Bücherschrank
Hier fängt ein neues Kapitel an, im Leben wie auf der Seite. Das bisherige Haus landet unterm Hammer, mich hat's zurück ins Ruhrgebiet verschlagen. Hier gibt's nun ein neues Haus, kleiner, älter und voller Bedarf an neuen Projekten - da lacht der Werkzeugkasten.
Ein wenig problematisch ist der Umstand, dass frühere drei Quadratmeter auf einen jetzigen zusammenschrumpfen müssen, die nächsten Projekte haben also meist damit zu tun, wie man sich mehr Platz verschafft. Das geht hier gleich mal los mit der Frage, wohin mit all den Büchern...
Die
Materialreserven müssen neu aufgebaut werden, Reste sind noch keine da.
Also habe ich hier Leimholzbretter gekauft und deren Maße gleich
belassen. Zwei Meter Höhe, 80cm Breite, 20cm Tiefe.
Die runden Füße stammen aus IKEA Kommoden, die eckigen Stützfüße sieht man später nicht, da tun's auch Stücke eines alten Tischbeins. Damit der Schrank auch ohne Rückwand in der Form bleibt, bekommt er ein Spannkreuz aus einem IKEA Regalsystem. An sich war's das auch schon.
Ein klein wenig Pepp durfte dann aber doch sein, sonst sieht es
allzu sehr nach Studibude aus. Was das Projekt eigentlich zeigen soll,
ist die Veränderung, die ein winziges Mehr an Material und Aufwand
bringt. Dieses Mehr besteht hier aus einem zusätzlichen
Leimholzbrett
80*20 für nen knappen Euro, das in einige Leisten zerteilt wird. Die
gibt's natürlich auch fertig, aber erstens hatte ich ja beim
Sekretär schonmal festgestellt, dass zwei
Leimholzbretter unterschiedlicher Maße keineswegs dieselbe Stärke haben
- auch dann nicht, wenn das so auf der Verpackung steht - und zweitens
hat das 80er Leimholzbrett auch gleich die passende Länge.
Streifen also. Zwei erhalten ein Zierprofil und werden zu einem einfachen
Kranz, der abgelängt und auf Gehrung geschnitten von oben auf das Deckelbrett
geschraubt wird. Damit dabei auch die Gehrungsenden übereinander liegen
blieben, erhalten sie je einen kleinen Stift von der Seite, der sie
zusammen hält. Zwei weitere Streifen wandern unten und oben an der Oberfräse
mit Hohlkehlfräser vorbei und werden so zu einer Zierleiste. Bei dieser
Art der Leistenfertigung ist es übrigens viel einfacher, wenn man zuerst
die Profile einbringt und dann erst den Streifen an der Tischsäge absägt -
das Profilieren von dünnen
Streifen ist ansonsten in Sachen Befestigung
des Werkstücks etwas mühsam. Mit der CNC-Fräse wäre das kein Problem,
aber die ist wohl erstmal Geschichte.
Die
zuletzt beschriebene Zierleiste wird mit kurzen Stiften angenagelt.,
hinten enden alle Leisten bündig zum Korpus. Nach diesem Schritt kann
bereits montiert und provisorisch der Sitz am Zielort erprobt werden.
Das Bild ist ein wenig unscharf, aber man erkennt, dass es hier ein
Stückchen Platz gab zwischen Wand und Sofa, in das sich das Regal gut
einfügt.
Jetzt noch Farbe und dann war's das auch bereits. Alle Teile erhalten den Antikwachsanstrich mit anschließender Politur und kommen dann in einem leicht glänzenden antikisierten Kiefernton daher.
Rechts das Ergebnis. Letztlich sind hier ein paar Fertigbretter
aneinander geschraubt und ein paar weitere simpel als Regalböden
eingelegt worden. Ein schlichtes Spannkreuz hält den Kasten zusammen. Wenn
er aber mit ein paar Leisten verziert
und mit Büchern gefüllt ist, sieht man das nicht mehr, auf einmal wirkt
er wie ein richtiges Möbelstück. Das liegt vor allem an der oben
sitzenden Sichtkante, die gleich drei Zwecke erfüllt. Sie verleiht dem
Regal mehr Fülle, weil sie eine Fläche bietet, wo sonst nur Kanten
wären.
Weiter verdeckt sie teilweise die eigentliche Höhe des obersten
Regalfaches, die sonst asymmetrisch ins Auge fiele. Und schließlich
bietet sie eine Unterkante, an der die Zierleiste sitzt. Kranz und Zierleiste brechen die ansonsten rechteckige Form auf und lassen
die Konturen unregelmäßig erscheinen - denselben Zweck erfüllen die
Kugelfüße. So wird mit einfachsten Mitteln und ohne Zusatzkosten ein
simples Regal zum Bücherschrank.
Kosten fielen kaum an. Füße und Spannkreuz sprangen aus der Restekiste, gekauft wurden 9 Bretter 20*80 und zwei Bretter 20*200, zusammen vielleicht für 20 Euro.
Der Stapel hier links zeigt, dass noch einige Bücherregale folgen müssen, die Kisten stapeln sich bis zur Kellerdecke und rufen nach mehr Stellfläche. Da wird also noch einiges kommen.