Projekt Sekretär: Fertigung der unteren Schubladen
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Die
Grafik zeigt, wie's gedacht war: Die Schubladen sollen dem
Stil der Türen in etwa folgen, sind aber nur 15cm
hoch. Daher kann die Breite der Rahmenteile aus den Türen nicht beibehalten
werden, es bliebe dann vertikal fast kein Zwischenraum mehr.
Ich
habe also nur die Breite der senkrechten Teile sowie die leichte Wölbung
nach innen erhalten, damit sie optisch in einer Flucht mit den Türen liegen.
Die waagerechten Frontteile sind aber nur 35mm hoch, damit die Kassette
nicht zu schmal wirkt. In der Tiefe nutzt die Schublade den verfügbaren
Innenraum weit aus, sie ist 550mm tief.
Die
Gehrung der Frontrahmenteile (~28°) ist knifflig, weil sie ja nun unterschiedlich
breit sind. Aber sie ermöglicht die Verzierung mit einem innen liegenden
Hohlkehlprofil direkt an den Rahmenteilen und erspart damit die weitere
Einengung des Innenraums durch zusätzliche Profilleisten. Die Grafik zeigt
die Form, die ich dafür gewählt habe, alle 8 Frontrahmenteile kommen aus einem
einzigen 250*800mm
Leimholzbrett. Seiten und Rückwände der Schubladen habe
ich aus
den
9,5cm breiten Leisten gemacht, die in der Materialliste aufgeführt sind.
Sie wurden einfach an der Kappsäge zugeschnitten. Diese Teile sind damit
nicht so hoch wie die Fronten, aber das ist bei Schubladen durchaus üblich.
In er Draufsicht ergibt sich später also die hier gezeigte Montage.
Die
Seiten stoßen stumpf an die Front (linke Seite im Bild) und die Rückwand
ist zwischen den Seiten montiert. Zur Verbindung der Elemente hatte ich
zunächst eine Verzinkung im Sinn, aber letztlich ist das viel Mühe für wenig
Ergebnis, denn man sieht es nur selten. Nun mag man unken "Klar, wer's nicht
kann, redet sich so raus." Gemacht habe ich das aber bereits (Beispiel
Küchenwagen),
nur konzentriere ich den Aufwand lieber auf die sichtbaren Teile und habe
daher die Schubladen mit Hilfe von Holzdübeln stumpf verleimt. Die Front
steht unten und an den Seiten nicht über, weil die Schublade bündig zum
Rahmen schließt. Eigentlich müsste sie bei Verwendung der gewählten Auszüge
aber ein wenig überstehen, denn die benötigen ebenfalls Platz im Schubfach.
Da aber an beiden Seiten die eingelegten Sperrholz-Seitenwände ein Stück
nach außen versetzt sind, ist hier genügend Platz für die Auszüge und die
Schubladenfront kann bündig zum Schubladenkasten ausfallen.
Zunächst
werden also die Rahmenteile der Fronten an der Innenseite mit einer Hohlkehle
profiliert. Die darf nicht tiefer als 9-10mm ausfallen, denn später wird
auf der Rückseite ja noch das Bett für die Kassette eingefalzt. Dann werden
die Rahmenteile verleimt. Solange sie noch unter Druck stehen, werden auch
gleich die Intarsien eingebracht, denn das Einklopfen
könnte später die Leimstellen wieder aufbrechen lassen.
Dann erhalten Fronten,
Seitenwände
und Rückwände eine rückseitige Nut für die spätere Einlage des Bodens. Die
Nut wird 7mm tief und damit 2mm tiefer als das für die Maße des Bodens notwendig
wäre. Ich lasse bei ringsum in Nuten liegenden Teilen grundsätzlich etwas
Spiel, denn das ist nachher nicht sichtbar und allemal besser als ein fehlender
Millimeter, der das Aneinanderfügen der Rahmenteile verhindert, weil der
Boden zu groß oder die Nut nicht tief genug ist. Sicher würde auch eine
weniger tiefe Nut ausreichen, um den Boden zu tragen, aber mir sind schon
zu viele schwer beladene Schubladenböden nach unten und damit aus der Nut
gebogen, sodass mir hier eine große
Auflagefläche
für den Boden wichtiger ist als eine flache Nut. Das 6mm Material für den Boden verleiht der recht großen Schublade noch zusätzliche Stabilität.
