Adventskalender - Holzarbeiten
Hier nun der zweite Teil dieses Projektes, der da aufsetzt, wo die vielen hundert Einzelteile fertig gefräst waren. Eine Beschreibung dieses ersten Schrittes gibt es hier.
Putzen
Ausgangspunkt dieser Arbeiten waren Kisten voll kleiner Einzelteile, die sämtlich viele abstehende Späne aufwiesen. Hier ist Geduld und Schleifpapier gefragt. Erstere war nur begrenzt vorhanden, sodass ich von den ursprünglich 3 geplanten Stücken eines verwarf und verschenkte. Das zweite war für uns gedacht und das dritte ein Geburtstagsgeschenk für einen Bastler. Der sollte es aber nur zusammensetzen und bemalen müssen und nicht auch noch alle Teile behandeln.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Das hat gedauert und am Ende war Eile angesagt, denn nach hinten gab's eine harte Deadline: Zum ersten Dezember muss das Ding ja schließlich einsatzbereit sein. Dass der besagte Geburtstag schon Anfang November stattfand, machte die Sache nicht einfacher.
Neben den 120 Schubladenteilen pro Kalender kamen noch je 10 MDF (mitteldichte Faserplatte) Elemente hinzu, die den hinteren Kasten bilden. An diesen sind die Schubladenführungen für 19 Schubladen angebracht - sie bestehen aus je zwei dünnen Holzleisten. 5 Schubladen laufen auf einer der MDF-Platten und brauchten keine zusätzlichen Führungsleisten.
Teile komplettieren
Diese Führungsleisten waren der nächste Projektschritt. Dafür eignet sich hervorragend eine elektrische Feinsäge, denn die reißt das filigrane Holz im Gegensatz zur Kappsäge nicht auseinander. Die Feinsäge ist eines meiner wenigen Geräte aus der Profiserie des Herstellers, bei den meisten anderen Werkzeugen bin ich auch mit der Heimwerkerserie absolut zufrieden.
Für Bastelprojekte ist dieses Gerät sehr hilfreich und so kommt es auch immer dann zum Einsatz, wenn viele gleichartige kleine Teile gefertigt werden müssen. Bei den Flügeln der Windmühlen war das zuletzt der Fall.
Hier wurde nun ein Anschlag montiert und dann ging es Schnitt auf Schnitt - dieser Projektschritt war schnell erledigt.
Zusammenbau
Inzwischen war ein ganzer Einkaufskorb voller Teile herangewachsen - nun ging es ans Zusammenbauen.
Mit Hilfe kleiner Klammern wurden die Führungsleisten an die MDF-Elemente geleimt. Dazu sind - wieder einmal - viele dieser Klammern notwendig. Ich hatte mich im Windmühlen-Projekt umfassend damit eingedeckt, sodass hier kein Mangel bestand. Von den größeren Zwingen hätte ich aber gern einige mehr gehabt.
Einmal mehr zeigt sich hier nämlich: Klammern und Zwingen kann man nicht genügend haben! Obwohl Dutzende zur Verfügung stehen, habe ich immer noch Tage damit verbracht, auf das Trocknen eingespannter Elemente zu warten, weil ich die Klammern und Zwingen für den nächsten Schritt brauchte.
Ein weiteres Beispiel dafür ist der Zusammenbau der Schubladen. Unter Zugabe von Leim wurden die jeweils 5 Einzelteile in ihren vorgefertigten Nuten zusammen gesteckt und fixiert. Das geschah in ausreichend großen Zwingen, von denen ich aber nur 3 Stück habe. Eine große Klammer presst außerdem die Seitenteile nach innen, damit die Schublade nicht aus der Form läuft. Auch von diesen Zwingen hatte ich zu der Zeit nur 4 und daher hat es eine Weile gedauert, bis alle Schubladen fertig waren. Es reicht übrigens, sie nur etwa eine Stunde unter Druck zu pressen, denn dann hat der Leim ausreichend gebunden, um die Form zu halten. Austrocknen konnte er dann ohne Druck. Wichtig ist aber, vor dem Zusammenbau die Teile zu prüfen. Bodenplatte und Seitenteile müssen gleich lang sein, sonst passt es nicht.
