Rankgitter

Frühling. Bastelzeit. Vor genau einem Jahr wurde der Vatertag 2006 dazu genutzt, den Voltigierbock zu bauen. Dazu hatten wir einige Rundscheiben aus 2*1 Meter Tischlerplatten ausgeschnitten und mit Latten verkleidet. Die Tischlerplatten fielen mal von einer Baustelle ab und eine ging fast komplett für das damalige Projekt drauf. Eine weitere wurde nur angeschnitten, sodass sie noch recht vollständig verfügbar war.

Nun ist wieder Vatertag. Wieder haben wir der Bollerwagentour ein feines Bastelprojekt vorgezogen und wieder ging es dabei an diese Platten. Diesmal soll ein Gerüst entstehen, an dem Rankpflanzen empor klettern können.

Vor der Umsetzung zunächst der Entwurf: Die Zeichnung links zeigt eine Mauer, die eine Terrassenfläche begrenzt. Von dort sind 2,4 Meter Terrasse zu überspannen. Die Bögen enden an zwei Pfosten, die in Einschlaghülsen stecken. Das Bild rechts zeigt die Pfosten in der Frontansicht, 5 Querstreben dienen als Rankhilfen und obenauf sitzen fertig gekaufte Kappen, damit die Pfosten dort kein Wasser nehmen. Auf der Oberseite werden die Bögen außerdem mit 7 weiteren Rankhilfen verbunden.

Mit den Möglichkeiten der CNC-Fräse sollten die Formen der einzelnen Elemente natürlich etwas individueller ausfallen. Allerdings führte ihre Größe nun auch meine Fräse an ihre Grenzen und die langen Bögen wurden daher aus zwei Elementen zusammen gesetzt. Ich habe außerdem nicht die gesamte Arbeit durch die Fräse erledigen lassen, weil das einen ganzen Tag gedauert hätte - sie hat die Formen lediglich 4mm tief angerissen und der Ausschnitt erfolgte mit der Stichsäge. Nach dem Entwurf folgte also die Zeichnung der Einzelteile.

Wie gesagt war eine Platte bereits angeschnitten, die obere rechte Ecke fehlte. Die große Zeichnung lässt diese Ecke daher aus. 5 Elemente passten nicht mehr mit auf den verbleibenden Platz, aber es fand sich noch ein weiteres Reststück dafür. Soweit also die Theorie.

Beide Zeichnungen wurden nun in 2 Schritten á 2mm Tiefe gefräst. Durch die vielen und langen Bahnen dauerte das über eine Stunde. Grund genug, den Rest lieber mit der Säge zu erledigen, nachdem die Form nun schön sichtbar angerissen war. Aber man sieht, dass das Anreißen eine sehr gute Vorlage für anschließende Arbeiten mit der Stichsäge gibt, der Höhenversatz bildet eine praktische Führung. Die einzelnen Teile konnten nun gut ausgelöst werden.

Dafür verwende ich übrigens noch immer die Bosch PST 50, die ich mir im Jahre 1994 für das erste Holzprojekt "begehbarer Kleiderschrank" gekauft hatte. Sie hat schlappe 270 Watt Leistung und Begriffe wie Pendelhub und werkzeugloser Blattwechsel sind ihr völlig fremd. Dennoch tut sie seitdem in fast jedem Projekt anstandslos ihren Dienst und gebraucht kriegt man so'n Ding heute für ganz kleines Geld. Entscheidend ist das Blatt, denn die simple Auf- und Ab-Bewegung stellt nicht die ganz große Anforderung an ein Elektrowerkzeug.

Nachdem alle Teile ausgeschnitten waren, erfolgte das Aufdoppeln der Teile, die die Bögen über die zu überspannende Fläche bilden. Sie sehen in 4cm Dicke weniger filigran aus und sind es letztlich auch. Die Flächen werden gesäubert, leicht angeraut und mit wasserfestem Holzleim versehen.

Dann kann gepresst werden. Hierfür eignen sich hervorragend die größeren Klemmzwingen. Ich hatte meinen Bestand bereits von 4 auf 12 aufgestockt, weil ständig zu wenige davon da waren. Aber wie immer reichte das auch wieder nicht. Zum x-ten Mal: Zwingen hat man nie genug, ich gebe daher auf und kaufe keine mehr nach - im nächsten Projekt sind es doch wieder zu wenige. Die 12 Zwingen reichten für ein Stück, es musste also nacheinander gepresst werden. In der Zwischenzeit konnten schonmal die restlichen Teile ausgeschnitten werden. Nachdem das erledigt war, erhielt jedes Teil eine umlaufende Behandlung mit dem Viertelstabfräser, der stationär in der CNC-Fräse steckt. Das geht ruckzuck, denn man muss das Werkstück nicht fixieren, sondern kann es am Fräser entlang führen. Die aufgedoppelten Teile erhalten diese Behandlung erst nach dem Verleimen, der Fräser rückt dafür um 2cm nach oben. Nachdem das erledigt war, wurden alle Teile mit Osmo-Außenlasur Teak gestrichen und damit war der erste Arbeitstag vorüber. Die Farbe konnte nun über Nacht trocknen.

