Holzterrasse

Der Sommerurlaub 2009 war nun der erste, der mehrteilig dem Haus spendiert werden sollte. Längere Freizeitspannen sind rar und größere Baustellen in viel genutzten Bereichen verlangen überschaubare Projektlaufzeiten. Die Vergrößerung der Terrasse war daher ein Projekt, dem eine umfassende Planung vorausging.

Die Zeichnung zeigt den Plan. Das graue Quadrat ist die zuvor verfügbare Terrassenfläche, gefliest, ziemlich angegammelt und vor allem zu klein. Zu viert sitzt man da noch recht bequem, aber sobald Gäste dazukommen, wird es eng. Also soll hier eine beplankte Fläche entstehen, die zunächst einer Unterkonstruktion bedarf. Auf den vorhandenen Fliesen sind das einfache Stützpunkte (kleine rote Punkte), auf der davor befindlichen Wiese sind es Punktfundamente (blaue Punkte). Ausgehend von der Terrassenfläche soll sich ein Steg bis fast zum Gartentürchen (schwarz dargestellt) ziehen, der optisch Holzfarbe und -flair weiter in die Fläche zieht und funktional den Zugang erlaubt, ohne über's Gras laufen zu müssen. Der grüne Fleck ist eine 500 Liter Regenwassertonne, die bisher unglücklich am Ende der Zufahrt herumstand und auf eine Art mit dem Wasserablauf vom Dach verfranselt war, die dringend nach Optimierung rief. Das Ding sollte daher unter die Terrassenfläche verbuddelt werden, damit es optisch futsch ist.

Damit war also Problem Nummer 1 da: Wie verbuddelt man eine Regentonne? Lösung: Man zapft sich ein Käffchen, beauftragt einen Neffen und schaut der Sache entspannt zu. Naja, nennen wir es Arbeitsteilung, ich habe in der Zwischenzeit das benötigte Material herangeschafft. Das bringt mich zu einem Tipp für den Terrassenbau mit Bankirai, den ich vom Holzhändler habe: Das Holz ist ab Händler meist nur luftgetrocknet, hat also noch einen hohen Wasseranteil. Der verflüchtigt sich bei Lagerung weiter und zwar tut er das ruckzuck, wenn das Holz in der Sonne liegt. Während man also die Balken positioniert und bearbeitet, liegen die Dielen daneben und verziehen sich mit einer Geschwindigkeit, dass man ihnen dabei zusehen kann. Ist man dann mit den Balken fertig und will die Dielen anschrauben, sind die teilweise so verdreht, dass das nur noch mit Mühe oder überhaupt nicht mehr geht. Davon nimmt der Händler sich nichts an, zurückbringen is nich. Um das zu vermeiden, beschafft man die Dielen erst, wenn die Balken am Platz sind. Beim Händler liegen sie nämlich fein unter Druck auf Paletten sortiert übereinander und solange sie da liegen, verformen sie sich nicht. Wir haben also zunächst nur die Balken gekauft, die Dielen kamen später.

Unsere eingebuddelte Regenwassertonne machte derweil mal munter ein paar Schwierigkeiten, denn es fing mächtig an zu regnen. Weil sie noch nicht mit dem Ablauf verbunden war, plädderte das Wasser neben die Tonne ins Loch und sammelte sich dort. Die leere Tonne fing an zu schwimmen und drückte sich dadurch satte 30 Zentimeter hoch, während von den Lochkanten Erde ins Loch abgetragen wurde, dessen Tiefe minderte und so bald dazu führen würde, dass eine volle Tonne in einem zu flachen Loch steht. Da musste schnell reagiert werden, also haben wir erstmal einen provisorischen Ablauf aus der Dachrinne konstruiert, damit die Regenmassen in der Tonne und nicht daneben landen. Das Ding war sehr schnell voll, was mich ein wenig zuversichtlicher macht, was seinen dauerhaften Sinn angeht. Übrigens läuft überschüssiges Wasser einfach über den Rand ab - das macht nix, denn an der gleichen Stelle war früher auch eine Sickergrube für Regenwasser, die Tonne dient also nur als Zwischenbecken. Hinein kommt übrigens eine Regenfasspumpe - dazu später mehr.