Nun war das Gehäuse an der Reihe. Das Bild rechts zeigt die lose Anordnung, damit man sie besser nachvollziehen kann. Es gibt 10 MDF Elemente in 4 verschiedenen Längen. Alle haben die gleiche Höhe, etwa 5 Millimeter mehr als die Länge der Schubladen. Zunächst bilden zwei Elemente den linken und rechten Rahmen. Dazwischen kommt - bündig zur Heiligabend-Schublade - ein kleines Element. Es dient zur Anbringung der rechten Führungsleiste für diese Schublade und stützt das darüber liegende Element ab. Dieses verläuft dann quer und bündig zur Unterkante der nächsten Schubladenreihe. Aus diesem Grund brauchen 5 Schubladen keine Führungsleisten, denn sie liegen hier direkt auf. Dazwischen werden die anderen 4 langen Elemente hochkant angebracht, jeweils so, dass sie genau mittig zwischen den Ausfräsungen auf ihrer linken und rechten Seite liegen. Zuletzt gibt es ganz oben noch zwei kleine Elemente, sie bilden die Seiten der Nikolaustag-Schublade und halten auch hier die Führungsleisten. Soweit die Theorie, jetzt ging es an die praktische Umsetzung dieser Planung.
Das Bild rechts zeigt die Fixierung der Schublade für den Nikolaustag. Die sitzt weit oben in der Mütze der Figur und braucht daher ein eigenes Gehäuse.
Zu erkennen sind zwei MDF-Platten als Seitenteile mit je einer aufgeleimten Führung für die Schublade. Die Führungen müssen mit dem unteren Rand des Einschubes exakt abschließen, damit die Schublade sauber einfährt und nicht schräg steht. Das Gehäuse hat einen Deckel und eine Rückwand, damit man nicht von oben oder hinten in die Schublade hineinsehen kann. Um die großen Zwingen durch die kleinen Schubladenöffnungen zu führen, kann man den Kopf dieser Zwingen abmontieren. Das ist so praktisch wie umständlich, war aber hier nicht anders zu lösen, da ich durch das umliegende Material der Frontplatte und des Arbeitstisches nicht von den Seiten herankam. Hier links dann der fertige Kasten.
Weiter ging's mit den übrigen MDF-Platten, die als Streben für die Führungsschienen der Schubladen dienen. Sie wurden einfach so zwischen die Öffnungen gesetzt, dass sie mittig ausgerichtet waren und dann konnte man mit dem Bleistift die richtige Stelle für die Schubladenführung markieren. Nachdem die Führungen angebracht waren, wurde dann das ganze Element stumpf eingeleimt. Es wird später quasi überhaupt nicht belastet, daher sind weitere Fixierungen wie Schrauben oder Dübel nicht notwendig.
Fehlen noch die kleinen Abdeckungen für links und rechts unten, der obere Deckel auf den vier mittleren Zwischenstreben sowie die Rückwand, die das ganze verdeckt.
Hier rechts die Montage der Abdeckungen. Es ist nicht ganz leicht zu erkennen, was bei dieser Konstruktion eigentlich gerade angepresst wird - es sind die drei eben genannten Elemente.
Die nächste Bilderserie zeigt nun den fertig montierten Kalender, von hinten und von vorn mit und ohne Schubladen.
Die Rückwände der Schubladen wurden wie gesagt aus den ausgeschnittenen Elementen der Löcher in der Frontplatte gefertigt. Das macht nur bei einem möglichst kleinen Fräserdurchmesser Sinn, denn der bestimmt ja die Größendifferenz zwischen Rückwand und Auslassung. Hier wurde ein 2mm Fräser verwendet. Es muss aber berücksichtigt werden, dass die Schublade später nicht mittig in der Auslassung schwebt, sondern natürlich unten aufliegt. Also ist nicht ringsum ein 2mm Abstand zu verzeichnen, sondern oben sind es 4 und unten liegt die Lade auf. Damit die Frontplatten der Schubladen nicht entsprechend versetzt wirken, wurde das beim Einfräsen der Nuten in diese Fronten berücksichtigt - sie fallen entsprechend tiefer aus und gleichen den Unterschied damit aus. Außerdem sind sie größer und verdecken daher die Einlassung komplett - daher braucht es auch keinen hinteren Anschlag für die Schubladen.
Es ist bei den 22 kleinen Schubladen zunächst auch egal, welche wo sitzt. Da nicht alle Schubladenleisten und Schubladen beim Verleimen gleich gut gelingen, kann man bei mittelmäßig passenden (sind vielleicht etwas schief oder schließen nicht exakt) mal ein wenig herumprobieren und findet bestimmt eine ebenfalls etwas schräg sitzende Leiste, die das wieder ausgleicht.
