Antikes Küchenbuffet - Teil 1
Dieses
Küchenbuffet erstrahlte in reinem Weiß und verfügte über einen metallenen
Brotkasten zur Lagerung von Lebensmitteln. Allerdings beschreibt das den
Zustand in den 1930er Jahren und als wir das Stück bekamen, bot es ein
jämmerliches Bild. Es ist übrigens eines von drei Stücken aus einer Vorkriegsküche,
die ich billig erstanden habe.
Leider
habe ich versäumt, das Buffet vor Beginn der Arbeiten zu fotografieren -
beim Oberteil
und dem dritten Beistellschrank sind diese "Vorher-Bilder" aber vorhanden.
Ebenso beim Brotkasten rechts, dessen Zustand eine lebhafte Vorstellung
vom gesamten Möbel vor Beginn der Überarbeitung vermittelt.
Mehr als 90% der Arbeiten an einem lackierten Schrank entfallen auf das Entfernen der alten Farbe. Große Flächen sind dabei mit der Maschine noch am einfachsten zu handhaben - aber auch die setzen durch ihre vielen Schichten und resultierende Stärke binnen Sekunden das Schleifpapier zu. Es ist verständlich, dass der Heimwerker der 50er Jahre mangels elektrischer Handschleifgeräte darauf verzichtet hat, vor dem Auftrag einer neuen Schicht die alte zu entfernen. Das Ergebnis sind millimeterdicke Farbschichten, vor denen auch der Schwingschleifer kapituliert, wenn man nicht im Minutentakt das Papier wechseln will.
Da bleiben
Beize oder Heißluft als mögliche Behandlungswege übrig und letzteren habe
ich gewählt. Die bis zu 600°C heiße Luft weicht die Farbe auf und lässt
sich nun mit dem Spachtel leicht abtragen. Dabei gibt es zwei Dinge zu beachten.
Erstens geht das nur ganz kurze Zeit nach dem Erwärmen, denn mit dem Abkühlen
härtet die Farbe völlig aus und besteht dann nur noch aus angekohlten brüchigen
Stückchen. Und zweitens: Kommt man mit der Heißluft zu dicht an das gerade
freigelegte blanke Holz, dann schwärzt man es gleich mit.
Der Königsweg
ist das Anlösen der Flächen mittels Heißluftpistole, wobei aber der Spachtel
noch im Werkzeugschrank bleibt. Erst wenn die ganze Fläche behandelt ist,
holt man ihn hervor und schabt damit die brüchige Farbe herunter - das geht
meist bis auf einen ganz dünnen Restfilm, der aber dann kein Problem mehr
für den Schleifer darstellt. Noch einfacher schabt es sich mit dem Elektroschaber,
nur ist der für empfindliche Oberflächen problematisch, weil er bei zu festem
Druck nicht auf dem Holz bleibt, sondern gern auch mal hineingreift.
Richtig spannend wird es an unebenen oder verwinkelten Flächen wie der
umlaufenden Zierborde oder den Schubladenleisten. Hier ist Handarbeit gefragt
und die macht wiederum den Großteil der Schleifarbeiten aus. Der Schrank
hat einige Wochen auf unserer Terrasse verbracht, bevor als als fertiges
Stück in die Wohnung ziehen durfte.edene Teile eines Möbels aus den 30ern
entsprechen heute nicht mehr dem Zeitgeschmack, so die vormals graumelierte
Linoleum-Oberfläche. Sie bildete zudem nur einen Streifen, denn den Großteil
der Oberfläche beansprucht ja das darauf gehörige Oberteil des Schrankes.
Der Rest war mit einer undefinierbaren Masse beklebt, die in jedem Fall
herunter musste. Das war die Stunde des Elektroschabers, der nun doch noch
mitspielen durfte. Die alten Platten samt dem alten Kleber kamen so herunter
und machten Platz für eine neue Oberfläche mit 2mm Stärke, denn so weit
stand nun die umlaufende Zierborde nach oben ab und verlangte nach neuer
Füllung.
Die gab
es nun in Form von - leider sehr teurem - 2mm Flugzeugsperrholz. Auf dem
Bild rechts ist es lediglich als heller Strich zu sehen, denn seine Verleimung
machte Kreativität beim Pressen erforderlich. Meine 8 großen Zwingen waren
für das Andrücken einer Pressleiste auf der Vorderseite bereits aufgebraucht
und für den Rest der Fläche mussten Gartenstühle und Winterreifen herhalten.
