Rollendes Material - Historie
Die Kombination des Playmobil "Look and Feel" mit der Technik einer Eisenbahn hat mich schon als Kind fasziniert. In einer Etagenwohnung war aber an den Aufbau einer Strecke nicht zu denken und die Zusammenstellung einer ansprechenden Landschaft war schon aus Kostengründen ausgeschlossen. Es mag an diesen beiden Faktoren liegen, dass der große Boom der Playmobil-Eisenbahn auch lange zurück liegt. Es gab Dutzende verschiedene Waggons und andere Artikel im Zusammenhang mit der Bahn, eine Übersicht bietet dieses unglaubliche, privat zusammen getragene Playmobil Archiv.
Dort ist zu sehen, dass es gut 160 Artikel rings um die Eisenbahn gab, allein fast 30 verschiedene Waggontypen als Einzelartikel, weitere in vielen Sets zusammen mit Lok und Gleisen. Mit der Westernbahn gab es sogar eine komplett eigene Eisenbahn-Spielwelt, schließlich waren alle Jungs aus den Jahrgängen bis in die 70er hinein absolute Western- und Indianerfans.
Das hat sich jedoch verändert, heutige Kinder und Jugendliche wissen - ist das zu fassen - nicht mehr, wer Winnetou ist. Ich bin sicher, dass diese Entwicklung das Schicksal der Westernbahn sowie der Wildwest-Spielwelt insgesamt stark beeinflusst hat. Heute sind Neuzeit-Abenteurer wie Polizisten und Feuerwehrleute hip, ich merke das an meinen eigenen Kindern und eben genauso am Playmobil-Angebot. Jeder Junge unter 10 will Feuerwehrmann oder Polizist werden. Ehre und Heldentum, Kampf gegen das Unrecht und Hilfe für die Bedürftigen sind nach wie vor die Treiber - früher symbolisiert durch den edlen Indianer oder den tapferen Westmann. Damals schon galt das ebenso für den unerschrockenen Verbrecherjäger oder den mutigen Feuerwehrmann - und tut es bis heute. Diese Jungs erfüllen den Heldenanspruch nach wie vor und sie gehen dabei mit der Zeit. Winnetous Zeitalter blieb jedoch auf der Strecke und mit ihm die Westernwelt und auch die Westernbahn.
Aber wie ging das eigentlich los? Ich erzähle das mal anhand der Modelle, für die ich mich letztlich entschieden habe.
Geschichte der Playmobil Eisenbahn
Die ersten Waggons und Züge wurden bereits im Jahre 1980 vorgestellt - ein Personenzug und ein Güterzug, zusätzlich waren die Loks, ihre Waggons und vier weitere Waggontypen auch als Einzelprodukte im Angebot. Die Schienen führten Strom und waren kompatibel zu anderen Systemen mit der Spurweite 45mm (Spur 1) - also dem Abstand von 45 Millimetern zwischen den Innenkanten der Gleise.
Aus diesem ersten Jahr stammen bereits die verschiedenen Typen des Niederbordwaggons 4104, der über die Zeit in verschiedenen Variationen angeboten wurde und daher das vielseitigste Modell ist, das es je gab. Dazu später mehr.
Ebenfalls aus dem Jahre 1980 stammt der Stückgutwagen 4102, der in gelb daherkam und einen geschlossenen überdachten Laderaum mit Schiebetüren bot. Drei Jahre später gab's dieses Stück dann auch in braun, ergänzt um ein Bremserhäuschen, ansonsten aber baugleich. Eine interessante Entwicklung, denn wie sich später zeigte, wurden die typischen Güterwaggons sämtlich in braun hergestellt, weil das realistischer und naturgetreuer ist bzw. war. Sie wurden aber ebenso in bunten Varianten angeboten, weil das hübscher aussieht und somit eine weitere Zielgruppe adressiert.
