Die Werkstatt im Garten

Wer eine Holzwerkstatt hat und umzieht, kennt das: Erst die
Werkstatt, dann der Rest. Am Ort des Abbaus braucht man einen
Akkuschrauber - am Ort des Aufbaus braucht man schlicht alles. Also muss
die Werkstatt da sein, wo man hin will und zwar zuerst. Doof nur, dass
dort selten alles schon
recht nett vorbreitet ist - manchmal braucht es
mehrere Schritte.
So auch hier. Die Werkstatt passt nicht ins Haus, aber einen anderen Ort gibt es noch nicht. Also wird sie zunächst mal notdürftig in einem Kellergang untergebracht, damit das Nötigste zur Hand ist und nicht weiter in Kisten liegt. Letztlich soll sie aber in einem Gartenhaus Platz finden - Marke Bora darf es sein, zwei Räume und ein Volumen, das so eben noch den hiesigen Denkmalschutzauflagen genügt. Zunächst mal gibt es aber kein Gartenhaus und ein Fundament dafür gibt es auch nicht.
Also kam erstmal der Bagger. Der hätte gern früher kommen dürfen, aber
der Winter 2012 vergnügte mit Schnee bis in den Mai und als die
Temperaturen endlich für Zement geeignet waren, war der Boden
durchgeweicht bis etwa zum Erdkern. Das gab dann feine Spurrillen von -
ich hab's gemessen - über einem Meter Tiefe, einen Radlader sieht man
auch nicht alle Tage aufsetzen, weil die
Bodenfreiheit
nicht reicht. Trotz allem war es keine Option, eine Grundfläche von gut
6*7 Metern zu Fuß am Hang einzuebnen, zu verdichten und mit Platten
auszulegen.
Ging ja dann auch. Länger, schwieriger, teurer als gedacht, aber am Ende
fertig. Bora wurde in Marsch gesetzt und kam als Paket, das Parkraum für
drei Autos beanspruchte. Das musste also schnell von der Straße weg. Nun
denkt man, dass ein solches Paket mit hunderten von Einzelteilen sich so
präsentiert, dass man es aufmacht und dann der Reihe nach ausräumt -
möglichst so, dass die Teile, die zuerst gebraucht werden, ganz oben
liegen. Pustekuchen, es ist genau anders herum organisiert und geht
davon aus, dass man erstmal Teil für Teil auf die Baustelle schafft, wo
sich dann die richtige Reihenfolge bildet. Na gut, dann eben so. Die
Fundamentbalken der
Hütte
liegen auf Gummistückchen, die Staunässe abhalten sollen. Das Fundament
selbst bietet bereits das notwendige Gefälle, sodass das beim Aufbau der
Hütte nicht berücksichtigt werden muss. Also legt man zuerst die
untersten zwei Schichten Wandelemente aus und in den Winkel und schraubt
sodann den Boden an die Fundamentbalken. Diese Reihenfolge ist ganz
praktisch, denn sie stellt sicher, dass der Boden dort liegt, wo er hin
soll.
So geht's dann eine
ganze Weile stumpf weiter - Balken auf Balken. Ein
Gummihammer leistet
dabei gute Dienste und ein Stück Holzbalken in Tischbeinlänge und
abstehendem Stuhlwinkel am Ende kann verzogene Stücke prima in die
Flucht motivieren, wenn man es da dran schraubt. Jedes Stück wird vor der Montage erstmal imprägniert,
das geht später in den Fugen nicht mehr - daher die drei Böcke vor der
Hütte. Der Aufbau erfolgte so bis in den Giebel, das konnte man noch
prima allein machen.
Für's Finish - und das ist neben der Farbe das Anschrauben der
Dachlatten, das Decken des Daches, der ganze Kleinkram von Fensterkreuz
bis Türschloss - gab's dann einen anderen Ansatz. Wir haben zur
Blockhüttenaufbauparty eingeladen und mit zeitweise 10 Leuten ging das
dann ruckzuck. Man erkennt auf dem Bild, dass der männliche Teil der
Gruppe sich mehr und mehr in Richtung Grill und Bier zurückgezogen hat,
um den Ladies beim Finish nicht im Weg zu stehen. Natürlich nur so weit,
dass
man noch kommentieren und
gute Ratschläge geben konnte...
Ein paar Details liefern die Bilder links. Dachrinnen, Fallrohre und Regenauffangtonnen wurden zugekauft und angebracht, für das seitliche Befestigen der Dachpappe tun es billige Putzschienen und ein paar Strahler mit Bewegungsmeldern machen Licht an jeder Seite, wenn man im Dunkeln mal dorthin will. Der Winter findet ja jetzt offenbar ganzjährig statt, da wird es sicher auch bald dunkler. Ganz rechts in der Reihe ist der Stand der Rückwand nach Aufbau zusehen - schlichtweg alles, was vorher im Keller herumflog, ist da nun angebratzt. Da gibt's ganz feine Haltesysteme im Baumarkt - unterschiedlich geformte Winkel und Bügel, die so ziemlich jeden Gegenstand an der Wand halten. Und was - wie das Surfbrett - selbst dann noch nicht an der Wand Platz findet, fliegt einfach auf's Dach. Das Projektziel wird damit deutlich. Platz soll her, das ist das vorherrschende Thema der aktuellen Projekte. Hier wird der Keller ausgeräumt, der später zusätzlichen Wohnraum bieten soll. Also kommt es darauf an, aus dieser Hütte auch den letzten Quadratzentimeter Platz herauszulutschen.
