Münzpräsentation

Nachdem der gewerbliche Bereich von diegmann.info im Jahr 2005 erstmal geschlossen hat, ist es nun an der Zeit, die Ideen aus dieser Phase ebenfalls als Projekt vorzustellen.

Es begann im Herbst 2001. Der Euro wurde beworben und es wurde nun überall deutlich, dass bald 12 Länder Europas eine gemeinsame Währung haben würden. Jedes dieser Länder würde eigene Prägungen der Rückseiten von 8 neuen Münzen herausbringen, sodass dann 96 verschiedene Münzen im Umlauf sein würden. Zusätzlich zu den 12 Gründerstaaten würden drei weitere Länder, nämlich Monaco, San Marino und der Vatikanstaat, ebenfalls eigene Euromünzen prägen.

Es war absehbar, dass nunmehr ein Sammelfieber ausbrechen würde - viele Menschen würden den kompletten neuen Münzsatz einmal besitzen, sammeln und dann übersichtlich darstellen bzw. präsentieren wollen. Dazu hatte ich mich bereits seit einigen Monaten mit einer Idee beschäftigt, die nun zum Produkt wurde. Man könnte eine Tafel aus fast beliebigem Material nehmen und dort in Tiefe und Durchmesser exakt passende Einlassungen für die Münzen einbringen. Da es mitunter um Bruchteile von Millimetern ging, wäre eine CNC-Fräse das ideale Werkzeug dafür. Nur hatte ich leider keine CNC-Fräse.

Dafür hatte ich aber eine genaue Vorstellung davon, wie das Ergebnis aussehen sollte. Ich hatte mich bereits mit der Datenübertragung zu einer CNC-Fräse befasst und gelernt, dass man unterschiedlichen Fräsern und Frästiefen verschiedene Farben zuordnet. Diese Farben werden dann in der Steuerungssoftware der Fräse mit definierten Tiefen verknüpft. Die hier gezeigte Zeichnung ist als Version 20 bereits das Ergebnis mehrmonatiger Entwicklung, sie wurde weiter optimiert, als erste Tests möglich waren.

Diese Tests konnten aber nur mit einer CNC-Fräse erfolgen. Ich brauchte also einen Partner, mit dem ich das Projekt weiter verfolgen konnte. Zwischenzeitlich hatte ich die Idee bereits zum Patent bzw. zum Gebrauchsmuster angemeldet. Ich habe das Projekt daher in einschlägigen CNC-Foren beworben und nach Interessenten gesucht, die im Auftrag nach meinen Zeichnungen fertigen und diese zunächst gemeinsam mit mir zu Ende entwickeln. Als diese Partner gefunden waren, wurde aus der Idee das Produkt.

Die fertig entwickelten Münzschautafeln wurden nun vornehmlich in 9mm Multiplex, später auch in Aluminium und Acrylglas hergestellt. Es gab sie in einer Version zur Aufnahme der Münzen der 12 Gründerstaaten und einer breiteren Version, die auch die 3 Zwergstaaten berücksichtigte. Deren Münzen entwickelten sich aber schnell zu hochwertigen Sammlerstücken, sodass die Nachfrage nach dieser Version vergleichsweise gering blieb. Die Holzversionen wurden in verschiedenen Lasurtönen angeboten, die Renner waren Teak, Mahagoni und Kiefer. Dazu gab es Buche, Eiche und Birke. Der Witz der Lasur bestand darin, dass sie nicht nur die Oberfläche farblich gestaltete und dabei durch ihre stärkere Wirkung in den eingefrästen Elementen auch einen schönen Kontrast brachte, sondern vor allem die Tatsache, dass sie die Ränder der Münzauslassungen aufquellen ließ. Dadurch nämlich konnten die Münzen so eingedrückt werden, dass sie ohne Kleber oder sonstige Methoden fest saßen und nicht mehr hinausfielen. Das funktionierte natürlich nur in Holz; bei den Alu- und Acrylglasversionen wurde Haftkleber verwendet. Jede Münzeinlassung hatte ein kleines mittiges Loch, durch das man die Münze von der Rückseite wieder herauslösen konnte.