Ich habe von Anfang an zu den braunen Modellen tendiert, denn auf der realen Schiene gab es auch nur braune Güterwaggons - für Stückgut, Schüttgut und Stangengut zeigten die Güterwaggons der Bahn immer die gleiche Farbe - braun. Dass die Cargotruppe der Bahn dann später auf rot setzte, konnte den Eindruck der eigenen Kindheit nicht mehr ändern: Güterwaggons sind braun - mal abgesehen von Kesselwaggons, die mich aber nie interessiert haben. Und sie treten in großen Gruppen auf. Auch dazu später mehr.
Zurück in die 80er Jahre: Ein Jahr nach Vorstellung der ersten Modelle wurde eine weitere Bauform vorgestellt, die es in fast unveränderter Form bis heute gibt - der offene Güterwagen, früher Hochbordwaggon genannt. Dieses Modell war und ist bis heute der absolute Hit - an sich hätte es neben einem Personenwaggon gar keine großen Alternativen gebraucht. Der große Laderaum fasst alle möglichen Güter - hier kann Schüttgut hinein, ebenso wie Stückgut. Die Türen ermöglichen den Zugang mit Gabelstapler oder Rampen, die hohe Ladekante erlaubt viel Inhalt. Dazu ist das Ding robust, es gibt wenige filigrane Teile im Aufbau. Diese Vielseitigkeit erklärt, warum gerade dieses Stück seit 30 Jahren immer wieder mal in neuer Farbe erscheint. Ein perfektes Modell! Und machen wir uns klar, dass wir hier in einer Zeit sind, in der längst vergessene Produkte wie die ersten Ritter am Markt waren, hier noch ohne Schuhe, mit unbeweglichen Händen, einem einzigen Frisurtyp und - eine Idee der frühen 80er - zum Anmalen mit speziell dafür angebotenen, wasserfesten Farbstiften. So sehr sich die Klickies seitdem auch entwickelt haben - der Hochbordwaggon war ein Volltreffer und kommt heute noch in nahezu derselben Form daher wie im Jahre 1981.
Im Jahre 1983 gab es dann neben dem oben schon erwähnten geschlossenen Güterwaggon 4111 noch zwei weitere Evergreens. Das ist zum einen die Kipplore 4112. Die konnte man mit Schüttgut prima bespielen und sie entwickelte sich später weiter zu Versionen ohne Bremserhäuschen, weil es die dann auch in der Realität nicht mehr gab. Bis heute ist die Kipplore im Programm.
Etwas Besonderes ist dagegen der Containerwaggon 4113 - ich bin in der Beschreibung der ersten Entwürfe unserer Planung bereits darauf eingegangen. Der Container des 4113 hatte schon viele Eigenschaften mit den heutigen Containern gemein: Er war abnehmbar, stapelbar, das Dach konnte entnommen werden und die Türen ließen sich öffnen. Denkt man jedoch an die Handhabung von Containern in der Realität, dann fehlte irgendwie etwas. Zwar ließ der Container sich vom Fahrgestell lösen, aber es gab dann ein paar nicht so glückliche Eigenschaften:
- Erstens war das Ablösen durch die vier roten Befestigungselemente an seiner Unterseite nicht ganz einfach. Sie mussten herausgezogen werden, was auf der jeweils bespielten Seite gut funktionierte, auf der jeweils anderen jedoch schwieriger war. So fehlen diese Elemente denn auch bei vielen gebraucht angebotenen Modellen, denn für die Bedienung durch Kinderhand waren sie nicht wirklich ausgelegt.
- Zweitens konnte man den dann abgenommenen Container auf den Boden stellen und auch stapeln, das war's dann aber auch. Das Element passte - vom Portalkran abgesehen - zu keinem anderen Produkt, man konnte schlicht nicht viel damit anfangen.
- Und drittens schließlich hinterließ der abgenommene Container ein nacktes Fahrgestell, das den Blick auf die Schiene freigab und ebenfalls keine andere Spielmöglichkeit bot, als den Container dort wieder zu befestigen. Weil es ohne Aufbau nun extrem leicht war, neigte es außerdem zum Entgleisen, denn es drückte kaum auf die Schiene.
