Kellertüren

Kaum lässt der Winter nach und man friert im Keller nicht mehr am Boden fest, geht's mit dem nächsten Kellerprojekt weiter. Decken, Wände und Böden wurden ja bereits verarztet - jetzt sind diese furchtbaren 70er Jahre Türen dran, die seit über 30 Jahren denselben rustikalen Charme versprühen. Ich kann verstehen, dass viele Leute dem Keller nicht viel Aufmerksamkeit spendieren, denn oft dient er lediglich als Lager. Wir haben ihn aber komplett eingerichtet und ich verbringe da die meiste Zeit - während der Arbeitszeit im dort eingerichteten Büro und während der Freizeit in der Werkstatt. Außerdem gibt's ein Gästezimmer und einen Haushaltsraum, wo der Wäscheumschlag stattfindet. Wo man sich viel aufhält, will man's gefälligst nett haben, also ist die Zeit dieser Rustikalschätzchen jetzt abgelaufen. 6 Stück davon zieren den Keller und alle sollen einen neuen Look erhalten.

Die Planung sieht dabei vor, dass neben der optischen Bearbeitung des Türblattes auch die Drücker - im Volksmund Klinken - ausgedient haben. Die Türen sollen - was sonst - einen Antiklook erhalten und dazu mussten erstmal passende Drücker her. Ich beginne ein Projekt grundsätzlich erst dann, wenn sämtliche benötigte Teile am Start sind, denn meistens gibt es bedingt durch Verfügbarkeit oder Preis von Zubehörteilen Veränderungen am Plan und die machen gern Probleme, wenn man dann schon mitten in der Umsetzung ist.

So war's denn auch bei den Klinken. In der Erwartung, dass sowas nicht die Welt kosten kann, bin ich zum nächsten Baumarkt gefahren und traute im entsprechenden Gang meinen Augen nicht. Einfachste Garnituren starten dort jenseits von 25 Euro, etwas hübschere Exemplare aus brüniertem Messing sollte fast 50 Euro kosten. Es ist unfassbar, was für Dinge verlangt wird, für die es keine Alternative gibt, eines der krassesten Beispiele dafür waren ja auch die Deckenclips für Zierleisten, die bei den Kellerdecken zum Einsatz kamen. Diesmal allerdings gab es eine Alternative und die hieß ebay. Wo ganze Posten geboten werden, ist die Nachfrage geringer, was nochmal positiv auf den Preis wirkt und praktischer Weise gab es die Garnitur, die mir am besten gefiel denn auch genau in der benötigten Menge von 6 Stück. Dort hat das Stück dann keine 7 Euro gekostet - zwar nicht neu, aber unbenutzt. Nicht neu heißt, es wurde lange gelagert und zwar so lange, dass noch ein D-Mark Preisschild darauf klebte. Der Artikel, der heute für 50 Euro im Baumarkt angeboten wird, kostete vor der Währungsunion 31 Mark. Für die Jüngeren: Das entspricht rund 16 Euro. Noch Fragen?

Die obligatorische Zeichnung zeigt zum einen, dass wir es mit drei verschiedenen Türbreiten zu tun haben - war mir vorher noch gar nicht so recht aufgefallen. Die Anordnung von dunkler dargestellten Zierleisten auf den heller dargestellten Türblättern erzeugt einen Kassettenlook und ihr Muster ist das Ergebnis eines Auswahlverfahrens, zu dem 12 Alternativen antraten. Das rote Quadrat im Bild links ist ein Standardelement in der Zeichnung, es gibt den Abstand der Profilleisten zum Rand des Türblattes und auch der Profilrahmen untereinander vor. Der ist bei jeder Türbreite immer identisch und in seiner Kantenlänge so bemessen, dass neben der ansprechenden Optik auch noch die praktische Möglichkeit besteht, die Türklinke nachher wieder zu befestigen. Dieses Quadrat gab's dann in der Umsetzung auch als Stück Sperrholz, denn da es alle Abstände und Positionen definiert, erspart es hunderte Messvorgänge.

Der Familienmanager entschied dann aus den angebotenen Alternativen zu Gunsten dieses Entwurfs und damit war die Kalkulationsbasis für die Menge an benötigten Leisten gegeben. Und die war verblüffend hoch.