Zurück zum Buddeln. Problem Nummer 2 war kniffliger. Wie buddelt man mit vertretbarem Aufwand 70 Löcher für Punktfundamente?

Das macht man mit so einem Erdlochbohrer. Die meisten Nutzer brauchen sowas einmal oder zweimal im Leben, es ist also ein klassisches "Ausleihwerkzeug". Das wissen auch die Verleiher und so bekam ich auf Anfrage die Info, dass die Kosten bei 30 Euro pro Tag lägen. Das fand ich viel, denn dafür kann man auch ein Auto leihen. Zwei Tage treffen den Bedarf eher als einer, also lag ich bei 60. So eben noch vertretbar, dachte ich. Als ich dann aber gefragt wurde, ob ich auch einen Bohrer zum Gerät mieten möchte, war ich sprachlos. Der wird nochmal fein extra vermietet und schlägt mit zusätzlichen 15 Euro pro Tag zu Buche. An der Stelle habe ich einen schönen Tag gewünscht und mir das Ding auf dem Bild bei ebay beschafft. Kostete zwar 125 inkl. Versand, geht aber für den Großteil davon wieder weg und ist daher die deutlich günstigere Variante. Zumal mit Bohrer, hier ein 30cm-Durchmesser Exemplar.

Ist das Teil glücklich zusammengeflickt und betankt und hat man es dann auch noch ans Laufen gebracht, macht so ein Erdbohrer die schönsten Löcher in kürzester Zeit. Der Aushub wird rund ums Loch abgelegt und wenn man - eine geniale Idee meines Neffen - einen kleinen Eimer in das fertige Loch steckt, kann man den Aushub schnell und effektiv da reinschieben, ohne das Teile davon wieder ins Loch fallen. Auf dem Weg entstanden in kurzer Zeit (ein Tag hätte doch gereicht) 70 Löcher - natürlich geht das nur, wenn jedes einzelne zuvor in seiner Position genau definiert wurde. Das war hier der Fall, die Zeichnung entstand maßstabsgetreu lange vor Projektbeginn. Nach 50 Löchern brach der Splint, der den Bohrer an der Maschine hält, aber eine M8 Schraube tut's ebenso gut. Das Bild zeigt das eingebuddelte Fass und einige Löcher ringsum. Dabei fällt ein nicht unerhebliches Häufchen Erde an - gemessen an der Menge von später beschafftem Kies würde ich die mal auf etwa 2 Tonnen schätzen. Das war gut, denn an anderer Stelle hatten wir mal eine Teichwanne ausgegraben, das Loch mit Kompost gefüllt und über den Winter mit einer Menge Brennholz beschwert, das dann im Frühjahr geschnitten und gespaltet wurde. Die Erde komprimiert den Kompost nun weiter, Überschuss wird noch an anderen Stellen gebraucht und die Hoffnung ist, dass am Ende eine ebene Fläche entsteht.

Nun ist also die Unterkonstruktion an der Reihe. Dafür braucht es neben Beton einen Posten Balken, die später die Dielen tragen. Bankirrhai war das Material der Wahl - zur leichteren Handhabung wird es hierzulande meist Bankirai oder Bangkirai buchstabiert. Inzwischen nennt man dieses Holz auch gern "Yellow Balau". Dieses Holz hat eine höhere Resistenzklasse als die meisten anderen üblichen Terrassenhölzer wie Lärche oder Douglasie, kommt aber auch mit einem deutlich höheren Preis daher. Trotzdem war ich überzeugt, als ich ein Stück Bankirai und ein Stück Lärche gleichen Maßes mal zugleich in der Hand hatte. Der Gewichtsunterschied ist beträchtlich, Bankirai ist drastisch dichter und daher schwerer und beständiger. Kann 50 Jahre halten, sagt der Holzmann, wohl wissend, dass weder ich noch er noch da sein werden, um das zu prüfen.