Die spätere Entwicklung ging dann dazu über, die Unterseite des Containers mit hervorstehenden Kanten zu versehen, die in Nuten auf der Ladefläche eines flachen Waggons greifen - ein weiteres Einsatzgebiet für den vielseitigen 4104 war entstanden. Der Container wurde dort einfach aufgesteckt, was viel einfacher und besser zu bespielen war. Das konnte auch auf Lastwagen umgesetzt werden und bot viel flexiblere Spielmöglichkeiten. Ein Container mit dieser Technik kam erstmals im Jahre 1995 mit dem "Sunset Express" (heute "American Truck") 3817 auf. In den 12 Jahren dazwischen fokussierte die Eisenbahn stark auf das Westernsegment, sodass der 4113 nicht häufig anzutreffen war und daher heute eines der seltensten und begehrtesten Sammlerstücke überhaupt ist. Für meine Spielpläne ist er wie schon beschrieben nicht geeignet, ich habe daher auf die neueren Container gesetzt, die inzwischen schon in einigen verschiedenen Farben erschienen sind. Im Gegensatz zu den übrigen Güterwaggons sind ja Containerwaggons auch in der Realität schon immer bunt gewesen.
Nach diesen grundlegenden Modellen tat sich erstmal einige Jahre nichts im Sektor Eisenbahn. 1987 aber wurde die schon sehr umfassende Westernwelt um Eisenbahnkomponenten ergänzt, die in diese Zeit passen. Das Flagschiff dieser Entwicklung war die "Westernlok mit Tender" 4054, seinerzeit "Steaming Mary" genannt. Die gab's in diesem Set einzeln, sie war aber auch die Spitze des Zugsets 4034.
1987 entstanden eine ganze Reihe von Produkten auf und neben der Schiene, sämtlich bezogen auf die Westernwelt und letztlich auch nur dort wirklich passend. Eine Reihe von begehrten Sammlerobjekten ging daraus hervor, Produkte, die man heute kaum noch bekommt und die teilweise erhebliche Sammlerwerte erreicht haben.
Beispiele dafür sind die hier abgebildeten Produkte Windrad 3765 und Wasserturm 3766. Sie sind komplett so gut wie nicht mehr zu bekommen und weil Sammler sie aus verschiedenen Sets stückweise wieder zusammensetzen und für die einzelnen Stücke hohe Einzelpreise zahlen, steigt der Wert kompletter Sets stetig an. Für die Western-Station 3770 (früher "Bahnhof Colorado Springs") werden heute auch dann mehrere hundert Euro verlangt, wenn sie nicht sämtliche Originalteile, sondern nur gleich viele Teile enthält. Das gilt ganz besonders für den Klicky mit orangenem Hemd und orangener Mütze, der als eines der seltensten Teile überhaupt gilt, da Oberteil und Mütze nur in diesem Set vertrieben wurden.
Als die Begeisterung der Kinder für Wildwest nach Jahrzehnten abflaute, tat das auch die Westernwelt und mit ihr nicht nur die Westerbahn, sondern die Eisenbahn insgesamt. Fast schien es dem Fan, als sei das Thema abgehakt, es gab lediglich eine Kleinkindbahn aus der 1-2-3 Serie, aber nichts Neues mehr im Thema Eisenbahn. Acht Jahre lang tat sich gar nichts, erst 1995 gab es Neuauflagen von 2 Zügen und vier Waggons - sämtlich bestehend aus früheren Modellen in neuer Farbgebung.