Rechnet man die Leisten einer Tür zusammen, kommt man für Vorder- und Rückseite auf über 10 laufende Meter - das mal 6 Türen resultierte in gut 75 laufende Meter Leistenbedarf. Kauft man die hübsch vorprofiliert für einen Meterpreis von circa 2 Euro, ist man nicht mehr weit weg vom Preis neuer Türen.

Gekauft wurden stattdessen Dachlatten mit einem Kantenmaß von 17*24mm zum Bundpreis von 34 Cents pro Meter. Die Preisdifferenz zu den vorprofilierten Leisten beträgt bei 5 Paketen á 10 Latten (jeweils 1,80m) fast 120 Euro - hier würde also bereits die Anschaffung einer Mittelklasse-Oberfräse und zweier Profilfräser lohnen, selbst wenn man die nur für dieses eine Projekt bräuchte. Da sie bereits vorhanden sind, stand außer Frage, dass selbst profiliert wird.

Diese Dachlatten haben keinen besonderen Anspruch auf saubere Oberflächen und gute Holzqualität - zwar sind sie gehobelt, aber sie sind scharfkantig und Astlöcher kommen vor, ebenso leichte Waldkanten und verschmutzte / beschädigte Oberflächen. Aber bei der Kostendifferenz macht das alles nichts, unschöne Stellen werden ausgelassen und wandern direkt in den Kamin, schließlich werden kurze Stücke benötigt und die eingekaufte Menge beinhaltet die einkalkulierten Reserven.

Im nächsten Schritt wurde also profiliert. Mit der Zeit sammelt sich eine Auswahl an verschiedenen Fräsern an, die zu ein paar Alternativen führt, wenn es um das Profilieren von Bilderrahmen oder eben solchen Rahmen geht. Ich habe mich bei der außen liegenden Kante für einen Kombinationsfräser entschieden. Er kombiniert einen Viertelstab mit Platte mit einer Hohlkehle. Schaut man auf das Fräsergebnis, wird die Bezeichnung klarer. Ganz oben links an der Leiste ist sie abgerundet, es entsteht das Viertel eines Rundstabes und daher heißen entsprechende Fräser Viertelstabfräser. Fräsen sie zudem noch ein rechtwinkliges Stück oberhalb des Viertelstabes weg, nennt man das eine Platte und der Fräser heißt dann Viertelstabfräser mit Platte. Die Platte fehlt im Ergebnis, weil die Leiste zu dünn ist, um den Fräser entsprechen tief anzusetzen. Ein Hohlkehlfräser schafft das invertierte Profil, quasi einen nach innen geformten Viertelstab, den man dann Hohlkehle nennt. Der Fräser im Bild ganz links kombiniert beide Profile. Auf der rechten Seite wird es dann noch komplexer, was die zusammengesetzten Profilformen des Fräsers angeht. Am Fräser im mittleren Bild betrachtet erzeugt der von unten nach oben zunächst eine Platte, dann einen Viertelstab, noch eine Platte, eine Hohlkehle und letztlich eine Fase mit um 45° abgewinkelter Kante. Das möchte niemand so genau wissen, deshalb heißt so ein Ding einfach "Profilfräser".

Weniger wichtig als ihr Name ist aber, dass ihre Form gefällt. Von meinen 50 Dachlatten habe ich also eine als Anschlag auf die Werkbank geschraubt und die anderen 49 wurden zuerst mit dem einen, dann mit dem anderen Fräser verarztet. Hier greift dann die beschriebene Auslese, schlechte Stellen wurden weggeschnitten und führten zu einer Reihe kürzerer Stücke. Die Schutzbrille im Bild ist übrigens kein Dekoelement, sondern eine wichtige Ausrüstung bei Fräsarbeiten. Es ist mächtig unangenehm, dieses sehr leicht splitternde Holz aus den Fingern zu ziehen - ich möchte nicht herausfinden, wie es sich im Auge anfühlt. Ergebnis dieses Schrittes waren jedenfalls ein paar weniger als 50 Dachlatten in der benötigten Form.