Übrigens hätte ich an dieser Stelle gern mal ein Bild des Balaubaumes bzw. der Gattung Shorea Laevis gezeigt, aber scheinbar wachsen diese Bäume gleich in Dielen- und Balkenform. Unglaublich, dass es im gesamten Web kein einziges Bild von genau dieser Gattung bzw. Art zu geben scheint. Wer eins findet, mag doch bitte Laut geben.

Zurück zum Projekt: Für das Ausmaß meiner Terrassenplanung durften es also knapp hundert laufende Meter an Balken sein. Gekauft habe ich bei Holz Pieper in Ringenberg, dort bekam ich den besten Preis und konnte - ein wichtiger Punkt in der Kalkulation - die Transportkosten streichen, weil man mir ohne Mehrkosten einen passenden 5-Meter-Anhänger zur Verfügung stellte.

Den Zement hatten wir anhand der geplanten Lochdimensionen kalkuliert. Das Ergebnis waren 12 Säcke, gebraucht haben wir aber nur 8. Das mag an der Mischung liegen, die vielleicht magerer als gerechnet ausfiel, womöglich aber auch an den Löchern selbst, die nicht immer die gleiche Tiefe haben. Ich tippe auf eine Kombination aus Beidem, denn der Kies (1200 Kilo) hat genau gepasst. Den musste ich in zwei Fuhren heranschaffen, weil mein kleiner Anhänger sich unter einer Fuhre wohl zu einer flachen Aluplatte verformt hätte.

Gut gerüstet für diesen nächsten Arbeitsschritt ging es noch am ersten Projekttag daran, das Material an seinen Platz zu schaffen. Das Bild rechts zeigt die Vorgehensweise: Die Balken werden mit Pfostenankern verschraubt, die einen Dorn haben, der wiederum in den Beton reicht. Zunächst mal reicht er aber in das leere Loch, denn der Balken wird mit verschraubten Pfostenankern auf Unterlagen so lange ausgerichtet, bis er anstandslos in Position ist. Dabei sind seine Höhe, sein Abstand zu vorherigen Balken und seine Neigung - sprich ein geringfügiges Gefälle für den Ablauf von Regenwasser zu berücksichtigen. Ist er am Platz, wird er nicht mehr berührt und der dann angemischte Beton wird in die Löcher geschaufelt und dort verdichtet. Wenn er ausgehärtet ist - und das ist er in belastbarem Ausmaß schon am nächsten Tag - hält er den Balken genau am richtigen Platz fest. Auf diesem Weg wurde Stück für Stück ein Balken nach dem anderen fixiert - zumindest in den Erdlöchern.

Auf der gefliesten Fläche war es noch einfacher. Ich hatte hier erst vor, sämtliche Balken mit solchen Stuhlwinkeln zu fixieren, habe dann aber dazugelernt, dass man das auf festem Untergrund gar nicht tut, sondern die Balken einfach in der Höhe mit Unterlagen ausrichtet und die Dielen draufschraubt. Das Gewicht der gesamten Konstruktion hält die Sache dann auch ohne weitere Befestigung am Platz. Hier und da habe ich aber dennoch Winkel verwendet - zum Beispiel an viel belasteten Stellen oder an solchen, wo ein Balken leicht krumm war und in die Flucht motiviert werden musste. Man sieht auf dem Bild links übrigens ganz gut, dass die frühere Terrassenfläche eine Stufe zur Eingangstür hatte. Das traf sich prima, denn die zwangsläufige Erhöhung durch Balken und Dielen konnte hier mit Unterlagen so geplant werden, dass diese Stufe genau ausgeglichen wurde und die Fläche nun eben zur Fläche im Innenraum ist. Da die geflieste Fläche überdacht und trocken ist, brauchte es hier keine weiteren Vorkehrungen gegen Nässe - passende Klötzchen auf den Boden, Balken drauf, fertig.

