Hosenbügler
Hier
soll die Optik verändert werden, denn die Funktion ist gefragt. Anzughosen
mit Bügelfalte sind zwar nicht meine Lieblingskleidung, aber im Job unerlässlich.
Ich nehme diese mobilen Hosenbügler daher gern in Hotels in Anspruch, treffe
sie aber nicht sehr häufig dort an. Sie sind prima geeignet, um die Bügelfalte
einer Anzughose aufzufrischen, ohne das Teil gleich manuell bügeln oder
in die Reinigung bringen zu müssen.
Nun konnte ich einen Eigenen ergattern. Wer ihn ansieht, wird verstehen, dass dafür kein Geld verlangt wurde, er wurde ausgemustert und ich bekam ihn geschenkt. Er kommt in einem schrecklichen hellen Grau daher, ziemlich angeschlagen und gammelig. Aber: Er funktioniert einwandfrei.
Zunächst war geplant, ähnlich wie schon bei der Wanduhr, die vorhandenen Teile Stück für Stück zu demontieren, auszumessen und aus schönerem Material nachzubauen. An sich stellt das kein Problem dar, mal abgesehen von der oben angebrachten Schale für Kleinteile aus den Hosentaschen, die nach innen hin gerundet ist.
Soweit der ursprüngliche Plan. Dann gab's eine feine Überraschung, denn beim Anschleifen der ersten Teile wurde deutlich, dass sich unter der Farbe nicht etwa wie vermutet billiges Plastik oder Pressmaterial befand, sondern bestes Buchenholz. Es musste also gar nichts ersetzt, sondern das Stück "nur" von der Farbe befreit werden. "Nur" ist allerdings eklig genug.
Warum hat man wohl bei der Herstellung das schöne Buchenholz unter einer faden Farbschicht versteckt? Aus heutiger Sicht ist das schwer nachzuvollziehen, denn Massivholzmöbel - zumal aus heimischem Hartholz - gelten als edel und sind teuer. Früher aber - und das Stück hat aufgebrachten Aufklebern und Hinweisen zu Folge sicher seine 50-60 Jahre auf dem Buckel - war das anders. Da bestanden Möbel mangels Alternativen meist aus Massivholz und als schick galt ein anderer Farbton. Daher kommen viele schöne Antikmöbel mit heute unverständlichen Anstrichen daher.
Der gesamte Aufbau besteht also aus Buche und soll auch so bleiben. Sogar
die Querstangen im Sockel waren Buchenrundhölzer, die (schauder) mit Plastik
überzogen wurden.
Die
größeren Platten aber, nämlich die Frontplatte mit der eingelassenen Heizplatte
sowie zwei kleinere Platten, die die Hose auf der Rückseite stützen, waren
dann doch aus Pressspanmaterial. Mit Buchenleisten ringsum zwar, aber eben
Pressspan. Diese Teile habe ich mit Nussbaumfurnier verkleidet, das noch
vom Sekretär übrig war. Dabei gab es eine interessante
Erfahrung zu machen:
Ich habe den Furnierstreifen zunächst auf die ungefähren Maße der kleinen
Platten zugeschnitten. Dann wurden die Platten vollflächig mit Leim bestrichen
und das Furnierstück aufgelegt. Unter Druck hat der Leim gebunden. Nach
gut zwei Stunden habe ich die Pressen entfernt und musste feststellen, dass
das Furnier eine Menge Blasen geworfen hat und alles andere als eben war.
Mist! Daraufhin habe ich mich erstmal frustriert aus dem Werkelraum zurückgezogen
und
über alternative Lösungen nachgedacht. Am nächsten Morgen ging's dann weiter
und - Surprise! - die Blasen waren weg. Sie hatten sich über Nacht zurückgebildet
und die Oberfläche war weitgehend eben. Furnier muss also vollflächig gepresst
werden, sonst wirft es Blasen. Wenn es das tut, kann man aber erstmal abwarten,
denn vielleicht ist das Ergebnis dennoch verwertbar. Hier war das der Fall.
Für die die große Frontplatte musste das Furnier in drei Streifen aufgebracht
werden. Das habe ich zunächst drei gleich große Bereiche markiert und die
beiden äußeren nun mit dem Pinsel eingeleimt. Damit ist der Leimauftrag
geringer und das Furnier wirft weniger Blasen - wieder was gelernt. Nachdem
die beiden äußeren Streifen unter
Druck
verleimt waren, wurde zunächst seitlich heraus gequollener Leim mit dem
Beitel entfernt und dann der mittlere Furnierstreifen aufgelegt. Der wird
sorgfältig fixiert und dann wird mit dem Cutter durch beide Schichten (also
auch die bereits angeleimte) getrennt. Dadurch ergab sich eine genau passende
Form für das Mittelstück. Durch Ausmessen ist das
kaum zu erreichen, denn
die Schnittkanten sind selten genau gerade. Auch die mittlere Bahn wurde
dann angeleimt.
Alle anderen Einzelteile wurden also geschliffen und erhielten eine Schicht Antikwachs. Der gibt dem hellbraunen Buchenholz einen leichten Stich ins goldgelbe, was mir noch besser gefällt. Außerdem verleiht er einen matten Glanz. Dann wurde alles wieder zusammen gesetzt und der Hosenbügler war fertig.