Da alle Münzeinlassungen in der Tiefe der Dicken der Münzen entsprachen, schlossen die Münzen bündig zur Oberfläche ab. Wenn die Tafel an einer Wand befestigt wurde, konnte man sicher sein, dass die Münzen nicht herausgelöst werden können - für viele Firmen war das ein wichtiges Detail, denn sie wollten die Tafeln in Konferenz- oder Empfangsräumen oder auf Fluren anbringen.

Die Idee entwickelte sich gut und fast hätte ich damit das große Los gezogen, denn verschiedene Vertriebsfirmen und Industrieschreinereien interessierten sich dafür und planten einen europaweiten Vertrieb in verschiedenen Sprachversionen. Diese Idee scheiterte an einer schnellen Produktion. Tests haben gezeigt, dass man die filigranen und exakten Einfräsungen zwar mit einer gemächlichen Heimanwender-Fräse exakt vornehmen kann, dass sie aber zerfetzen und ausreißen, wenn man das gleiche mit einer professionellen Industriefräse versucht. Diese Fräsen haben einen ungleich höheren Vorschub, der hier aber das Ergebnis zerstört. Fertigt man aber nun mit ausreichend langsamen Vorschubwerten, so ergeben sich Maschinenzeiten und damit Produktionskosten, die die gesamte Idee zur Massenvermarktung erledigt haben. Die Münzschautafel blieb daher ein Stück, das in geringer Stückzahl auf individuellen Gestaltungswunsch hin gefertigt wurde und mit 50-100 Euro auch dementsprechend teuer blieb. Das Rennen machte ein Album aus Pappe, das vergleichsweise günstig gedruckt werden konnte und ebenfalls die Möglichkeit der Aufnahme der Münzen bot.

Später habe ich die Idee, Objekte zur Einlage von Münzen zu gestalten, auf eine neue Anwendung erweitert. Da es genau 12 Gründungsstaaten gab und Zeit = Geld ist, bot sich die Anordnung auf einer Uhr an. Das sah hübsch aus und ich hatte eine 1-Euro und eine 1-Cent Version gefertigt, die ebenfalls in allen verfügbaren Lasurtönen geliefert werden konnte.

Diese Idee erwies sich als totaler Flop - das Produkt hat niemanden interessiert und war kaum zu verkaufen. Ob's wohl daran lag, dass ich für das Produktfoto die falsche Uhrzeit eingestellt hatte? Die nämlich, so habe ich später dazugelernt, wird auf Marketingbildern immer auf 10:10 eingestellt, weil dann die beiden Zeiger an ein lächelndes Gesicht erinnern und somit das Produkt angeblich sympathischer erscheinen lassen. Das erscheint mir ebenso sinnfrei wie die Tatsache, dass man auf römischen Ziffernblättern die 4 häufig nicht als "IV", sondern als "IIII" darstellt. Zwar ist das verkehrt, soll aber Verwechslungen mit der "VI" ausschließen. Es gibt schon ganz possierliche Blüten in dem Zusammenhang.

Ich überlege jedenfalls immer mal wieder, was sich noch als Motiv für eine einfache Multiplex-Uhr eignen könnte, denn Uhrwerke und Scheiben sind noch ausreichend da. So entstand zum Beispiel die von unseren Kids seinerzeit heiß geliebte Sponge-Bob-Uhr durch das Einfräsen von Ziffernblatt und Motiv auf die Rückseite einer solchen Scheibe.

Der gewerbliche Vertrieb von selbst kreierten Produkten war eine spannende, wenn auch nicht sehr einträgliche Erfahrung. Da er einen Nebenerwerb bildete, habe ich ihn in erster Linie als Hobby betrachtet, das aber durch den gewerbsmäßigen Verkauf der Ergebnisse ein Gewerbe erforderte. Als der Gebrauchsmusterschutz für das Produkt auslief, habe ich ihn nicht verlängern lassen. Heute kann sich also jeder so eine Münzschautafel fräsen - ebenso wie Erweiterungen für inzwischen beigetretene Staaten und neue Ausführungen der 2-Euro-Münzen, die ja jedes Land jedes Jahr mit neuem Motiv prägen darf.