Ordnung dauert das halbe Leben
Bora
bietet dafür zwei Räume, die je eine Tür haben. Die Aufteilung in zwei
Räume erlaubt das getrennte Werkeln und Lagern - sehr praktisch in
Sachen Staub.
Wenden wir uns zunächst dem kleineren Raum zu, der auf
drei Metern Tiefe eine Breite von anderthalb Metern bietet. Das sind
etwa die Maße einer Klasse A Tischtennisplatte und klingt noch nicht nach
Raumwunder. Das wird es aber, sobald man dort diese IKEA Kisten reinstapelt, die durch die abgewinkelte Klappe auch dann zugänglich
sind, wenn sie übereinander stehen. Ergänzt man das pfiffige System durch
Latten, die auf jeder Kistenreihe liegen, kann man jede Kiste nicht nur
aufmachen, sondern auch rausnehmen. Klingt banal, ist es aber nicht,
denn so kann man auch Dinge in den Kisten lagern, die nicht durch ihre
Deckelklappe passen - das trifft auf manches Elektrowerkzeug zu wie zum
Beispiel den Hobel. Auf die drei Meter lange Wand passen 7 Kisten
nebeneinander und 4 übereinander, im Spitzgiebel findet noch eine
weitere Platz. 29 Kisten mit dem Platzangebot eines Umzugskartons
klingen schon viel besser als "Tischtennisplatte", zumal ja immer noch
eine Wand frei ist.
Auf die wurde dann das Schwerlastregal geschraubt, das ich früher mal im Keller vorfand und seitdem mit mir herumschleppe. Auf 5 Böden fasst es sämtliches Zeugs, das nicht in eine Kiste passt oder kleinere Lagereinheiten braucht. Kurze Botschaft der langen Rede: Auf 4,5 Quadratmetern hat hier Kram seinen Platz gefunden, der vorher die dreifache Fläche beansprucht hat. Allerdings dauert es eine geraume Weile, bis alles umsortiert und neu gelagert ist. Aber: Ein Kellerraum ist leer. Ein weiterer ist leer durch die Dinge, die außen an der Hütte hängen. Bleibt noch ein dritter: Die Werkstatt.
Die
Werkstatt zieht in den größeren der beiden Räume ein, der bietet 3*3
Meter an und fordert damit auch ein Stück Kreativität. Die ehemals vier
Kommoden machen da schonmal nicht mit und müssen auf drei reduziert
werden - die vierte wird zum Werkzeugwagen und bildet
ein eigenes Projekt.
Abgesehen davon ist die Unterbringung der Handwerkzeuge erstmal gar nicht so komplex - ab an die
Wand damit. Der
Stromspender aus einem früheren
Projekt ist noch da und hängt unter der Decke, Elektrowerkzeuge lagern
vornehmlich in den Kisten nebenan und Kleinzeug wird nach wie vor in
Gläsern aufbewahrt.
Da kommt das Kleinteilekarussel erneut zum
Einsatz, diesmal mit schrägem Lager unter der Decke. Weitere Gläser
hängen an verschiedenen Deckenbrettern, auf denen wiederum sperrige und
längliche Dinge lagern.
Direkt an der Tür steht ein früherer
Badezimmerschrank und auch die Tür selbst muss mit ran
- sie trägt
Feuerlöscher, Telefon und diversen anderen Kram.
Der Unterschied ist einfach, das alles etwas enger zusammenrückt und
abgesehen von der Werkbank kein Platz übrig ist, um tatsächlich etwas
dort hinzustellen. Werkstücke befinden sich also draußen, wenn und
solange daran gewerkelt wird, es sei denn, sie finden auf der Werkbank
Platz. Da steht übrigens neben den Wasserwaagen was Neues an der Wand
und zwar ein ausgeklappter und
angenagelter
Gliedermaßstab oder Zollstock. In dieser Form erspart er über die Zeit
viel Auf- und Zuklappen, denn was man so messen will, kann man nun
einfach davorstellen. Hat sich gleich in den ersten Folgeprojekten als
sehr nützlich erwiesen.
An sich sind die Dinge also nicht nur übersichtlich angebracht, es ist sogar noch Platz übrig, wie man hier oben sieht. Da kann dann auch ein Fleckchen für wichtige Sicherheitshinweise reserviert werden, man will sich ja nicht weh tun. Weitere Ausbauprojekte folgen, sie bringen stationäre Werkzeuge in der Werkstatt unter und Werkstücke draußen. Die Werkstatt ist jetzt im Garten - was da drin geschieht somit Gartenarbeit - und die wird ja ständig eingefordert.