Das Projekt hat an reiner Arbeitszeit etwa 2 Tage beansprucht, fast ausschließlich entfiel sie auf das Schleifen aller Teile. Daher hier noch ein kleiner Exkurs zum Thema Schleifen.
Neben Schwing- und Excenterschleifer hat auch der Deltaschleifer sein
ganz eigenes Einsatzgebiet, in dem er weitaus besser geeignet ist als andere
Geräte. Das sind eben genau diese schmalen Leisten und innen liegenden Winkel,
die hier hauptsächlich den Aufbau gebildet haben. Mit abtragsstärkeren Geräten
sind da schnell Rillen und Furchen geschliffen oder eckige Kanten werden
zu runden. Auch beim Schleifen mit dem Papier in der Hand oder um den Schleifklotz
ist das schnell passiert.
Der Deltaschleifer löst diese Aufgabe am besten. Ich verwende dazu immer noch
ein recht kleines Gerät, das ich bereits für das Projekt
Küchenwagen beschafft hatte - es läuft und läuft.
Allerdings hat es zwei Nachteile. Das Schleifpapier haftet mit Kletttechnik
an dem im Lieferumfang enthaltenen Schleifteller. Das tut es aber nicht
besonders gut, sodass das Papier gern mal verrutscht. Das wäre nicht weiter
schlimm, wenn in diesem Fall nicht die Klettschicht direkt an das Werkstück
käme und somit ruckzuck abgeschliffen würde. Dann aber hält das Papier überhaupt
nicht mehr und der Schleifteller muss ersetzt werden. Mit zunehmendem Gerätealter
wird es nicht leichter, die Ersatzteile noch zu bekommen - dafür sind sie
dann aber billig. Ich habe nun den dritten Schleifteller im Einsatz, was
bei der relativ geringen Laufleistung des Gerätes definitiv zu viel ist.
Noch störender ist aber die praktisch nicht vorhandene Staubabführung dieser Ausführung. Man kann hinten einen Staubsack anstöpseln, der auch kompatibel zu den Aufnahmen anderer Schleifgeräte des gleichen Herstellers ist. Nur bringt er überhaupt nichts, denn es wird praktisch kein Staub dorthin abgeführt. Gerade beim Abschleifen von Farbschichten führt das zu einer ziemlichen Sauerei, die noch dadurch verschärft wird, dass die Luftabfuhr des Motors (links vom Herstelleremblem) seitlich nach oben gerichtet ist und dem Benutzer den Schleifstaub direkt ins Gesicht bläst.
Als Bosch daher vor einigen Jahren mit dem "Ventaro" ein ganz neues Schleifkonzept
vorstellte, war ich gleich dabei, denn es verhieß das
Ende
dieser Sauerei. Hier wird eine Turbine im Schleifaufsatz durch die Saugkraft
des Staubsaugers angetrieben und erzeugt die Schwingung für den Schleifeffekt.
Die gleiche Saugkraft führt den Staub ab und zwar annähernd komplett. Die
Technik funktioniert erstmal prima, doch haben sich die Teile meiner ersten
Turbine schnell mit Staub zugesetzt und dann drehte sich gar nichts mehr.
Nach zwei Stunden war beim ersten Einsatz des Gerätes bereits
Feierabend
und der Schleifaufsatz musste als defekt eingeschickt werden.
Das hat mich erstmal davon abgehalten, das Gerät weiter zu benutzen, zumal es ja bei gleicher Funktion erheblich lauter ist und das zigfache an Energie verbraucht als der gute alte Deltaschleifer. Das Ersatzteil war aber besser und hielt auch dauerhaft. Für genau diese Anwendung ist es jedenfalls die perfekte Lösung. Als der Ventaro die Regie übernahm, was Schluss mit schmutzig, denn die Staubabführung ist wirklich klasse. Die Schleifleistung ist ähnlich gut, eher noch einen Tick besser, als beim Deltaschleifer. Aber die Kletttechnik ist optimiert und das Staubproblem ist auch gelöst, sodass der Ventaro für Farbabträge auf kleinen Flächen ein sehr gut geeignetes Werkzeug ist. Ihn allein dafür zu beschaffen ist allerdings Unsinn, denn er kostet das Dreifache eines einfachen Deltaschleifers. Im Fazit sollte man den Ventaro auch regelmäßig als Bodenstaubsauger, Bohrstaubsauger oder Blasebalg nutzen können, sonst rentiert er sich nicht. Es sind verschiedene Aufsätze im Lieferumfang, die verschiedene Einsatzzwecke ermöglichen. Ob es weitere Schleif- oder andere Werkzeugaufsätze geben wird, bleibt abzuwarten, ich rechne eher nicht damit.
Dieses Projekt kann für kleines Geld nachgemacht werden, denn diese Hosenpressen sind unter den Namen "Hosenbügler", "Pressmaster", "Pressboy" oder "stummer Diener" oft für lächerlich kleines Geld bei ebay erhältlich. Einfach einen abgreifen und los geht's. Neu kosten sie gern einige hundert Euro.