Der erste Projekttag brachte den rechts zu sehenden Fortschritt. Alles Material war beschafft, die Regentonne stand im Boden, die ersten 16 Löcher waren gebohrt und die dafür vorgesehenen Balken waren am Platz und fixiert. Im überdachten Bereich war damit erstmal alles vorbereitet. Feierabend. Übrigens sieht man auf dem Bild, dass die Balken nicht alle den gleichen Abstand zueinander haben. Aufgrund verschiedener Abhängigkeiten haben sie sogar fast alle einen unterschiedlichen Abstand zum jeweils vorangehenden. Solche Abhängigkeiten sind zum Beispiel die Anschlussstelle, an der später zwei Dielen längs aufeinander treffen, denn die Fläche ist auch für die längsten lieferbaren Dielen zu groß - wir mussten stückeln. Wenn aber zwei Dielen längs aneinander liegen, muss das Ende beider Dielen gestützt sein, damit es bei Druck nicht nachgibt - dafür braucht es dann zwei relativ dicht parallel liegende Balken. Aus diesem Grund mussten wir auch ein paar mehr Balken verlegen, als bei der vorgesehenen Länge der Terrasse eigentlich notwendig gewesen wäre, aber dafür gibt es nun auch keine federnden Stellen. Ein Stück Bankirai durch Körpergewicht abzubrechen ist übrigens unmöglich, hier ging es rein um Laufkomfort und das Verwinden der nicht befestigten Enden der Dielen. Das sollte tunlichst verhindert werden, indem sie eben möglichst dicht am Ende noch verschraubt werden.

Tag 2 begann also - nachdem ich mich wieder einigermaßen bewegen konnte - mit dem Bohren der übrigen Löcher. Hier waren es nun über 50 Stück, sodass mit dem Bohren und Entfernen des Aushubs bereits der halbe Tag ausgefüllt war. Da es ansonsten nicht viel Neues zu tun gab, ist das Ergebnis von Tag 2 schneller gezeigt als erzählt - die übrige Fläche sowie der Steg in Richtung Gartentor waren abends fertig vorbereitet.

An Besonderheiten gab es hier lediglich ein Gefälle zu beachten, denn diese Fläche wird beregnet. Es beträgt irgendwas zwischen 1 und 1,5% und führt natürlich weg vom Haus. Der Palmbusch an der Hausecke wurde ausgespart, denn er soll erhalten bleiben.

Weiter haben wir den Balkenverlauf rings um das Regenfass noch optimiert, denn es hat einen Durchmesser von 80cm, was für den Abstand zweier Balken davor und dahinter etwas viel ist. Ein paar schräg verlaufende Stücke aus Verschnittresten bieten zusätzliche Stütze und stellen sicher, dass hier nichts nachgibt. Wo zwei Balken verbunden wurden, haben wir übrigens Lochplatten verwendet, was sich als ausreichend stabil erwies. Wie man sieht, führt kein Balken über den Deckel der Tonne hinweg, sondern die Konstruktion führt drumrum. Das dient dem Erhalt der Möglichkeit, an dieses Fass später nochmal heranzukommen, aus dem gleichen Grund wurden in der betreffenden Ecke nur kurze Dielen verlegt. Zwar haben wir noch einen Filter am Abflussrohr montiert, aber bei einem Defekt an Pumpe oder Fass muss die Möglichkeit erhalten bleiben, hier nochmal zuzugreifen. Eine Klappe oder Luke war mir zu gefährlich - zu viele sind schon jämmerlich in einem Regenwasserfass ersoffen, weil sie reingefallen waren und sich aus eigener Kraft weder umdrehen noch rausdrücken konnten. Da Kinder grundsätzlich alles öffnen, was man öffnen kann, kam eine Luke auf dem über einen Meter tiefen schmalen Wasserfass nicht in Frage.

Am Ende von Tag 2 war die Unterkonstruktion also fertig. Wir haben uns erspart, die Wiese im neu überplankten Bereich abzutragen und stattdessen ein Vlies zwischen und unter den Balken verlegt, das den Krautwuchs stoppen und verhindern soll, dass später Gras durch die Dielen schaut. Beschwert wurde das mit etwas gewonnener Erde - genug, um Gewicht zu erzeugen, aber zuwenig, um Ansatzfläche für neue Wurzeln zu bieten. Ich hoffe, das reicht.