Mit dabei waren alle erfolgreichen Modelle - so die Kipplore (immer noch mit Bremserhäuschen), der Niederbord und der Hochbordwagen, der geschlossene Güterwagen und der Personenwagen. Letzterer war ebenfalls ein Modell, das bereits seit dem allerersten Jahr in der Form gesetzt war. Anfangs blau (hier links in der Ur-Ausführung 4001), wurde der Personenwagen in verschiedenen Variationen später hauptsächlich in rot angeboten. Seine Farbgebung war immer mal wieder etwas unterschiedlich, seine Form blieb jedoch 30 Jahre lang dieselbe. Sie kam und kommt nostalgisch rüber, die überstehenden Dächer und erst recht die Plattformen an beiden Enden des Waggons erinnerten nicht mehr an ein Modell, das man aus der Realität kennt, sondern lassen eher das Ziel erkennen, mit dem bei allen Modellen identischen Chassis auch diesen Einsatzzweck zu bedienen. Und weil nunmal Personenwaggons in der Realität längst in viel längerer Form gebaut wurden, wirkt ein kurzer Personenwaggon nur dann einigermaßen realistisch, wenn er den Bezug zu einer Zeit hat, in der es solche Modelle eben gab. 1996 gab es als einzige Neuerscheinung im Waggonsegment den gleichen Personenwaggon als mit Graffiti angemalte Version - interessanter Weise steht er auf dem Produktbild bereits auf den Vollkunststoffschienen der RC Bahn, die jedoch erst im Jahr 1997 herauskam.
Das aktuellste Modell der roten Waggons stammt denn auch aus dem SET "RC Nostalgiebahn" 4017 und das war das Modell, mit dem ich meinen Bedarf an Personenwagen gedeckt habe.
Funky Trains
Im Jahre 1997 gab es dann wie angedeutet den nächsten großen Wurf - die Playmobil Eisenbahn erhielt eine neue Technologie und es gab neue Modelle. Nunmehr waren nicht mehr die Schienen stromführend, sondern die Loks wurden mit Akkus betrieben und konnten mit einer tragbaren Fernbedienung über Funk gesteuert werden. Das ergab die Möglichkeit, die Schienen nun komplett aus Kunststoff herzustellen, was nicht nur das Verfahren vereinfacht, sondern auch das Ergebnis robuster und widerstandsfähiger macht. Da kann man nun ruhig mal drauftreten oder auch mit dem Fahrrad drüberfahren - die Schiene macht das mit, nichts bricht ab. Trotzdem ein radikaler Schritt, denn er bedeutete auch, dass zwar die Waggons, nicht aber die Loks kompatibel zum neuen System waren. Da aber der letzte große Wurf mit der Westerbahn inzwischen 10 Jahre zurück lag, war eine neue Generation von Kindern herangewachsen, sodass hier ein neuer Anfang gewagt wurde.
Die RC Bahn startete zunächst mit bekannten Modellen, es gab eine Dampflok mit den vertrauten Personenwaggons und es gab als separate Sets die alten Bekannten Hochbordwagen und Kipplore - letztere jetzt befreit vom Bremserhäuschen, dafür mit breiteren Loren. Alle Waggons basierten nach wie vor auf den Chassis von 1980 - natürlich an den neuralgischen Punkten weiter entwickelt, besonders an den Kupplungshaken, die in früheren Jahren sehr empfindlich waren. Es gab aber auch etwas ganz Neues: Der RC Train 4016 war die erste grundlegende Neuentwicklung für die neue Antriebstechnik. Er trennte sich komplett von früheren Techniken der Kupplung und vom Design der Wagen. Vielmehr kam er im Design moderner Hochgeschwindigkeitszüge daher und konnte im selben Design mit dem Mittelwaggon 4119 beliebig verlängert werden. Das Kupplungsprinzip dieser Modelle war völlig neu entwickelt. Im Prinzip basiert es auf einzelnen Schlitten, auf denen die Waggons aufliegen. Der Wermutstropfen ist hier natürlich, dass auch dies nicht wirklich kombinierbar ist mit den übrigen Waggonmodellen - aber das ist schließlich in der Realität mit dem Aufkommen der ICEs auch so gewesen. Man kann zwar auch ganz normale Waggons an den RC Train ankuppeln, aber wie sieht das aus und wer tut das?
