Pflanzenregal

Es wird mal wieder Winter und wie ich bei Oma sitze und nichts Arges erwarte, da nimmt sie mich zur Seite und sagt: "Weißt du Junge, ich habe da etwas, dass du mir mal basteln könntest." Und schon ist wieder ein neues Projekt da...

Das Problem war, dass Balkonpflanzen drinnen überwintern müssen und bisher standen sie in ihren Töpfen einfach im Hausflur herum. Das sollte anders werden. Die Vorgabe war, dass ein entsprechendes Regal über Eck verläuft und zwei Ebenen hat. Da Blumentöpfe größer und höher sind als andere Dinge, die man üblicherweise in Regale stellt, ist hier der Abstand der Böden größer und sie sind versetzt zueinander angebracht.

Material war vorhanden - wenn auch eigentlich für ein anderes Projekt vorgesehen. Jedenfalls wollte ich diese Gelegenheit nutzen, um mal wieder einen step-by-step Bauplan daraus zu machen, diesmal sehr einfach und daher ohne vorheriges Zeichnen.

Man nehme:


An Werkzeug wird benötigt:


Das Leimholz kostet zusammen vielleicht 50 Euro, der Rest fliegt garantiert bereits irgendwo herum, zumal ja auch ähnliche Maße ebenso gut verwendbar sind.

Und los geht's. Aus der großen Platte werden zwei Stücke á 80cm abgeschnitten - eins von links und eins von rechts, das ergibt schonmal zwei exakt gerade Kanten für die Unterseiten.

Damit die Form der Seitenteile nicht einfach nur rechteckig und damit langweilig ausfällt, wird ein Stück davon abgeschnitten. Vorher werden jedoch die späteren Ansätze der Böden angezeichnet, damit hier wirklich nur ein überflüssiger Überstand entfällt. Ich habe unten eine Rundung und dann eine schräge Linie nach oben gewählt - hier kann jeder seinen eigenen Geschmack einbringen. Das fertig geschnittene und mit Schleifpapier entgratete erste Teil dient als Schablone für das zweite, damit wird es leicht, den gleichen Schnitt noch einmal identisch anzufertigen. Beim Sägen ist darauf zu achten, dass die spätere Außenseite unten liegt, da die Stichsäge Späne nur nach oben ausreißt.

Die Regalböden sind mit Holzdübeln befestigt, die später verleimt werden. Dafür sind zunächst Bohrungen erforderlich. Es werden 8mm Holzdübel verwendet - 6er sind bei dem Gewicht der Blumentöpfe zu knapp bemessen und 10er machen leicht Schwierigkeiten, wenn es in die Stirnseiten der Bretter geht. Zunächst wird auf der Seitenplatte die spätere Position des unteren Bodens angerissen. Er sitzt in gut 10cm Höhe (hier wieder frei variierbar), ist 3 Zentimeter vom vorderen Rand entfernt und wie gesagt 25 Zentimeter breit. Die drei Bohrungen sind jeweils 3 Zentimeter von linken und rechten Rand des Bodens entfernt, die dritte sitzt genau mittig zwischen den anderen. Wie auf dem Bild zu erkennen ist, wird der 8er Holzbohrer für das Einbringen der Dübellöcher mit einem Tiefenstopp versehen, damit er nicht etwa ganz durch die Platte dreht. Ein farbiges Isolierband, um die richtige Stelle des Bohrers gewickelt, tut es auch. Es verhindert allerdings das zu tiefe Bohren nicht, sondern dient nur als Orientierung - aufpassen muss man dann selbst.

Für den oberen Boden wurde die Prozedur wiederholt. Dieser sitzt gute 5 Zentimeter unterhalb der Oberkanten der Seitenteile und ist ebenfalls 3 Zentimeter vom Rand entfernt - allerdings vom hinteren. Damit sitzt dieser Boden ein ganzes Stück weiter hinten als der untere - das erhält die Möglichkeit, auch höhere Pflanzen auf das untere Brett zu stellen.