Tag 3 begann mit dem Beschaffen der Dielen - aus geschildertem Grund erst jetzt. Es wurden gut 300 laufende Meter benötigt und ich konnte dem Händler noch 10 Extrameter abschwatzen, weil er die zunächst geplante Länge nicht mehr liefern konnte und ich nun mit einer neuen Dielenlänge (50cm kürzer) erneut planen musste. Aus der Länge der Dielen ergibt sich ja wie gesagt der Punkt, an dem zwei Dielen aneinander stoßen und somit auch der Verlauf der Unterkonstruktion. Dennoch will gerade bei gestückelten Flächen jede Diele genau vermessen werden, denn keine hat genau das angegebene Maß. Kürzer sind sie nie, aber zwischen einem und 10 Millimeter länger als angegeben war jede. Das wurde dann an der Kappsäge korrigiert, die ein schlichtweg unverzichtbares Werkzeug bei einem solchen Projekt ist. Als Zugsäge ausgelegt schafft sie auch breitere Dielen und mit doppelter Gehrungsfunktion hat sie die spätere Umrandung erledigt.

Auf Platz zwei der wichtigsten Teile lagen die Schrauben. Mit handelsüblichen Schrauben sollte man sich an eine Bankirai Terrasse besser gar nicht erst heranwagen - beim Eindrehen können sie bereits brechen, beim ersten Rausdrehen tun sie es sicher. Man müsste vorbohren und das macht bei 1000 Löchern wenig Spaß. Also habe ich 1000 spezielle Terrassenschrauben beschafft, echte Hightechteile mit extraspitzer Spitze, verschiedenen Schraubsteigungen, Fräsrippen unter dem Linsenkopf, Torxaufnahme und im Holzton gefärbt. Sauteuer, aber auch saugut. Wir brauchten am Ende eintausendundfünf Schrauben - aber nur, weil ich mit den rausgehandelten Extradielen noch einen Kasten bauen wollte, der später Elektrik und Wasser verteilen soll. Ein 25er Torx Bit war im Lieferumfang und es hielt für alle Dielen durch - wenn wir auch später zu zweit geschraubt haben und somit weitere Bits zum Einsatz kamen.

Tag 3 war somit komplett dem Kastenbau inklusive Strom- und Wasserfummelei sowie dem Verlegen der Dielen gewidmet. Die zeitliche Projektplanung war etwas zu optimistisch, denn ein Tag reichte dafür nicht aus. Da Tag 4 wegen Dauerregen wenigstens für die Außenarbeiten komplett ausfiel, dauerte das Projekt am Ende 5 Tage.

Besagter Kasten entstand dann also als Sitzbank sowie als Aufnahme für die Strom- und Wasseranschlüsse. Seine Größe definiert sich vor allem aus dem ersten Zweck, aber auch der Wasseranschluss sollte wenigstens hoch genug ausfallen, um darunter eine Gießkanne platzieren zu können. Hier wurden einfach einige Reststücke auf Gehrung gesägt und an kurze Balkenstücke geschraubt. Die Gehrungen gehen später wieder ein wenig auf, denn das Holz arbeitet wie gesagt fleißig weiter, aber insgesamt sieht das besser aus als eine stumpfe Verschraubung. Funktional läuft es nun so, dass das Wasser aus dem Abfluss der Dachrinne direkt in das eingegrabene Regenwasserfass läuft. Der gleiche Abfluss war auch vorher da, nur lief das Wasser an einer Kette entlang in den Boden. Diese Stelle war früher direkt an der Terrassengrenze, lag nun aber durch die Vergrößerung mitten auf der Fläche, wodurch eben eine neue Lösung her musste. Das 40er Abflussrohr ragt nun von der Decke bis in den Boden und sieht in seinem schlichten Lichtgrau alles andere als hübsch aus. Daher ist direkt neben dem Regenwasserfass eine Pflanze vergraben, die durch ein Loch im Dielenboden herausragt - ein Blauregen, bekannt als Rankmonster. Der wird das Rohr nicht nur erklettern, sondern langfristig durch sein Gewicht auch aus der Decke reißen, weshalb das Rohr in späteren Jahren noch freundliche Unterstützung durch belastbarere Materialien erhalten wird. Zunächst mal sieht das Pflänzchen aber noch ganz harmlos aus.

