Waschbecken Unterschrank

Bei der Renovierung unseres Gäste-WCs kam die Frage nach weiterem Stauraum auf. Der Raum ist keine 2qm groß und jede Art von Stand- oder Wandmöbel muss sich mit den Nischen begnügen, die vorhandene Installationen lassen. Ein Unterschrank für das Waschbecken war daher gefragt, er sollte verschiedene Eigenschaften bieten:

a) Möglichst vollständige Ausnutzung des Raumes unter dem kleinen Waschbecken

b) Verdecken der Installationen und der entsprechenden Löcher in der Wandverkleidung

c) Kein seitlicher Überstand, da ansonsten die Zimmertür dort anschlägt

d) Türöffnung zur Wand hin

e) Zwei Ablagefächer, davon eines hoch genug für aufrecht stehende (Putzmittel) Flaschen

Wie so oft gab es so etwas nicht fertig. Also haben wir ein Bastel- und Bierwochenende eingelegt und uns selbst an die Umsetzung gemacht. Wie sich herausstellte, gab die Werkstatt alle benötigten Komponenten her. Wo das nicht der Fall ist, braucht es die folgenden Werkstücke:

Alles zusammen kostet keine 20 Euro.

Zunächst mal habe ich die ungefähre Form des Waschbeckens nachgezeichnet und so ausgerichtet, dass sie dreimal aus dem großen Leimholzbrett gesägt werden kann. Die CNC-Fräse war dabei hilfreich, denn sie hat die Zeichnung 2mm tief im Holz angerissen, sodass im Anschluss mit der Stichsäge leicht und schneller als mit der Fräse ausgesägt werden konnte. Zu beachten war, dass der Raum eine Fußleiste hat, die Bodenplatte also um die Tiefe der Leiste vorstehen muss. Der Verschnittrest reicht noch aus für zwei Bögen, die die Türelemente von innen halten. Nachdem die drei Böden ausgesägt waren, konnten sie für diese Bögen gleich als Schablone dienen. Der obere Boden wurde dann so angepasst, dass er Auslassungen für die Wandinstallationen aufweist.

Parallel entstanden die Leisten zur Verkleidung. Bereits in der Zeichnung habe ich getestet, welche ungefähre Breite zu welcher Anzahl und Optik führt. Dabei kamen 21 Leisten als benötigte Anzahl bei 40mm Leistenbreite heraus. Da die Leisten im Gegensatz zum Voltigierbock an der Oberseite bündig schließen sollten, mussten sie angefast bzw. mit schräg stehendem Sägeblatt geschnitten werden. Das wird aber erschwert durch den unregelmäßigen Bogenverlauf, der keinem definierten Radius sondern der Form des Waschbeckens folgt. Jede Leiste mit einem individuell ausgemessenen Winkel zu sägen war mir dann aber doch zu aufwändig. Daher habe ich in der Zeichnung einfach etwas herumexperimentiert: 5° Sägeblattwinkel waren zu wenig, dabei blieben einige Verbindungen nach außen offen. 10° waren dagegen zu viel, alle Verbindungen waren nach innen deutlich offen. Als geeignet erwiesen sich daher 7-8° und entsprechend wurde die Tischkreissäge eingestellt. Dabei habe ich bei fünfen der 6 Leimholzbretter zunächst mal den Rand angefast und sodann aus jedem Brett 4 Leisten gesägt. Um die gewünschte konische Form zu erhalten, wird das Brett vor jedem weiteren Schritt umgedreht. Das ergibt 20 der 21 benötigten Leisten - die letzte wird später individuell ausgemessen.

Nun wurde definiert, auf welcher Höhe der Zwischenboden sitzen und wie breit die Tür sein soll. Dann erhielten alle Leisten eine Lochbohrung und Senkung an beiden Enden (jeweils 1cm vom Rand entfernt) und die nicht zur Tür gehörigen Leisten eine weitere auf der Höhe des Zwischenbodens. Und los ging's mit der Montage.

Die äußersten Leisten erhielten eine Ausklinkung für die Fußleiste und wurden unter Leimzugabe mit den drei Böden verschraubt. Dann ging es Leiste für Leiste weiter, immer von außen nach innen und immer im Wechsel links und rechts.

Für die Tür war eine Breite von 7 Leisten vorgesehen. Nachdem also links und rechts jeweils 7 angebracht waren, ging es an die Vorbereitung der Tür. Wie das Bild rechts zeigt, erstreckt sich die Tür nicht über die gesamte Höhe des Schrankes, vielmehr ist die Beplankung oben und unten durchgehend angebracht und die Tür sitzt dazwischen. Also wurden die Leisten für die Tür zunächst gekürzt. Dadurch entstanden bereits vorgebohrte Stücke für den oberen und unteren Rand sowie Leisten passender Länge für die Tür selbst - das verloren gegangene Material in Breite des Kappsägeblattes entspricht dem benötigten Abstand zwischen Tür und Rahmen.

Bei der Komplettierung der Beplankung erreicht man irgendwann die Mitte und stellt fest, dass für die letzte und mittlere Leiste ein anderes Maß benötigt wird. Natürlich kann man die Beplankung im Vorfeld auch so ausmessen, dass die Anzahl der Leisten genau aufgeht, aber dann muss jede Leiste millimetergenau an ihrem Platz sitzen. Da ist es erheblich einfacher, am Ende das verbleibende Maß zu nehmen und eine entsprechend breite Leiste zu fertigen. So haben wir's gemacht und dafür wurde das 6. Leimholzbrett angebrochen. Auch diese Leiste erhielt an den Rändern zwei angesenkte Bohrungen und wurde dann gekürzt.

Die verbleibenden gekürzten Leisten bilden die Tür. Sie werden unter Leimzugabe auf die zuvor gefertigten Böden geschraubt und die dadurch entstandene Tür kann eingepasst werden. Die Scharniere bleiben dabei ebenso gewollt sichtbar, wie das bereits die Schrauben tun. Natürlich hätte man von innen schrauben und auch die Scharniere an den Kanten befestigen und entsprechend ausfalzen können, aber der Look soll ja gerade wie eine schnell zusammengezimmerte Schachtel wirken.

Nun beginnt das Schleifen. Wir haben zunächst mit dem Excenterschleifer und 100er Körnung die hervorstehenden Kanten der Leisten geglättet. Dann wurden mit dem Deltaschleifer die Innenkanten geglättet und zuletzt mit dem Schwingschleifer und 280er Papier der Korpus feingeschliffen.

Jetzt fehlten nur noch ein netter Türknauf und die Magnetschnäpper und das Möbel war fertig. Es erhielt noch einen Anstrich mit weißer Dickschichtlasur und wurde dann mit der Wandverkleidung verschraubt, damit es fest an seinem Platz steht.