Bevor nun die Böden ebenfalls passende Bohrungen erhalten, werden sie zunächst mit einem Gehrungsschnitt versehen, denn das Regal steht ja später über Eck. Mit einem Geodreieck oder einer Winkelschmiege ist der 45° Winkel schnell aufgezeichnet und die Stichsäge in der Führungsschiene erzeugt einen geraden Schnitt. Statt der Schiene tut es auch eine angepresste Leiste - nur gerade muss sie sein.

Hier rechts erkennt man nun, wie die Bohrungen in der Stirnseite der Böden exakt denjenigen in der Platte angepasst werden. In jedes vorgebohrte Loch des Seitenteils wird eine Zentrierspitze gesteckt - das ist ein praktischer kleiner Helfer aus Metall, der den Durchmesser der Bohrung aufweist (hier 8mm) und daher ohne Spiel hineinpasst. Ein hat einen ordentlichen Kragen und fällt deshalb nicht ganz hinein. Auf dem Kopf trägt er eine genau mittig sitzende Spitze. Steckt man nun in jedes gebohrte Loch einen solchen Helfer und drückt ein Stück Holz - hier die Kante des späteren Regalbodens - darauf, dann bohren sich die Spitzen in dieses Holz und hinterlassen dort eine Markierung, an der der Bohrer anzusetzen ist. Hier ist nur darauf zu achten, dass der Boden mittig und exakt auf der vorher mit Bleistift angerissenen Markierung aufgedrückt wird, damit er später nicht schräg sitzt.

Ist die Kante so markiert, können die Löcher direkt in die markierten Stellen gebohrt werden. Am besten geht das mit einer Führung für den Bohrer, einer so genannten Dübelhilfe oder -lehre. Dieses Teil verfügt über Bohrhülsen in verschiedenen Durchmessern und sorgt  - am Werkstück festgeklemmt - dafür, dass der Bohrer gerade in die Kante stößt und nicht etwa durch schräges Ansetzen seitlich wieder herauskommt. Es geht auch ohne diese Hilfe, aber mit geht es schnell und sicher. Damit sitzen die Holzdübel später rechtwinklig im Material und die Teile lassen sich gut zusammenfügen. Sitzen die Dübel schief, wird es klemmen oder gar nicht passen. In einem solchen Fall hilft es übrigens, die herausstehenden Dübelenden zu kürzen und/oder mit der Feile ein wenig (!) anzuspitzen.

Nach diesen Arbeiten ist ein erstes Resümee erlaubt: Wir haben zwei Seitenteile, 4 Regalböden mit Gehrungsschnitt und an allen Teilen sind bereits die Dübellöcher für die spätere Befestigung angebracht. Die hinteren Kanten der Seitenwände sehen auf diesem Bild perspektivisch schräg aus - sind sie aber nicht, sie stehen im rechten Winkel nach oben.

Nun ergibt es sich, dass die Regalböden ja durch die versetzte Anordnung einer unterschiedlichen Länge bedürfen, um in der hinteren Ecke mit ihren Winkeln zusammen zu stoßen. Das können aber nur die unteren, denn die oberen sind dafür durch ihre nach hinten versetzte Anordnung zu kurz. Hier wird nun noch ein Mittelteil eingesetzt, dass dem Möbel mehr Fülle verleiht, zusätzliche Stellfläche bietet und dabei gut aussieht - es kommt in Form des übrig gebliebenen Mittelstückes unserer 2 Meter Leimholzplatte in der Breite 50cm daher.

Hier muss nun genau gezeichnet werden, damit es nachher passt. Die Länge der Winkelkante der beiden oberen Bodenbretter wird aufgezeichnet. Was an Breite der großen Platte noch übrig ist, kann erhalten bleiben, zum Beispiel mit einem Rundbogen wie hier dargestellt. Je langsamer man sägt, desto genauer fällt das Ergebnis  aus. Das so entstehende dreiteilige Stück wird verdübelt und verleimt und - da es so das Gewicht nicht tragen könnte - zusätzlich mit zwei auf der Unterseite aufgeleimten und aufgeschraubten Sperrholzleisten stabilisiert.

Die beiden Winkelstücke des unteren Regalbodens werden ebenfalls mit der Dübeltechnik verleimt und damit nun auch zu einem Stück verbunden.