Vorn am Kasten befindet sich also eine abenteuerliche Konstruktion aus verschiedenen Rohr- und Winkelstücken, mündend in einen Wasserhahn mit angeschraubtem Verteiler. Die haben wir noch im Baumarkt kreativ vormontiert, was etwas Widerstand erzeugte, denn dafür musste man die störenden Preisschilder abmachen. Letztlich konnten wir so aber sicherstellen, dass wir die aus 8 Einzelteilen bestehende Konstruktion auch passend und vollständig dabei haben. Am anderen Ende der Leitung sitzt auf dem Fassboden eine Tauchpumpe, die Wasser liefert, wenn man ihr Strom reicht. Die hat übrigens auch noch einen Schwimmschalter, der bei Fassleerung automatisch die Arbeit einstellt. Damit sie nicht ständig arbeitet, erhält sie noch einen weiteren Schalter. Die Stromversorgung dazu befindet sich auf der anderen Seite des Kastens, als Fußschalter ausgelegt. Dort schaltet man nun links die Pumpe und rechts den Kandelaber (siehe Projekt Gartenlampen), mittig sitzt eine Steckdose, die an diesem Platz sicher auch ab und an nützlich sein wird. Die gesamte Außenelektrik ist - wie sich das gehört - von innen schaltbar, denn man möchte die Außenelektrik meist bei Bedarf und nicht permanent unter Spannung halten und zudem auch finsteren Gesellen nicht noch Saft für Werkzeuge liefern, mit denen sie dann ins Haus gelangen.

Ein weiteres Highlight der Terrasse ist der angeschlossene Steg, der zum Gartentörchen führt. Der war eigentlich nicht wirklich nötig, aber er trägt Form und Farbe des Holzes an der Hausfront entlang und verleiht der Sache eine individuelle Optik. Die spiegelt sich im Verlauf der Kanten wieder, denn die haben wir nicht einfach in rechten Winkeln gestaltet, wie das meist gemacht wird. Rechte Winkel machen die Anbringung des umlaufenden Randes sehr viel einfacher, denn die Randdielen werden dann einfach mit 45° Gehrungen verarztet. Das war hier komplexer und ging - weil wir Messungen mit dem Winkelmesser schnell als zu ungenau verworfen haben - mit viel Ausprobieren einher. Nach den ersten 10 Gehrungsschnitten entwickelt man ein verblüffend genaues Gefühl für die Einstellung des nächsten Gehrungsschnittes an der Säge. Dennoch war die Umrandung nochmal ein ziemlicher Akt, zumal sie sowohl in Bezug auf die Dielen, als auch auch auf die Schrauben und die Zeit der Anbringung im Projektplan komplett vergessen wurde. Trotzdem konnte sie ohne Zukauf realisiert werden, denn ich kaufe grundsätzlich 10% mehr Material ein als der Plan verlangt, weil praktisch immer irgendwas Unerwartetes passiert. Hier wurden sie gebraucht, es blieb keine einzige Diele übrig. Wird der Überschuss nicht gebraucht, geht er zurück zum Händler.

Die Yucca-ähnliche Bodenpalme wurde ja bereits beim Verlegen der Balken ausgespart und bekam die gleiche Aufmerksamkeit nun auch beim Verlegen der Dielen. Zwei etwas angerundet geschnittene Dielen fassen ihren Standort ein und lassen ihr ausreichend Platz.