Wieder ein paar Jahre später legte Playmobil nach und brachte zwei weitere Sets, von denen das Set 4010 wieder eine völlige Neuentwicklung darstellte. Die Lok ist der Taurus Baureihe nachempfunden (Quelle: „ÖBB 1116.196“ von ÖBB399 - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.) und kommt im typischen Rot der Bahn daher, wenn auch die aufgebrachten Symbole längst nicht mehr "DB", sondern "PM" zeigen. Neu war nun auch die Integration von LEDs in die Loks und damit die Beleuchtung der Strecke. Eine beleuchtete Version des "RC Train" gab es dann im Set 4011 "RCE" (Radio ontrol Express) ebenfalls - sie ist ansonsten baugleich mit dem "RC Train" 4016, jedoch farblich anders gestaltet. Zusammen mit den Aktionsartikeln "Weihnachtszug" 4035 und "RC Güterzug Set 4085" waren damit nun 6 verschiedene Loktypen für die neue RC Technik am Start. Sie eröffnen vielerlei Möglichkeiten für die Sicherung von Ersatzteilen, da sie viele Entwicklungen früherer Jahre beinhalten. So enthält das Güterzugset 4085 zum Beispiel erstmals wieder einen Containerwaggon, der auf der oben beschriebenen Technik des Aufsteckens auf den Niederbordwaggon basiert. Einen einzelnen Containerwaggon gab es nach dem 4113 nie wieder, als Einzelwaggon mit der heutigen Befestigungstechnik also nie. Das mag auf die Stückzahlen des ersten Versuchs zurückgehen - dabei ist aber zu bedenken, dass in der betreffenden Zeit die Westernbahn dominierte und in dieser Epoche gab es keine Container. Die damalige Befestigungstechnik tat ein Übriges. Im modernen Umfeld Hafen, Flughafen City Life sieht das jedoch ganz anders aus, sodass hier ein neuer Anlauf willkommen wäre. Auch die Form der Rangierlok gab es früher bereits, aber nun ist eine klassische Fracht- und Rangierlok auch im RC Program verfügbar, die sehr gut in Verbindung mit sämtlichen Güterwaggons aussieht und nach neuen Einsatzgebieten für die rote E-Lok aus 4010 ruft.
Auch die hat Playmobil geschaffen und stellte eine völlige Neuentwicklung des Personenwaggons vor. Mit dem Personenwagen 4124 wird das alte Konzept "neuer Aufbau auf gleicher Basis" komplett verabschiedet und zugleich wird die Lücke im Thema Zeitbezug dieses Waggontyps geschlossen. Jetzt ist nicht mehr nur der Aufsatz ein anderer je Waggonmodell, sondern auch das Chassis ist individuell. Zumindest steht das zu hoffen, denn noch ist dieses Modell das erste und einzige seiner Baureihe. Wände und Dächer sind nun großflächig gestaltet und erlauben einen besseren Blick in den Innenraum. Zusätzlich sind sie verglast - sprich mit getönt durchsichtigem Kunststoff gestaltet, was einen edlen Eindruck macht. Klar, dass ein solches Stück dann auch nur noch als 1. Klasse Waggon daherkommt. Eine Leiter ist übrigens nicht im Lieferumfang. Wie die Schülergruppe auf dem Bild zeigt, ist die aber ratsam, denn die Einstiegskante liegt auf Augenhöhe der Kinder - das wäre in der Realität vielleicht ein wenig unbequem. Aber natürlich gleicht die Bahnsteigkante das aus, denn neben den Wagen haben sich auch die Gebäude entwickelt und ganz wie in natura steigt man heute nicht mehr von ebener Erde aus in einen Zug ein. Der Waggon ist optisch eine Wucht und ein Zug mit einigen davon sieht schlichtweg umwerfend aus. Durch die verlängerte Bauform wirkt das Modell viel realistischer und moderner, ein guter Kompromiss im Grundsatzproblem der Verhältnismäßigkeit von