Das war es auch schon, was die eigentlichen Bauteile des Möbels angeht. Ein paar weitere Elemente verzieren das Regal und verleihen ihm Stabilität. Dazu gehören zwei 45 cm Stücke aus unserem 34mm Balken. Sie werden zunächst am Schleifteller oder mit der Säge gerundet und erhalten anschließend auf beiden Kanten der Oberseite ein eingefrästes Profil, das sich bis um die eben erstelle Rundung zieht. Schon sind es keine Balken mehr, sondern schicke Fußstücke für die Seitenteile des Regals. Man kann sie stumpf anleimen oder wieder die Dübeltechnik anwenden.

Wie rechts zu erkennen ist, habe ich mich für letzteres entschieden. Es kann durchaus sein, dass die Seitenteile mit der Zeit noch arbeiten und sich verziehen - eine stumpfe Leimnaht würde dem nicht standhalten. Mit eingelassenen Dübeln jedoch wirkt sie dem Verziehen des Holzes entgegen. Die Dübellöcher wurden hier mit einer frei aufliegenden Dübellehre gebohrt. Das ist wenig besser als keine, denn das Gerät stößt bei einer mittigen Bohrung in einem Werkstück dieser Dicke bereits an seine Grenzen. Das zeigt auch, dass es für Bretter gedacht ist, denn in Balken ist die Gefahr des seitlichen Ausbrechens durch die Materialstärke natürlich weniger groß. Hier kann man also mit einem Tiefenstopp auch freihändig bohren. Möglichst gerade aber, sonst verkanten später die Dübel. Es gibt aber auch Dübelhilfen in anderer Form, die ein zentriertes Loch an einer Kante erlauben - die wären hier besser geeignet.

Das gleiche Zierprofil erhalten nun auch die Seitenteile (nur außen) und der obere Regalboden mit der Rundung. Dann geht es auch bereits auf's Ende zu, denn außer einigen stützenden Elementen ist nun alles fertig.

Unter den unteren Regalboden werden kleine Reststücke verleimt, die ihn stützen. Das vordere erhält noch einen Schuh aus zwei Balkenstückchen, so dass sich ein 68*68mm großes Quadrat ergibt. Dieses Stück wird an allen 4 Seiten mit einem gefrästen Profil versehen. Die noch verbleibende Höhendifferenz vom Boden zum unteren Regalboden wird durch noch ein zentriert angeleimtes hochkant stehendes Stückchen des gleichen Materials ausgeglichen und im hinteren Bereich wird das untere Regalbrett durch ein 9cm langes Balkenstück gestützt.

Für das obere werden ebenfalls zwei Stützen benötigt. Die vordere wird wieder aus einem Stück 34*34mm Balken gefertigt und erhält zwei Zierprofile. Sie sitzt mit je einem Holzdübel im unteren und oberen Regalboden - damit ist unser 2 Meter Balken aufgebraucht. Für die hintere Stütze habe ich ein Reststück eines Brettes verwendet - hier tut es jeder beliebige Rest, solange er ein wenig Stabilität bringt. Das Bild rechts zeigt, wie die vordere Stütze auf dem unteren Regalboden steht, während die hintere direkt bis zum Boden führt. Sie ist mit zwei Holzdübeln am oberen Regalboden befestigt, ihr Halt ergibt sich durch das Gewicht der Blumentöpfe.

Fertig. Mit wenig Aufwand und für wenig Geld ist an einem Tag ein nützliches Möbel entstanden. Die vordere Kante der oberen Ebene erzeugt durch das Profil und die Rundung eine nette Optik, zusätzlich verleihen die breiten Seitenwände und das Rundelement in der Mitte dem Objekt mehr Fülle, damit es nicht einfach wie ein Posten Bretter wirkt. Durch die Stützen und die Holzdübel ist es aber dennoch stabil genug, um einer ordentlichen Anzahl von Blumentöpfen Halt und Platz zu bieten. Das Stück erhielt noch eine Schicht Lasur für innen und zog dann direkt an seinen Einsatzort um.