Am nächsten Tag ging's draußen weiter. Zunächst wurden die Bögen fertig gestellt, die ja aus je zwei Teilen bestehen, da weder Platte noch Fräse groß genug waren, um sie am Stück zu fertigen. In der Zeichnung hatte ich ein Bogenstück um 5 Zentimeter verlängert, damit die nun folgende Übung keine Beeinträchtigung des Bogenverlaufes nach sich zieht. Die beiden Teile wurden nun 5cm vom Rand entfernt bis zur Mitte eingeschnitten. Da genau dort die Leimnaht zwischen den beiden verleimten Elementen verläuft, reicht ein gesunder Hammerschlag, um die Ausklinkung herauszulösen. Die nun entstehende Überlappung wird mit Leim und Schrauben fixiert und fertig ist ein langer Bogen. Das ganze zweimal.

Übrigens sieht man hier zum wiederholten Male den spiralförmigen Auslauf des Bogens. Diese Form ist möglich, weil es sich bei dem verwendeten Material um 3-schichtig kreuzverleimte Tischlerplatten handelt. Massivholz würde an solchen Stellen gern brechen, aber mit diesem stabilen Material kann man solche Formen problemlos gestalten.

Nun wird bereits montiert. Die Einschlaghülsen werden in den (Gras-) Boden geschlagen, das geht am besten, wenn man ein kurzes Klötzchen einlegt. Dann kommen die Balken hinein, die ausgerichtet und unten festgeschraubt werden. Wer die oberen Kappen nachher nicht mit der Leiter anbringen mag, macht sie vorher drauf.

Die rautenförmigen Rankelemente an der Seite werden als nächstes angebracht. Unten und oben "nach Auge", dann eines genau dazwischen, dann noch je eines zwischen die vorhandenen. Die Bögen werden mit Dübeln und Schrauben in der hinten liegenden Mauer befestigt und dann vorn an den Balken. Zuletzt kommen die sieben Rankelemente auf die Bögen - auch hier wieder erst die äußeren "nach Auge", dann eines in die Mitte und dann je zwei wieder "nach Auge" in die verbleibenden Zwischenräume. Zu guter Letzt werden nochmal alle Stellen nachgestrichen, die bei der Montage angekratzt wurden oder nach dem Antrocknen der ersten Farbschicht noch einen Nachschlag verlangten - so auch die Schrauben, die zwar rostfrei sind, aber mit etwas Farbe dezenter wirken und weniger auffallen.

Auf der Wiese vor den Balken wird nun ein halbkreisförmiges Beet entstehen, aus dem sich ein Rankgewächs das Gerüst erobern soll. Soweit der Plan des Haushaltsvorstandes, zu dessen Vorbereitung das Gerüst beauftragt war.

Projektdauer waren 1,5 Tage, die meiste Zeit entfällt auf das Aussägen der Teile. An Kosten entstanden gut 15 Euro für Kappen und Hülsen, 20 für die Balken und gut 10 für die Farbe. Die Tischlerplatten waren vorhanden, ansonsten wären gut 2qm davon zu beschaffen. Außerdem benötigt werden Schrauben, Scheiben (die Einschlaghülsen hatten zu große Löcher), 2 Dübel und wasserfester Holzleim.

Das Bild links zeigt den Stand der Dinge nach einem guten halben Jahr. Das Stück Wiese vor dem Rankgitter wurde plangemäß halbkreisförmig ausgeschnitten, mit einbetonierten quadratischen Pflastersteinen umrandet und mit weißem Kies gefüllt. Vor der Füllung kam noch die Rankpflanze hinein, die zum Kaufzeitpunkt prima blühte und hübsch aussah. Allerdings hat sie von Beginn an beharrlich jede Form von Wachstum oder gar Ranken verweigert und so bekommt sie im nächsten Frühjahr noch eine letzte Chance, bevor sie sich im Komposter weiterentwickeln darf und durch etwas Rankfreudigeres ersetzt wird. Der Sinn eines Rankgitters ist schließlich, dass etwas daran rankt oder was?