Zeichnen und Malen
So vorbereitet, konnte es ans Streichen gehen. Aus verschiedenen anderen Projekten waren noch viele Flaschen Abtönfarbe vorhanden. Wo sie nicht ausreichten oder nicht gut passten, wurde in kleinen Töpfchen gemischt. Dafür eignen sich übrigens hervorragend die Kräuterbutter-Töpfchen vom Lieblingsitaliener, die man zu diesem Zweck immer hübsch aufbewahrt.
Ein Tropfen braun ins rot und die Farbe sah schon mehr nach Weihnachtsmann aus als - wie vorher - nach Rettungswagen. Ein bisschen braun ins weiß, ein Tropfen gelb und rot dabei und eine gesunde Hautfarbe war gefunden. Ein Tropfen weiß ins braun und der Schnürbändel des Gabensackes hob sich farblich etwas ab. Schwarz war alle und bei der Gelegenheit haben wir herausgefunden, dass Abtönfarben zu Schleuderpreisen bei ebay verramscht werden - für das Geld, das im Baumarkt für 2 Flaschen genommen wird, haben wir dort 6 bekommen - inklusive Versand, versteht sich. Dort gab's übrigens auch die Holzkugeln für die späteren Knaufe zum Schnäppchenpreis.
Jetzt war Handarbeit gefragt. Ausgehend vom Originalfoto habe ich nun versucht, die verschiedenfarbigen Stellen mit Bleistift aufzuzeichnen - spätestens jetzt musste jede Schublade ihren endgültigen Platz kennen. Lediglich ein paar vollständig rote kann man auch später noch austauschen.
Und los ging es mit dem Bemalen. Wo keine Übergänge gefragt sind, können auch die kleinsten Helfer schon fleißig mitmachen. Das hat viel Spaß gemacht und am Ende war schwer zu erkennen, welche Figur nun am intensivsten bemalt war. Die Farben sind aber leicht abwaschbar und ungiftig, also war das nicht weiter schlimm.
Zunächst wurde rot gestrichen, davon wird mit Abstand am meisten benötigt. Die nächsten Bilder zeigen diesen Schritt an Rückwand, Schubladen und Front - letzteres noch in Arbeit.
Die
Abtönfarben erzeugen ein scheckiges Bild, während sie trocknen. Das liegt
daran, dass je nach Beschaffenheit des Untergrundes oder der Dicke und Reihenfolge
des Farbauftrages einige Stellen eben früher trocknen als andere. Man neigt
schnell dazu, dem mit Korrekturen zu begegnen. Das ist aber überflüssig,
weil sich nach dem vollständigen Abtrocknen ein sehr gleichmäßiges Bild
ergibt. Also lieber erst nach einer Stunde nochmal kontrollieren, denn dann
finden sich eher helle Stellen, die beim Streichen nicht erfasst wurden
und im verwirrenden Fleckenbild der halbtrockenen Farbe nicht erkennbar
waren.
Bei den
mehrfarbigen Schubladen ist es wichtig, auch die Ränder der Frontplatte
im Farbton der entsprechenden Stelle der Oberfläche zu streichen, da ansonsten
die durchgehend roten Rahmen im Gesamtbild unschön hervorstechen würden.
Zahlen und Knaufe
Nun fehlten noch die Zahlen auf den Schubladen. Ich hatte zunächst vor, sie mit einzufräsen. Das Problem war aber, dass bei den Fräsarbeiten nur die Innenseiten und eben nicht die Außenseiten der Schubladenfronten bearbeitet wurden. Es hätte also jede Front nochmal einzeln nachbearbeitet werden müssen - und das mit 24 verschiedenen Fräsdateien. Das war mir dann doch zu aufwändig und ich habe mich daher für eine andere Lösung entschieden.
Die Zahlen wurden in einem Malprogramm in einer geeigneten Schriftart gezeichnet und dann gedruckt. Jede Zahl war dabei zentriert in einem quadratischen Stück Papier angeordnet und wurde mit einer kleinen Schere ausgeschnitten. Ein weiteres Stück Papier - größer als eine Schublade - verfügte über ein kleines Fenster, das größer als die Zahl, aber kleiner als Quadrat um die Zahl ist. Damit sind Schablonen entstanden, die das Aufbringen der Zahlen mit Sprühfarbe ermöglichen. Die größeren Papierstücke dienen einzig dem Zweck, sie für jede Zahl verwenden zu können und daher nicht so oft zu benötigen.