Spielfiguren zu technischem Equipment. Es ist ja grundsätzlich so, dass dieses Verhältnis bei verschiedenen Artikeln wie Schiffen, Flugzeugen oder eben auch Eisenbahnelementen nicht realitätsgetreu beibehalten werden kann - das Ergebnis wäre einfach viel zu groß. Also muss ein Kompromiss gefunden werden, der ein Element wie eben diesen Waggon in seinen realen Längenverhältnissen (Höhe, Breite, Länge) in etwa belässt, damit er real wirkt, ihn zugleich aber in ein Verhältnis zu den Klickies setzt, das die Funktion eines Spielzeuges nicht verliert. Das ist sicher gar nicht so einfach. Ein Personenwaggon der Bahn ist mal locker 25 Meter lang - das entspricht der 14fachen Länge eines Menschen mit vielleicht 1,70 bis 1,80m Größe. Setzt man Playmobil Personenwaggons ins gleiche Verhältnis zur Höhe der Klickies, so würde dieser hier eine Länge von über einem Meter erreichen. Es wird klar, dass hier Kompromisse hermüssen.
Identisch bleibt nur die Technik der Drehgestelle, in denen vorn und hinten die Achsen sitzen und an denen auch die Kupplungen befestigt sind. Somit ist auch die Kupplungstechnik dieselbe geblieben und das muss ja auch sein, denn sonst wären sämtliche bisher erschienenen Waggons inkompatibel zu den neuen Entwicklungen geworden. Schaut man sich den ältesten und den neuesten Waggon mal im direkten Vergleich an, so erkennt man an der Unterseite ganz gut die nach wie vor identische Anbringung der Achsen. Das neue Modell ist ein gutes Viertel länger als die bisherigen Modelle, die ja, aufgrund des identischen Unterbaus, alle gleich lang waren. Und es verfügt über zwei Achsen je Drehgestell, wo vorher eine ausreichte. Dazu haben die Räder keine Speichen mehr, sondern sind massiv ausgelegt - eine rein optische Anpassung. Die Stecktechnik für die Drehgestelle ist nach wie vor dieselbe und wo der eine spöttisch fragen wird, ob dies das Ergebnis von 25 Jahren Entwicklung ist, wird der andere die Grundweisheit der Informatik entgegen halten: "Never change a running system!" Die Technik ist bewährt, warum sie also auf Kosten der Kompatibilität abschaffen? Aber: Wir wollen neue Formen sehen!
Nur welche eigentlich?
Un nu?
Nach nun 30 Jahren steht die Playmobil Eisenbahn wieder am Anfang - sie sucht die passende Aufnahme in die bestehenden Spielwelten. Richtig geboomt hat sie, als genau das gelang, nämlich ein die Jugend faszinierendes Thema damit zu verbinden: Die Westernwelt. Davon abgesehen gibt es natürlich viele von der Eisenbahn faszinierte junge und ältere Kunden - im Verhältnis zu den Konsumenten der angesprochenen Themen sind sie aber nur eine kleine Gruppe und die wird noch nicht explizit adressiert. So warte ich also geduldig auf neue Produkte, aber seit der letzten Initiative ist es ruhig geworden. Was könnten Themen sein, die ähnlich faszinieren wie die Cowboys und damit auch die Eisenbahn pushen? Die Ritter sind ja von Beginn an der Hit - nur hatten die dummerweise noch keine Eisenbahn...
Zunächst mal ist der Waggonmarkt gesättigt. Sämtliche bisher erschienenen Waggontypen gibt es - mal abgesehen von dem seltenen 4113 - für zwischen 10 und 30 Euro gebraucht zu kaufen. Sämtliche Kleinteile, die dabei typischerweise fehlen, liefert das Ersatzteilprogramm aus den neueren Modellen. Ein neuer Waggon zum Preis eines neues Waggons sollte daher auch wirklich ein neuer Waggon sein - nicht ein alter in neuer Farbe.