Nun erhalten die Seitenteile die Nuten für den Schubladenauszug. Zuvor
sollte kurz definiert werden, welche Seiten vorne liegen, denn noch kann
das verändert werden. Die Höhe dieser Nut auf der Schubladenseite ist zunächst
mal beliebig, da ohnehin dafür Führungsleisten im Korpus vorgesehen werden
müssen - ich habe sie in etwa mittig angebracht. Die handelsüblichen Auszüge
benötigen eine Nut mit 17mm Breite und 8,5mm Tiefe.
Dann
wird die Rückseite der Frontteile für die Aufnahme der Kassette ausgefalzt.
Die Falz wird 15mm breit und (wie schon bei den Türen) 6mm tief. Hier wurde
es sehr knifflig, denn die entsprechenden Stellen sind nun auch an der Oberseite
bereits behandelt, nämlich durch die Hohlkehle. Die muss so dimensioniert
werden, dass auch die Falz auf der Rückseite noch Platz findet, es bleiben
nur 2mm stehen. Hier und da war das zu wenig bei der Behandlung mit der
Oberfräse und der verbliebene Überstand wurde vor allem an Astlöchern von
der Fräse mitgerissen (rote Markierung im Bild). Das ließ sich aber nachher
unsichtbar wieder einleimen oder mit Kitt korrigieren.
Der nächste und grundsätzlich einer der aufwändigsten Schritte ist das
Schleifen aller Flächen und
Kanten.
Für Flächen benutze ich einen Schwingschleifer, die flachen Seiten
werden mit einem Dreieck- oder Deltaschleifer behandelt und für die Kanten
verwende ich einfach ein Stück Schleifpapier.
Durch das Schleifen werden
die Oberflächen glatt und die Kanten gebrochen, dieser Schritt ist daher wesentlich für
die Qualität der Oberfläche. Aus ungebrochenen Kanten stehen Späne hervor,
die sich später in darüber entlang gleitende
Stoffe oder Finger bohren und
ausreißen.
Mit dem Schleifen verschwinden auch die vereinzelten Schwärzungen der Seiten, die durch die Hitze des Fräsers entstanden waren - das war wohl bei der Dauer der Fräsarbeiten etwas zuviel Vorschub in zu großer Tiefe...
Nachdem nun alle Teile fertig sind, kann man sich entscheiden, ob man
erst probehalber montiert oder gleich streicht.
Ich
habe zunächst montiert und das erwies sich als gut, denn durch einen
Denkfehler
bei der Dimensionierung der Böden hatten die das falsche Maß (links) und
mussten nochmal um 18mm gekürzt werden (rechts). In diesem Stadium ist das
kein Problem, nach dem Streichen und Polieren wäre es ärgerlich gewesen.
Die Maße auf der Bauplanseite sind aber die richtigen.
Die Seitenteile erhalten jetzt auf der nach vorne gerichteten Stirnseite (die ist nun festgelegt) zwei 6mm Bohrlöcher, mit Hilfe derer sie später Halt in der Front finden. Auch die Rückwände werden an beiden Seiten so behandelt. Für die Montage werden die Bohrlöcher mit Zentrierspitzen auf die jeweils anliegenden Elemente übertragen und dann mit Holzdübeln versehen. Die Dübel können einseitig bereits eingeleimt werden. Wie Verbindungen mit Hilfe von Holzdübeln, Zentrierspitzen und einer Dübellehre hergestellt werden, habe ich bereits in einem anderen Projekt, dem Pflanzenregal, beschrieben.
War die Probemontage erfolgreich, geht es ans Streichen und Polieren.
Das erfolgt, solange die Teile noch getrennt sind, denn dann kommt man vor
allem mit dem Poliertuch besser an alle Stellen heran.
Allerdings
müssen die späteren Verleimstellen frei bleiben, denn dort würde der Leim
nach dem Wachsauftrag nicht mehr halten. Sie werden daher zunächst markiert.
Im Anschluss wird erneut montiert, diesmal unter Zugabe von Leim, und die
Schubladen sind fertig. Sicherheitshalber habe ich die Rückwand durch die
Seitenteile noch mit je zwei Schrauben auf beiden Seiten fixiert. Diese
Stelle ganz hinten an der Schublade sieht man nie wieder und die Schrauben
wirken dem weiteren Arbeiten des Holzes entgegen, das - wie auf einigen
Bildern zu sehen ist - bereits etwas gewölbt war.
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