Noch ein Bücherschrank
Während der Entstehung des letzten Bücherschrankes kam der Dauerbefeuerer meiner Werkstatt zu Besuch, mit dem bzw. für den ich bereits die Projekte Raumteiler und Schiebetüren gemacht hatte. Hatten wir nicht bei den Wunschtalern das Thema Verhältnismäßigkeit diskutiert? Da muss ich nochmal in Ruhe kalkulieren...
Aber
im Ernst - das Baukastensystem und seine Eigenschaft der schnellen
Umsetzung drängen sich halt auf, wenn es schnell gehen muss. Also
machen wir das gleich nochmal - diesmal ohne Farbe, dafür in
individueller Form. Man sieht auf dem Bild links, dass es hier ein speziell
geformtes Raumeckchen gibt, in das sich ein Regal möglichst einpassen soll, damit der Platz gut genutzt wird.
Das führt zu einer speziellen Form des Möbels, die Böden haben links eine Tiefe von ca. 20cm, rechts aber von 50. Es gibt also eine tiefe und eine weniger tiefe Seitenwand sowie Böden, die einen Winkel aufweisen und hier ihre Tiefe mehr als verdoppeln.
Das kann man nun so lösen, dass man Leimholz in 50er Tiefe kauft und
die nicht benötigten Ecken ausschneidet. Das wäre viel Verschnitt und
große Platten kosten deutlich überproportional mehr als schmale
Bretter. Als haben wir die 50cm lieber aus zwei Brettern gebildet - ein
durchgehendes und ein ergänzendes. Damit die Verbindung zwischen den
Brettern auch hält, stecken in jedem Boden vier Holzdübel, die die
beiden Elemente zusammenhalten - die ab Werk angefaste Kante
wurde vorher abgeschnitten. Und weil man bei 20er
und 30er Brettern mit abgesägter Fase nicht mehr auf 50cm Tiefe kommt
und der Wandversatz auch nicht diese hübsch glatten Maße anbieten
wollte, wurden ausschließlich 30er Bretter verarbeitet. Beim Pressen der
beiden Stücke eines Bodens neigen diese dazu, sich unter dem seitlichen
Druck wegzubiegen. In geringer Ausprägung ist das tolerierbar, denn
später werden die Seitenkanten der Böden ebenfalls mit Holzdübeln in die
Seitenwände eingelassen. Die Bohrungen in den Seitenwänden sind strikt
horizontal und zwingen die beiden Bodenstücke dann wieder in die
gewünschte Form.
Eine wichtige Ergänzung stellt die rückseitige Stütze der vertieften
Böden dar. Da die linke Seitenwand nur wenig mehr als 20cm tief ist,
kann der mit Holzdübeln eingelassene Boden nur auf dieser Tiefe gestützt
werden. Der tiefere Teil ist zwar rechts in der Seitenwand abgestützt,
hängt aber in der Mitte durch. Das trägt so kaum das eigene Gewicht,
geschweige denn Bücher oder andere Dinge auf dem Regal und muss daher
gestützt werden. Zwischen zwei Böden wird also ein jeweils passend abgelängtes Stück Kantholz
befestigt, das vom obersten Boden bis unter den
untersten die Konstruktion stützt, die Böden in der Flucht hält und das
aufliegende Gewicht nach unten ableitet. Unter dem Möbel finden sich dann
wie auch beim letzten Stück Kugelfüße und Balkenstücke. Wer genau
hinsieht, erkennt, dass die einzelnen Regalfächer unterschiedliche Höhen
bieten -
das muss bei der
Länge dieser Balkenstücke und erst recht bei
der Bohrung der seitlichen Einlässe in die Seitenwände natürlich
berücksichtigt werden,
Auf eine Zierleiste haben wir diesmal verzichtet, dafür fällt der Kranz eine Nummer umfassender aus. Auch hier besteht er aus einem profilierten, auf Gehrung geschnittenen, aufgeschraubten und an den Ecken mit Leim und Stiften fixierten Streifen aus demselben Leimholz. Darüber sitzt aber ein zweiter Streifen - ganz schlicht und ohne jede Verzierung, er bildet einfach eine zweite Stufe im Aufbau und bringt dadurch mehr Fülle. Das folgt dem Stil anderer Möbelstücke im selben Raum.
Das Ergebnis erfüllt seinen Zweck - ein stabiles und belastbares Regal quasi "um die Ecke". Die Bauzeit war hier ein wenig länger, da das Verleimen, Trocknen und Schleifen der zusammen gesetzten Böden seine Zeit brauchte. Wir haben gleich mit diesem Schritt begonnen, sodass die Teile trocken waren, sobald ihre weitere Verarbeitung anstand. Zwei Tage wurden etwa benötigt.
An Kosten fielen hier 19 Leimholzbretter 30*80 an, eine linke Seitenwand 20*240 und eine rechte Seitenwand 50*240. Letztere ist die größte Einzelposition. Zusätzlich gab es noch einen 44er Balken und rund hundert 8er Holzdübel zu berücksichtigen, zusammen jedenfalls unter 100 Euro.