Schiebetüren

Eine immer wahre Projektregel ist: Was man nicht sofort macht und auf später verschiebt, macht man nie mehr. Die gilt auch bei Freunden, die gebaut haben und im Eingangsbereich eine Nische mit Versorgungsleitungen haben. Die sollte immer schonmal geschlossen werden. Wurde sie aber nicht und sah also noch so wie hier links aus.

Immerhin war bereits ein Wandbord angebracht, das als Ablage dient und den darunter liegenden Leitungsbereich von oben abschloss. Was fehlte, war ein Abschluss nach vorn und der sollte nun ergänzt werden.

Passend zum Furnier des Bords und den zuvor ermittelten Maßen habe ich zwei Pressspanplatten beschafft. 19er, andere gab's nicht. Sie sollten in etwas breiteren U-Schienen aus Alu laufen, also zwei Schiebetüren bilden. Die U-Schienen gab's auch, allerdings maximal in 22er Breite. Reicht, dachte ich.

Reicht nicht, stellte sich dann aber heraus. 22 außen sind 19 innen; die Schienen sind dazu gedacht, 19er Material an den Kanten zu verdecken und zu diesem Zweck haben sie innen noch eine kleine nach innen gerichtete Kante, die 19er Material eisern umklammert. Hat sich was mit Gleiten. Dazu musste eine Lösung her, denn anderes Material war nicht verfügbar.

Zunächst mal wurden aber die Seiten der Platten mit Kantenumleimer im passenden Ton versehen. Die werden aufgelegt und mit dem Bügeleisen bestrichen. Der Leim an der Unterseite wird dadurch flüssig und bindet mit der Holzkante. Nach dem Bügeln wird mit einem Klötzchen nochmal fest angestrichen, solange der Leim noch nicht hart ist. Die Überstände kann man abfeilen oder mit einer harten Kante (zum Beispiel der Rückseite eines Beitels) abbrechen. Die Schneide eines breiteren Beitels funktioniert auch prima, solange man vorsichtig parallel zur Fläche schneidet. Alle Kanten wurden sauber geschliffen und jede Platte erhielt einen Griff und je 2 Gumminoppen an den Seiten, die den Anschlag an die Wand oder an den Griff der jeweils anderen Platte abfedern. Kantenumleimer kommt in fast allen Pressspanprojekten zum Einsatz, so auch bei den Türen der Kücheninsel oder dem Kühlschranksockel.

Zurück zum Problem: Plattenbreite und Innenraum der Führung sind identisch, damit ist kein gutes Gleiten möglich. Die erste Idee war, Rollen zu verwenden - es fanden sich aber keine, die klein genug waren. Letztlich habe ich die Ober- und Unterseite der Platten mit der Oberfräse im Korb so weit angefast, dass nur noch wenige Millimeter Lauffläche verbleiben. Damit ist die Platte in der gesamten Tiefe der Führung schmaler als die Führung selbst und zusätzlich ergibt sich durch die viel geringere Auflagefläche deutlich weniger Reibungswiderstand. Im Bild rechts ist das Ergebnis an der Oberkante gut zu sehen. Die Sichtseite der Fase wurde ebenfalls mit Umleimer versehen - weil sie schmal ist, habe ich den Umleimer vorher längs zugeschnitten und brauchte daher nur die Hälfte.

Hier das Ergebnis. Beide Platten laufen in je einem oberen und unteren U-Profil, sie überlappen in der Mitte. Die Profile sind unten angedübelt und oben direkt in das Bord geschraubt - dabei ist das Ansenken der Bohrlöcher in den Profilen ganz wesentlich, denn wenn die Schraubenköpfe hervorstehen, gleitet gar nichts. Eine Platte fährt in den vorderen, eine in den hinteren Profilen. Durch das Fixieren zwischen den U-Profilen muss das obere Profil zugleich mit der bereits eingelegten Platte angebracht werden.

Herausnehmen kann man die Platten nur, wenn man das jeweilige obere Profil löst. Da die Platten breiter als die Hälfte der Profile sind, muss das bereits beim Verschrauben berücksichtigt werden, denn an mittige Bohrlöcher kommt man bei bereits eingebrachter Platte nicht mehr heran. Bei professionellen Lösungen dieser Art wird die Platte daher auch erst nach den Profilen eingebracht. Sie wird dann "eingeschwenkt", was dadurch möglich wird, dass das obere Profil tiefer ist als das untere. Die Platte wird also oben eingesetzt, nach unten abgelassen und wird dann oben immer noch gehalten. Solche Profile hatte ich ursprünglich im Sinn - gab's aber nicht. Es funktioniert aber auch so, wenn man genau gemessen hat. Die Platten erreichen exakt an der Kante der Profile ihre maximale Breite, das befürchtete Wackeln durch die Fasen war also minimal.

Da das Wandbord nicht in der Waage und somit rechts einen Zentimeter höher als links war, mussten die oberen Profile rechts unterfüttert werden, damit sie parallel zu den unteren laufen. Zuletzt wurden links und rechts noch Winkelprofile als Abschlussleisten an die Wand angebracht und das Projekt war fertig. Die Vorbereitung hat gut 3 Stunden gedauert, der Einbau eine. Besonders leichtgängig sind die großen Platten natürlich nicht, aber die minimierte Auflagefläche erreicht ein akzeptables Ergebnis - die Lösung soll ja in erster Linie die Nische verdecken und wird nicht oft geöffnet. An der linken Seite sitzt die Tür für meinen Geschmack einen Tick zu weit vorn - ich hätte sie gern ein Stückchen weiter nach hinten gesetzt. Die Profile mussten aber direkt hinter die Oberkante der Sockelfliesen gesetzt werden, denn weiter hinten hätte sich eine unschöne Sichtkante des anschließenden Betonsockels ergeben. Hier war die weiter vorn angebrachte Tür also das kleinere Übel.

Die tatsächlichen Projektkosten werden diesmal nicht verraten, denn der Auftraggeber liest hier mit :-) Sie sind aber moderat und der Endpreis musste schließlich auch eine längere Anfahrt und eine belohnende Kiste Pils decken. Übrigens ist dies der gleiche Haushalt, für den ich vor Jahren auch schon den Raumteiler gebaut hatte - hoffen wir, dass diese Konstruktion länger steht.

Die hier angewandte Technik des Gleitens in U-Schienen aus Alu habe ich dann einige Jahre später im eigenen Haus noch einmal benutzt. Dort dann mit 2qm-Türen als Verkleidung einer Kellerwand. Bei der neuen Größe wurden Rollen unterlegt, mehr dazu hier.