Die folgende Bilderserie zeigt, wie's gemacht wird. Ich hatte kürzlich mal aus dem Baumarkt eine Dose goldenen Sprühlack mitgenommen. Ich wusste zwar noch nicht, wofür ich sie brauchen würde, aber früher oder später würde sie sicher zum Einsatz kommen. Hier also bereits früher.
Erstes Bild: Kleines Quadrat mit der Zahl auflegen und möglichst dicht am linken und unteren Rand ausrichten. Dann - zweites Bild - Schablone drüberlegen (ist hier durch mehrfachen Gebrauch bereits vollständig goldfarben) und die Schublade ist bis auf die Zahl selbst verdeckt. Dann sprühen und zwar aus angemessener Entfernung, denn der Sprühluftdruck fegt ansonsten das Papier von der Schublade. Ich habe aus etwa einem Meter Entfernung die Farbe bei geringem Druck auf die Düse herabregnen lassen. Bild 3 zeigt das Ergebnis - eine schöne goldene Zahl auf der ansonsten unversehrten Schublade. Da die dünnen Schablonen nicht vollständig aufliegen, ergeben sich etwas gesprenkelte Ränder an den Zahlen. Das macht aber nichts, denn sie erhalten ohnehin noch einen Rand.
Hier ist der Rand - mit schwarzem Permanentmarker - aufgebracht und man erkennt auch den Effekt der Zahlen mit Einschlüssen. Die mussten ja beim Ausschneiden mit heraus und sind daher mit besprüht worden.
Das war schnell korrigiert - ein kleiner Farbklecks in der jeweils passenden Farbe stellt die Zahl wieder korrekt her und nach dem Trocknen erhält auch dieser Einschluss einen schwarzen Rand. Mit dem gleichen Permanentmarker wurden übrigens auch die Augen der Figur ausgemalt - die waren mir für den Pinsel doch zu klein. Als dann, just in time, auch die schwarze Farbe vom ebay-Händler eintraf, konnte noch der sichtbare linke Fuß des Weihnachtsmannes bemalt werden und die Malarbeiten waren damit abgeschlossen.
Nachdem nun auch die bestellten Holzkugeln da waren, konnte der letzte Projektschritt angegangen werden. Die ursprünglich geplante Schraubtechnik wurde verworfen - zu umständlich.
Jede Kugel erhielt stattdessen eine Abflachung am Schleifteller, damit war eine kleine Fläche entstanden, die nun einfach aufgeleimt wird. Dazu habe ich die Kugel mit der Zange festgehalten und an Schleifteller herangeführt, weil sie für die Finger kaum Halt bieten. Die innen liegenden Markierungen der Schubladenmitte waren ursprünglich als Schraubmarkierung gedacht, haben aber trotzdem gute Dienste getan, denn gerade bei den mehrfarbigen Schubladen ist die Mitte rein optisch schwierig auszumachen.
Die Umsetzung war nun einfach und ging schnell - ein kleiner (!) Tropfen Leim auf die flache Stelle der Kugel, anhand der innen liegenden Markierung mittig ausrichten und mit einer kleinen Federzwinge anpressen. Eventuell hervorquellender Leim kann belassen werden, er trocknet später durchsichtig aus und die darunter liegende Farbe kommt wieder durch - man sieht es also nicht. Wieder einmal waren nicht genügend Zwingen da, dieser Arbeitsgang unterteilte sich daher in drei Schritte á 8 Federzwingen. Die Knaufe waren im Original ebenfalls in der Farbe der entsprechenden Schublade bemalt. Nachdem sie aber dran waren, fanden wir sie im Buche-Originalton schöner und haben sie so belassen.
Fertig! Klar, der beschriebene Aufwand ist natürlich wenig angemessen, wenn man bedenkt, dass man einen solchen Kalender komplett für 20-30 Euro kaufen kann. Aber wir haben nun einen selbst gemachten, an dem alle mitgearbeitet haben - und das ist doch irgendwie was anderes.
Der Kalender wurde rechtzeitig fertig und konnte vom Werkelraum quasi direkt in den Wohnbereich umziehen, denn hier war bald darauf Weihnachtsdeko angesagt.
Wer sich für das CNC-Fräsen der Einzelteile interessiert, für den hier nochmal der Weg dahin.