Zum Glück steht ja zu Beginn des Sommers beides zur Verfügung. So angedrückt
war die neue Deckplatte über Nacht getrocknet und der Bündigfräser passte
sie dann noch an den Kanten an.
Boden
und Zwischenboden des Schrankes waren - ob man's glaubt oder nicht - tapeziert.
Nachdem anfängliches Schleifen offenbarte, dass es sich um einen Papierauftrag
handelt, wurde das Schleifgerät durch einen Eimer warmes Wasser ersetzt,
das den Kleister löste und schöne Holzoberflächen an den Tag brachte. Leider
war das nicht überall der Fall, denn der Schreiner hat im Bewusstsein der
späteren Lackierung verwendet, was eben da war und das führte dazu, dass
die 4 Türen des Schrankes aus drei unterschiedlichen Holzarten mit drei
unterschiedlichen Farben bestanden. Da blieb nichts anderes übrig, als die
zwei gleichen zu erhalten und die zwei anderen abzuhobeln und mit Holz gleicher
Farbe zu bekleben.
Alle Teile erhielten nun einen Anstrich mit Dekorwachs in Nussbaum, das nach dem Auftrag mit dem Pinsel mit einem Baumwolllappen eingerieben wird. Es ergibt sich eine samtene Oberfläche, die schnell trocknet und trotz satter Färbung die Maserung perfekt erhält. Ich habe dieses Produkt zum ersten Mal probiert und war begeistert.
Während
die Holzteile trockneten, kam die Metallteile an die Reihe. Alle Klavierbänder
und sonstigen Beschläge wurden bereits im allerersten Arbeitsschritt entfernt.
Sie waren teilweise total rostig und machten zunächst mal Bekanntschaft
mit der Drahtbürste. Dann kamen alle auf das gleiche Brett und erhielten
eine Schicht schwarzen Sprühlack.
Die Montage der fertigen Einzelteile ist zwar das schnellste, aber auch
das schönste
Stück Arbeit. Binnen Minuten fügt sich nun zusammen, was über Wochen und
Monate getrennt war. Auf dem Bild links fehlen lediglich noch die Beschläge
der Schubladen und Türen. - letztere fehlten übrigens noch eine ganze Weile,
da sie aus durchsichtigen Plastik waren und durch solche aus Keramik ersetzt
werden sollen. Nach denen suche ich noch, denn im Baumarkt werden sie nach
Gewicht offenbar dem aktuellen Goldkurs
gleichgesetzt.
Einen gesonderten Blick lohnt das eingangs so übel zugerichtete Brotfach. Es erstrahlt nun wieder in Weiß und fällt durch den Kontrast zur neuen Möbelfarbe auch gleich ins Auge, wenn man die linke Tür öffnet.
In diesem
Zusammenhang ist übrigens interessant, dass dieses Brotfach - da es ja aus
Metall besteht - nirgends geleimt oder geschraubt wurde. Es ruht vielmehr
auf zwei Leisten, an denen eine Anzahl von kleinen Keilen und Halterungen
so geschickt angebracht ist, dass es in keine Richtung auch nur eine Winzigkeit
Spiel hätte - es sitzt absolut fest an seinem Platz.
Zum Abschluss habe ich den Schubladen noch eine Schicht Kork als Innenbelag gegönnt. Sie werden für Essbesteck genutzt und dafür waren sie nun doch ein wenig schmuddelig. Eine Rolle Kork, die eigentlich als Fußbodenbelag gedacht war, wurde hierfür zweckentfremdet. Zwar war sie teuer, doch hält sie bei dieser und ähnlichen Anwendungen wohl für immer.
Die
Kosten für dieses Projekt waren überschaubar. Der Schrank kostete mich rund
65 Euro, etwa die gleiche Summe fiel für die neuen Flugzeugsperrholz-Verkleidungen
zweier Türen, eines Seitenteils und der Oberfläche an. Die Dose osmo-Dekorwachs
lag bei 17. Dazu der benötigte Kork, etwas weiße und schwarze Farbe, ein
Pinsel und neue Beschläge. Letztere suche ich wie gesagt noch, aber alles
in allem liegen die Kosten für dieses Projekt unter 200 Euro. Gegenüber
dem Buffet, das wir zuvor an gleicher Stelle hatten, ist dieses Stück ein
wahres Raumwunder.
Das Küchenbuffet erhielt später auch sein Oberteil zurück - ein anderes Projekt.