Was aber könnte ein neuer Waggon sein?
Das Beispiel Wildwest hat gezeigt, dass eine Eisenbahn dann den meisten Spaß macht, wenn sie sich gut mit einer Spielwelt kombinieren lässt. Wirklich historische Waggons (Bildquelle: „Adler Nachbau 1935 Waggon Meiningen 09 2007“ von Urmelbeauftragter - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons) würden zum Beispiel prima zur Nostalgieserie passen, die seinerzeit begeistert und noch immer viele Fans hat. Warum nicht mal den ersten Zug nachbauen oder auch nur ein Waggonmodell, das an vorhandene Dampfloks gekuppelt prima in die entsprechende Zeit passt?
Ein noch viel breiteres Anwendungsgebiet liegt meiner Meinung nach in der Weiterverfolgung der Idee des Containerwaggons. Wenn man einen Container sowohl auf einen Laster, als auch auf einen Waggon befestigen kann, geht das dann nicht auch mit anderen Aufbauten? Was könnte man also noch auf den guten alten 4104 stecken? Einen Kranaufsatz, ein mobiles Lazarett, ein Fahrzeug- oder ein Schiffstransportgestell. Oder hey: Wie wär's mit einem Zweiwegefahrzeug wie hier links dargestellt? (Bildquelle: „Two-way-vehicle unimog“ von LosHawlos - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.) Das würde als RC-Fahrzeug daherkommen und könnte durch das Aufsetzen auf die Schiene dort gleich weiterfahren und Waggons rangieren. Nur noch ein Fernbedienungssystem für Züge UND Autos, eben mit abschaltbarer Lenkung. "Uff Uff!" hätten meine Helden damals gerufen! Also ich wäre auf der Stelle mit Freigabeanträgen beim Familienmanager, wenn sowas auf den Markt käme. Und wo wir gerade dabei sind: Wie bekannt ist, stößt die Funklösung für größere Anlagen und durch Wände durchaus an Grenzen. Der Gartenbahner legt die Fernbedienung in einen Waggon, damit er dem Zug nicht ständig nachlaufen muss - das sähe natürlich schöner aus, wenn sie besser in einen Waggon passen würde...
Die Palette lässt sich sich so weit weiterspinnen, wie es verschiedene Lastwagen und verschiedene Waggons gibt - und das ist ziemlich weit. Es gab schon Zirkusanhänger - wo bleibt der Waggonaufsatz für den Tiertransport, bei dem man die Tiere auch sieht? Wo sind die nach oben offenen Abrollcontainer, die vom Laster auf den Zug verladen werden - der Kran ist lange da, aber soll er immer nur Silos verladen? Apropos Silos: Wie wird eigentlich heute Flüssiggut vom Schiff auf die Schiene verladen? Nicht mit Kesselwaggons, sondern mit Kesselaufsätzen in einem Gerüst mit den Maßen eines Containers. Nicht wahr? Vielleicht muss es gar nicht gleich der neue Waggon sein - ein paar Dinge, die sich schön kombinieren lassen und bestehenden Zügen neue Funktionen bieten, wären auch schon klasse.
Und nicht zuletzt: Meine Gartenbahn entsteht vor allem für den Zweck, ein Bier an den aktuellen Standort zu bringen. Sämtliche Fans und Sammler sind Erwachsene - es kann nicht schaden, sie auch als Zielgruppe verschiedener Produkte wahrzunehmen. Kürzlich sah ich eine Spielzeugwerbung nach 22 Uhr, in der ich glatt gesiezt wurde - was haben die Leute dahinter sich wohl dabei gedacht? Also: Bringt mir ein Stück Eisenbahn, für das ich die Kinder ins Bett schicke und Spaß damit habe.
Bis dahin erzähle ich erstmal, was ich mir aus dem hier beschriebenen historischen Programm so zusammen gestellt habe.