Eingelassenes Wandregal
Bei der Renovierung unseres Hauses wurde nach dem Entfernen der Tapeten ein Wanddurchgang sichtbar, der früher einmal dort war. Hinter der Wand befindet sich ein Bad, das zu Bauzeiten jedoch nur halb so groß war - die andere Hälfte war eine Kochnische, zu der dieser Durchgang führte. Der wurde dann später mit Ständerwerk und Gipskarton geschlossen, als man das Bad vergrößerte und die Kochnische dafür opferte.
Diese Planung geht zurück auf Baufördermaßnahmen aus den 80ern - seinerzeit wurde in Einfamilienhäuser gern ein separat zugängliches Appartement eingebaut, weil das neuen Wohnraum für Dritte schaffte, dessen Förderung dem Bauherrn ein Scherflein zur Finanzierung einbrachte. Häufig blieb es bei der Ausweisung in der Bauzeichnung oder die entsprechende Trennung wurde spätestens dann wieder aufgehoben, wenn die Förderung abgeschlossen war oder der Zweck entfiel. Anwendungen für ein solches Appartement waren zum Beispiel die alleinstehende Oma, das erwachsene Kind oder eben Dritte, deren Beitrag zu den monatlichen Kosten eben gebraucht wird. Was immer hier einmal der Bedarf war - irgendwann hatte er sich erübrigt, das Appartement wurde wieder integriert und dieser Zugang geschlossen.
Sobald wir diese nach oben gerundete Form sahen, war klar, dass dort ein eingelassenes Wandregal hineinkommt. Also flugs mit dem Laser eine waagerechte Unterkante definiert und den Gipskarton rausgenommen. Dann wurde der obere Bogen ausgestemmt und es zeigte sich, dass das darunter befindliche Ständerwerk der Rundung folgend verarbeitet worden war - sehr praktisch, denn es konnte nun als Führung dienen und erhalten bleiben. Ansonsten wäre es auch kompliziert geworden, denn von der anderen Seite ist das Ständerwerk ja ebenfalls beplankt und zwar mit Fliesen auf Gipskarton. Bohren und Dübeln war also ohnehin schon ausgeschlossen, sodass es hilfreich war, wenigstens die passende Form vorzufinden.
Das Bild rechts zeigt den Zustand nach dem Entfernen der ersten Gipskartonelemente. Dafür eignen sich hervorragend diese Multifunktionswerkzeuge mit oszillierendem Aufsatz, wie zum Beispiel der bekannte "Multimaster" von Fein oder entsprechende Geräte von anderen Herstellern. Der U-Ständer in der Mitte steht noch und wurde im nächsten Schritt mit dem Metallschneideaufsatz des gleichen Werkzeugs bis auf sein hinteres Profil entfernt. Die Lücke zur Aufnahme des Regals war damit da.
Wir haben dieses Projekt als Abwechslung während der Grobbauphase abgewickelt, um neben den vielen notwendigen Dreck- und Schleppsachen auch mal etwas zu machen, das mehr Spaß macht. Aus ein paar zugeschnittenen Leimholzplatten und einigen Balkenresten entstand dann die Füllung, die nur eingesteckt und verkeilt ist. Der Rahmen drum herum ist mit dem Gipskarton verschraubt und der obere Bogen wurde aus einer zweischichtig verleimten Platte geschnitten. Die Rahmenteile erhielten profilierte Ränder, die Innenfüllung des Bogens besteht aus einem Stück biegsamen Flugzeugsperrholz und alle Teile sind mit Wachsbeize behandelt. Später soll in diese Ecke eine Bar gebaut werden, die dann durch dieses Wandregal ergänzt wird.