind. Er ist also nicht weiter fixiert, sondern hängt einfach an den zwei Haken und liegt unten auf Abstandsaufklebern aus Filz auf.

Links und rechts nun nochmal die Ansicht des fertigen Stückes, einmal von vorn und einmal durch die (ja immer noch vorhandene) Tür auf der Rückseite. Die soll übrigens auch von der anderen Seite noch zugebaut werden - das Bücherregal platzt mal wieder aus den Nähten und ruft nach Erweiterung.

Der Trafo ist wie geplant auf dem Kranz angebracht, wo er nicht sichtbar und doch leicht zugreifbar ist. Die Projektkosten entfielen zum Großteil auf den 1600*800mm großen Spiegel - ein fertiges Kaufprodukt mit abgeschrägten Kanten für 160 Euro. Die 16er MDF-Platte lag bei rund 40, weitere 40 fielen für Strahler und Trafo an. Zuletzt waren noch Farbe, Grundierung und Spiegelhaken zu beschaffen, zusammen für gut 30 Euro. Gesamtkosten lagen hier also bei 270 Euro. Abgesehen von den Trockenzeiten für Farbe und Grundierung war das ein sehr einfaches Projekt - alle übrigen Arbeiten lassen sich bequem an einem Tag erledigen.