Nächster Schritt: Farbe. Jede der 6 Türen verbindet zwei Räume mit unterschiedlichen Deckenfarben. Also soll jede Tür auf beiden Seiten unterschiedliche Farben erhalten, damit sie von der jeweiligen Seite betrachtet gut zu den Raumfarben passt. Im Projekt Kellerdecken sind die verschiedenen Farben gut zu sehen, es gibt leicht beige/gelbe Decken, weiße und terracottafarbene. Nun sollen aber auch die aufgesetzten Rahmen etwas dunkler ausfallen als der Grundton der jeweiligen Tür. Das leistet die Dose braune Farbe. Zunächst erhalten einige Türen den Cremeton und andere den Orange-Ton. Dann werden die Reste etwas angedunkelt und der Cremeton passt zu den gelbbeigen Räumen. Zu guter Letzt kommt noch ein weiterer Schluck braun dort rein, damit die Leisten wieder etwas dunkler ausfallen. Ich schreibe das vor der Umsetzung und bin selbst gespannt, wie es ausgeht. Wichtig wird dabei sein, von jeder Mischung eine kleine Menge umzufüllen und aufzubewahren, um erstens nochmal korrigieren zu können und zweitens auch Reserven für die Beseitigung späterer Macken zu haben.

Die Praxis hat dann mal wieder Zusatzwissen vermittelt. Es brauchte erheblich mehr als einen Schluck Braun, um einen sichtbaren Unterschied zu machen. Und es brauchte mehr als doppelt so viel Farbe wie auf dem Bild ersichtlich.

Bevor die Farbe nun auf die Türen kommt, muss erstmal die runter, die bisher drauf war. Dabei handelt es es sich um Klarlack, auf dem die neue Farbe nicht gut haftet und - weil Jahrzehnte nachgedunkelt - auch bescheiden deckt. Etwas anrauen reicht, ganz runter ist besser. Das Bild ist mächtig unscharf, aber der Unterschied zwischen den alten Lackschicht und der blanken Oberfläche kommt trotzdem rüber. Das ist auch mit einem Excenterschleifer mit feinem Filter eine ziemliche Drecksarbeit und es empfiehlt sich eine Staubschutzmaske. Als die erste Seite fertig war und 11 weitere in der Reihe standen, wurde mir langsam klar, dass dies mal wieder eine größere Übung würde.

Die Flächen zu streichen ist noch das geringste Problem. Einmal längs mit dem Pinsel, einmal quer, einmal fein zwischenschleifen und dann nochmal mit der Rolle - geht ganz gut von der Hand. Während die jeweils letzte Farbschicht trocknet, kann man sich anderweitig beschäftigen, zum Beispiel mit dem Zuschnitt der 12 Leisten pro Türseite. Das macht dann bei 6 Türen zusammen 144 Leisten und die wollen erstmal alle auf Länge und Gehrung geschnitten und von Spänen befreit sein. Das dauert ein Weilchen, füllt aber fein die Wartezeiten auf das Trocknen der Farbe. Ist das erledigt, können die fertigen Leisten auch schon die jeweils passende Farbe erhalten. Spätestens hier wird entschieden, welche Leiste an welche Tür kommt. Die nicht so hübschen Leisten kommen dabei an die Türseiten, die man nicht so häufig sieht und dort an die Stellen, wo die Macken am wenigsten auffallen - zum Beispiel ganz oben oder ganz unten.

Das Bild links zeigt, was von den ehemals 50 Leisten übrig blieb - ein Rest von 5. Daraus lässt sich sicher nochmal der eine oder andere Bilderrahmen basteln.

Das Streichen der Leisten erzeugt einen neuen Arbeitsgang, denn die Farbe verläuft an den Stirnkanten und Unterseiten. Das verhindert später, dass die Leisten flach auf der Tür aufliegen und die Gehrungen lassen sich nicht schließen. Hier darf also jede Leiste nach dem Streichen (je nach Farbton 2-3 Schichten) nochmal mit der Feile bearbeitet werden. Das habe ich dann jeweils bedarfsgerecht für die gerade benötigte Anzahl einer Türseite gemacht - es macht nämlich überhaupt keinen Spaß. Aber man kann sich ablenken. Mit den Türen allein ist es ja nicht getan, jede Tür hat einen Rahmen und auch der braucht auf jeder Seite eine jeweils andere neue Farbe. Der Grundton der Tür wurde dabei etwas abgedunkelt und für Rahmen und Leisten genutzt. Das gibt einen netten Kontrast, der dann nicht nur auf der Tür, sondern eben auch um sie herum wirkt. Damit er nicht zu weit drum herum wirkt, muss jeder Rahmen erstmal sorgfältig mit Malerkrepp abgeklebt werden. Zum Abschmieren des Klebebandes auf Raufaser war ich zu faul und das wurde natürlich gleich bestraft. Die Farbe läuft ein wenig unters Band und die Ränder sind nicht so scharf, wie sie sein könnten - da wird dann halt später noch ein wenig nachgeweißelt.

