Projekt Sekretär: Aufbau des oberen Korpus

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Dieser Teil besteht ausschließlich aus CNC-gefrästen Komponenten, er war daher mit dieser Methode schnell gefertigt. Bei der manuellen Fertigung sieht das natürlich anders aus, da ist hinsichtlich der Rundungen etwas Feingefühl gefragt.

Die Maße für die gerundeten oberen Seitenverkleidungen sind hier rechts dargestellt. Sie erhalten die Intarsien im gleichen umlaufenden Abstand wie die anderen Verkleidungselemente. Dazu werden noch zwei große rechteckige Kassetten mit den folgenden Maßen gefertigt:

Das nächste Element ist der Zwischenboden über der ausziehbaren Lade. Er schwebt 2 Millimeter über der Lade und ist an beiden Seiten an den halbkreisförmigen Führungen für die Verschlussklappe befestigt. Aus diesem Grund ist seine Breite um zweimal 18mm geringer als der Abstand zwischen den äußeren Rahmen (1556mm), denn diese Halbkreise sitzen noch außerhalb. Natürlich würde diese Platte vor allem in der Mitte ihre Position nicht halten, sondern nach unten durchbiegen und auf der Arbeitsfläche schleifen, wenn diese ein- und ausfährt. Stabilisiert wird das ganze daher später durch die Aufbauten und einen Stützsockel hinter der ausziehbaren Lade. Die Einkerbungen in der Front dieser Platte folgen der Form der oberen Schubladen. Ich habe hier jeweils 60mm Versatz gewählt. Auf den Bildern des Originals scheint das eher noch mehr zu sein, aber ich wollte hier nicht zu weit nach hinten ausweichen, weil ich zu dem Zeitpunkt noch keinen rechten Plan für die Fertigung der gerundeten Schubladen hatte und deren Rundungen daher möglichst klein halten wollte.

Der Abstand von linker und rechter Seite bis zur ersten Einkerbung beträgt je 3 Zentimeter. Die nächste Einkerbung ist dann 34 Zentimeter vom Rand entfernt, der Zwischenraum bildet den Rest - durch Rundungsfehler bei der automatischen Bemessung wird er einen Zentimeter zu klein angezeigt. Letztlich ist die Anordnung der einzelnen Versatzschritte in die Tiefe aber auch beliebig. Ganz wesentlich ist aber die exakte Zuordnung der späteren Aufbauelemente (vertikale Stützen und horizontale Zwischenböden). Das ist dermaßen komplex, dass ich es in einen separaten Aufbauschritt gelegt habe. Was hier geplant wird an Breite der Schubladen, Position der Vertikalstützen etc., wirkt sich auf alle anderen Elemente des oberen Aufbaus aus. Ich habe über weniger komplexe Formen nachgedacht, beispielsweise diagonale statt gerundete Formen und das auch in einer Zeichnung mal ausprobiert. Es entsteht aber ein komplett anderer Look, der nach meinem Geschmack nicht halb so gut aussieht.

Die Tiefe der Einkerbung und die Position dieser Platte werden so gewählt, dass die Tastaturklappe auch im geschlossenen Zustand der großen Lade nach oben geklappt werden kann. Je tiefer also die Einkerbungen, desto weiter kann der gesamte Zwischenboden nach vorn versetzt werden und desto mehr Raum erhalten die Schubladen nach hinten. Aber: desto schwerer wird es auch, die Schubladenfronten zu fertigen.

Besagte Halbkreise, an denen die Platte links und rechts anstößt, verlaufen parallel zu den Bögen des Rahmens. Sie sind im Radius 2 Zentimeter kleiner, auf dieser Differenz läuft später die Verschlussklappe. Es entsteht also ein Halbkreis mit dem Radius 33,9 Zentimeter, also 67,8 breit. Der wird nach unten noch um die Stärke der oben abgebildeten Platte verlängert, denn der eigentliche Halbkreis beginnt erst über dem Niveau dieser Platte, damit die Verschlussklappe nachher waagerecht aufliegt. Zwei Millimeter müssen davon aber wieder abgezogen werden, denn um die schwebt diese Platte über der Lade. Das resultierende Element ist also ein nach unten um 16mm verlängerter Halbkreis mit einem Radius von 33,9mm. Will sagen, das Teil ist 355mm hoch und 678mm breit.

Das nächste Element ist der Deckel. Früher wollte ich die senkrechten Eckbalken bis nach oben führen und mit Kappen abdecken. Bereits auf den Zeichnungen sah das aber schon nicht gut aus, sodass es dann doch die herkömmliche Methode wurde, die den Deckel einfach aufliegen lässt. Die Balkenmaße wurden entsprechend angepasst. Die Rahmenteile des Deckels sind auf 45° Gehrung geschnitten, das gesamte Möbel zeigt also nicht eine einzige Stirnseite. Die Maße der Balken finden sich auf der Hauptseite, die Herstellungsweise im Abschnitt zum Aufbau des Korpus.

Die Elemente des Deckels wurden nun mit Spanngurten fixiert. Für die Fertigung von Bilderrahmen gibt es Einsatzteile für den Gurt, die sich um einen rechten Winkel legen und dabei dem Gurt eine Führung bieten, durch die er etwas Abstand vom Holz gewinnt. Gepresst wird dadurch ausschließlich an den Ecken. Die Einlage bzw. Kassette wurde gleich im selben Vorgang eingebracht, nämlich unter Leimzugabe in die Falz gelegt und mit Gegenständen beschwert. Zuvor erhielt sie aber die Intarsien. Im getrockneten Zustand kamen die (orange dargestellten) Zierprofile in den Innenrahmen und das war's bereits.

In diesem Arbeitsschritt entstehen "nur" 6 Elemente, die allerdings haben es in sich. Im oberen Aufbau ist jedes Teil exakt an die übrigen angemessen, alle zusammen bilden das Ganze. Das beginnt nun bei dem Zwischenboden und den oberen Rahmenteilen, daher ist hier viel mehr als im unteren Bereich Präzision gefragt.

Montiert wurde hier also noch nichts, wenn man mal von den Türen absieht, deren Magnetschnäpper nun eingetroffen waren. Dazu habe ich eine kleine Änderung vorgenommen, die einmal mehr zeigt, dass es Sinn macht, nach Alternativen zu üblichen Materialien Ausschau zu halten. Davon habe ich ja mal beim Projekt Küchensockel berichtet, wo einfache Gitter für Kellerfenster ein billiger Ersatz für ganz ähnliche - dann aber speziell für Türen gedachte und daher 6mal so teure - Füllungen waren.

Hier konnte ich nun auf ähnliche Art Materialien zweckentfremden, weil die Metallteile der Magnetschnäpper zu viel Tiefe hatten und auf den Türen daher nicht schön aussahen. Aus einem alten Metallbaukasten stammen diese kleinen Lochstreifen. Schon beim 16er Bilderrahmen fanden sie Verwendung als Rückwandhalter und auch hier tun sie gute Dienste. So kamen also noch rasch die Beschläge auf die Türen und der soweit erreichte Stand ist auf der Hauptseite zu sehen.


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