Im letzten Moment fiel uns noch ein, dass auch der Sonnenschirm im Aufbau berücksichtigt werden will, wenn er nicht später mit Gehwegplatten beschwert auf der Fläche stehen soll - und das soll er sicher nicht. Die ursprünglichen M8-Schrauben wurden hier durch zugeschnittene M10 Gewindestangenstücke ersetzt, von denen die auf dem Bild rechten beiden durch den Balken der Unterkonstruktion ragen und die linken beiden durch die Diele. Unten und oben sitzen Muttern, das Ganze ist trotz der klein wirkenden Befestigungsfläche bombensicher und bei weitem stabiler als die frühere Befestigung.

Fertig. Die Bilderserie zeigt das Ergebnis einer Woche Arbeit mit zwei Personen. Die Planungsdauer war etwas länger, zumal ja auch alles benötigte Zubehör wie Pfostenanker, Erdbohrer, Winkel, Lochplatten, Schrauben und nicht zuletzt Holz vorliegen muss, bevor es losgehen kann. Das Holz beanspruchte rund 2000 Euro, denn Bankirai ist teuer und macht den bei weitem größten Anteil an den Gesamtkosten aus. Mal sehen, wie gut es auf Dauer wirklich ist. Auf Platz 2 der Kosten liegt der Neffe - meine Hinweise auf verwandtschaftliche Verpflichtungen blieben ungehört, Cash rules. Der zweite Mann ist hier unverzichtbar, eine solche Terrasse baut niemand allein, denn es gibt ungezählte Situationen, in denen etwas festgehalten, angedrückt, herangeschleppt oder ausgerichtet werden muss - zwei Hände reichen dafür nicht aus. Wenn man so einen Neffen vernünftig pflegt, ragt er am Ende in Höhe und Breite deutlich über die eigenen Maße hinaus und es kommt der Tag, an dem sich das auszahlt. Im Lohn inbegriffen war aber auch noch das Zuschneiden der umlaufenden Hecke und viele andere Kleinigkeiten, die wir in der Woche nebenbei erledigt haben, sodass hier die Kosten nur anteilig auf den Terrassenbau entfallen. Inzwischen habe ich 5 Neffen, weitere Projekte werden also folgen :).

Auf Platz 3 der Kosten einer Einzelposition liegen mit 180 Euro die Schrauben. Neben den bereits erwähnten Eigenschaften bestehen die aus extrahartem Stahl und vertragen ein dreimal höheres Drehmoment als selbst V2A-Schrauben. Das hat seinen Preis, lohnt sich aber ganz sicher. Den restlichen Kleinkram wie 70 Pfostenanker, 50 Lochplatten, 25 100mm Stuhlwinkel sowie den Erdbohrer hatte ich zuvor bei ebay beschafft - von der Postbotin habe ich da interessante neue Flüche gelernt, denn die Teile kamen in mehreren Paketen á 30 Kilo. Konstruktionsteile aus Metall darf man niemals im Baumarkt kaufen, denn damit wird dort das Geld verdient und sie sind drastisch teurer, als sie sein müssten. Pro Anker, der im Baumarkt bei 15 Euro lag, habe ich beim spezialisierten ebay-Händler 3 Euro bezahlt. Alles zusammen lag nochmal bei rund 350 Euro, weitere 300 fielen für Verbindungselemente wie Rohrteile, Kabel, Stecker und Dosen an, beinhalten aber im Wesentlichen die Tauchpumpe und einen elektrischen Fuchsschwanz. Der ist für das Angleichen und winklige Abschneiden der Konstruktionsbalken ideal geeignet und wurde daher dem Werkzeugpark hinzugefügt. Das Gesamtprojekt belief sich damit auf etwas unter 3500 Euro - ohne Steg, Kasten, Wasser, Strom und Neffe wäre eine vergleichbare Sitzfläche für etwa 2000 realisierbar. Die Terrassenfläche ist nun aber fast dreimal so groß wie zuvor und weil sie - gemessen an der eigenen Verweildauer - für die Ewigkeit gemacht ist, war das eine lohnende Sache. Sie wurde gleich am ersten Abend angemessen eingeweiht.