Mülltonnenhäuschen

Schon die Gartenhütte wurde vor dem Hintergrund beschafft, für neue Vorhaben die Garage zu entrümpeln. Dem gleichen Zweck dient diese Konstruktion, denn auch die Mülltonnen (eine für Papier, eine für Restmüll) standen in der Garage. Das ist hierzulande so üblich, denn der Restmüll kostet nach Gewicht und die Bürger halten ihre Mülltonnen tunlichst in verschlossenen Räumen. Manch einer hat schon einen 30-Kilo-Sack Bauschutt in seiner leichtsinnig offen zugänglichen Mülltonne gefunden. Für die Kosten dieses Müllgewichts geht eine vierköpfige Familie fein ins Kino, Popcorn und Getränke inklusive. Verständlich also, dass Restmülltonnen gut versteckt werden.

So bisher auch unsere. In der Garage waren sie sicher, aber die musste nun leer geräumt werden und es brauchte einen neuen Platz. Einfach in die Einfahrt stellen ist vor dem geschilderten Hintergrund nicht ratsam und sieht auch nicht schön aus. Die Lösung besteht in einer selbst gebastelten Konstruktion aus Balken und Dachlatten.

Zunächst aber wurde gepflastert, damit die Konstruktion auf einem festen Untergrund steht. Dafür haben wir das Pflaster der Einfahrt einfach erweitert. Die Lage und Anzahl der Steine war mit einem Zeichenprogramm eine leichte Übung - einfach das Grundmaß als Rechteck zeichnen und das Maß eines Steins (inklusive Fugenbreite) ebenfalls. Nun können die "Steine" in der Zeichnung beliebig kopiert und platziert werden, bis ein Bild entsteht, das durch möglichst vermiedene Kreuzfugen ausreichende Stabilität bietet, durch ausschließliche Verwendung ganzer Steine das Teilen und Zurechtsägen erübrigt und nebenbei noch gut aussieht. Die resultierende Zeichnung ist hier rechts zu sehen, die 6 Punkte zeigen die Position von Winkeln mit unten angebrachtem Gewinde, auf denen das Gerüst ruht, damit es keine Staunässe abbekommt.

Die benötigte Anzahl der Steine liefert die Zeichnung gleich mit. Hier waren es 95, die gemäß Zeichnung in einem Zementbett liegen. Dann wurde gebohrt, was sich als unerwartet schwierig erwies. Für die Winkel waren 10mm Bohrungen notwendig und trotz Bohrhammer und maximalem Krafteinsatz durch die Bohrung nach unten ist es nicht einfach, ein 10er Loch in einen schnöden Pflasterstein zu bekommen. Der Grund liegt in den eingebackenen Kieseln, die maximalen Widerstand leisten. Die Lösung besteht darin, zunächst ein kleineres Loch - hier 6mm - vorzubohren und dann mit dem 10er Bohrer den Rest zu schälen. Das geht dann butterweich, drauf gekommen bin ich aber erst beim 5. von 6 Löchern.

Nachdem die 6 Winkel eingebracht und nivelliert waren, konnte der Aufbau beginnen. Zunächst wurde aus 40*40mm Balken drei Rechtecke gefertigt, die je zwischen einem vorderen und einem hinteren Winkel sitzen. Die wurden dann an der Rückseite oben und unten mit weiteren Balkenstücken und Stuhlwinkeln verbunden. Die Türen bestehen aus zwei separaten Balken-Rechtecken und für den Deckel werden die Deckleisten einfach auf vier Bretter geschraubt. Dann wurde verkleidet und zwar mit billigsten Dachlatten, von denen wir 80 Stück á 1,50 Meter Länge verarbeitet haben. Die wurden zuvor mit dem Viertelstabfräser so profiliert, dass sie abgerundete Oberkanten erhalten. Die Fräse lässt sich dazu leicht als Stationärgerät umbauen, indem man einfach einen Anschlag auf die Arbeitsoberfläche schraubt und den Fräser in die gewünschte Position fährt, die er durch die Haltekraft der eingeschalteten Schrittmotoren auch hält. Für identische Abstände sorgt ein kleines Holzstück, das millimetergenau auf das zuvor ermittelte Maß zugeschliffen wurde.