Ich habe in den Zusammenhang mal nach Leergebinden gesucht, denn irgendwo drin soll der neue Ton ja angemischt werden. Den Orange-Ton gab's nur in kleinen Dosen - die aber reichten nicht zum Anmischen und zweimal Anmischen gibt garantiert zwei verschiedene Töne. Ein größeres Leergebinde musste her. Erstaunlicherweise ist es gar nicht so einfach, leere Dosen oder Eimer zu bekommen und wenn doch, kosten sie vergleichsweise viel Geld. Dann lieber etwas anderes kaufen, was einen Eimer gratis mitliefert - in dem Fall Pferdefutter. Die Damen der Familie stehen nach wie vor auf diese großköpfigen Tiere - hab ja schon im Voltigierbockprojekt davon erzählt.

Das Aufbringen der gestrichenen und gefeilten Leisten erfolgte dann mit der Heißklebepistole. Das klappt eigentlich wunderbar und wo ich mal eine nicht gut platzierte Leiste wieder ablösen musste, war ich recht zufrieden damit, wie schwer das ging - machte den Eindruck festen Halts. Als jedoch eine Tür von den Böcken rutschte und auf den Boden fiel, waren alle 12 Leisten auf der schon fertig gestellten Unterseite wieder ab - grmpf. Ich hoffe, das hält.

Zur Anklebetechnik sind die Leisten wie schon erwähnt so bemessen, dass der Abstand der drei Felder zueinander sowie zum Rand der gleiche ist. Dazu habe ich die abgebildeten Quadrate benutzt, die den Abstand jeweils definieren. Sie sind nicht ganz quadratisch, denn die Außenseite der Tür ist zwei Zentimeter breiter als die Innenseite und so sind auch diese Helfer an zwei Kanten einen Zentimeter kürzer als an den anderen beiden. Damit sind sie dann für beide Seiten verwendbar, denn die Längen der Leisten habe ich pro Tür jeweils gleich belassen.

Am Ende hat dieses Projekt mächtig viel Zeit verschlungen, gut zwei Monate war ich damit befasst. Nicht am Stück natürlich, oft geht man mal für ne halbe Stunde in die Werkstatt, um die Sache mit einem weiteren Schritt voran zu bringen - man muss ja ständig auf das Trocknen der Farbe warten. Aber das Ergebnis lohnte die Mühe. Hier nochmal im Vergleich eine der alten Türen sowie die drei unterschiedlichen Typen der neuen.

Billig war das leider nicht. Zwar konnte ich bei den Leisten und Drückern viel Geld sparen, aber die Farbe schlug mächtig ins Budget - allerdings ist davon ein ein gutes Häppchen übrig, das dann eben später mal was spart. Pro Tür fielen insgesamt etwa 40 Euro an. Davon wie gesagt der mit Abstand größte Teil für die Farbe, aber auch der Verbrauch an Heisskleber ist nicht ohne - ein Paket Patronen ging dafür drauf. Ansonsten braucht es ein paar Rollen Malerkrepp, ein paar Schleifscheiben und natürlich die Leisten und die Klinken.

Ergänzung: Später im neuen Jahr wurde es dann wieder wärmer und die Temperatur im Keller stieg vom gefühlten Nullpunkt auf etwa 18°C. Dabei dehnt sich Material naturgemäß aus, was für den getrockneten Heisskleber aber offenbar in anderem Maße galt als für die Materialien, die er verbinden sollte. Will sagen: Das hielt nicht dauerhaft, etwa einmal pro Woche scheppert es und eine weitere Leiste liegt auf dem Boden. Die werden dann mit einem Montagekleber wieder angebracht - das ist die klar bessere Wahl.