Was den Abstand angeht, muss man sich nämlich zunächst über die optische Wirkung im Klaren sein. Ist es zu wenig, wirkt die Konstruktion wie eine Kiste. Sie wird dann auch nicht mehr durchlüftet, mutiert zum Kleintiergehege und fängt mit der Zeit an zu stinken. Zuviel Abstand allerdings lässt das Ganze wie ein Gerüst wirken - man sollte es daher zunächst durch Auslegen einiger Leisten testen. Hat man sich dann für einen bestimmten Abstand entschieden, muss die Formel (Breite der Leiste X Anzahl der Leisten) + (Breite des Abstandes X (Anzahl der Leisten -1)) die gewünschte Bauhöhe ergeben. Da die bereits bekannt ist, wird die Formel nach "Breite des Abstandes" aufgelöst und ein Holzstück auf dieses Maß gebracht. Hier sind es 11,4 Millimeter. Die jeweils letzten drei Leisten werden im verbleibenden Platz gleichmäßig ausgerichtet, denn so sehr genau lässt sich das Holzstück nicht abrichten und ein halber Millimeter Abweichung erzeugt an der letzten Leiste einen sichtbaren Unterschied. Der Abstand der obersten drei Leisten zueinander ist im Bild größer als bei den anderen Leisten und wie man sieht, sieht man's nicht.

Wenn alles fein verkleidet ist, stellt man fest, dass die Konstruktion noch sehr wacklig ist und so nicht bleiben kann. Alle Seiten und auch die Türen erhalten daher noch je eine Stützstrebe, die diagonal zwischen den vertikalen Rahmenbalken verläuft. Das erzeugt die notwendige Stabilität, zuvor muss das ganze Stück aber sorgfältig in die Waage gestellt und dort gehalten werden.

Zu guter Letzt sorgt ein kleines aufgeschraubtes Holztrapez für den einfachen Verschluss der Türen und eine Stützleiste hält den Deckel oben, damit man beide Hände frei behält. Beschafft wurden wie gesagt 80 Dachlatten, dazu 14 Balken 40*40mm mit 2 Metern Länge und zwei Bretter á 2,40m Länge für den Deckel. Neben Zement und Pflastersteinen wurden außerdem 6 Bodenwinkel mit 10er Holzgewinde verbaut, 7 einfache Scharniere (3 für den Deckel), 3 Griffe und 400 Schrauben. Für den Anstrich war noch ein halber Eimer Dickschichtlasur vom Anstrich der Gartenhütte übrig - 1,5 Liter haben soeben gereicht.

Der Gesamtpreis belief sich auf gut 220 Euro. Für 140,- haben wir ein Fertigprodukt für zwei Tonnen im Katalog gesehen, allerdings ohne Rückwand, aus dünnerem Material, kleiner, unbehandelt und ohne Griffe. Und natürlich ohne Zement, Steine und Bodenwinkel. Rechnet man diese Zusatzkosten hinzu, hat sich der Selbstbau gelohnt, denn das Ergebnis ist maßgeschneidert, komplett, wetterfest und stabil. Gedauert hat der Bau gut einen Tag.

Und der Schutz der Restmülltonne? Ja, das Ding ist nicht verschließbar! Aber wir haben eine Funkalarmanlage, die den großen Vorteil bietet, dass man Funkmelder auch an Objekten außerhalb des Hauses anbringen kann, so an der Gartenhütte oder eben auch hier. Wer des nachts mit dem eigenen Restmüll in der Hand bei 120db Sirenenschall unterm Scheinwerfer steht, der kommt sicher nicht nochmal wieder. So teuer ist die Entsorgung dann doch nicht :)