Mehr Dämmung - weniger Dämmerung

Da schau ich also so gegen Frühsommer auf's Dach und weil da halt im Jahre 2013 noch Schnee lag, wundere ich mich, warum der an manchen Stellen liegen blieb und an anderen nicht. Waren da die Dachziegel wärmer? Und wenn ja, warum wohl? Ob es einen Zusammenhang damit gibt, dass es in den betreffenden Räumen lausig kalt ist?

Da sehen wir doch gleich mal nach. Es ist gerade Sommerwoche und bevor demnächst der neue Schnee kommt, könnte man ja mal etwas nachjustieren in Sachen Dämmung. Drei Räume waren betroffen, einer davon eine kleine Kammer. Mit der wurde begonnen und was bereits spürbar war, wurde nun auch sichtbar - die Dämmung war unzureichend, über die Jahre wohl auch geschrumpft und im Ergebnis nicht wirksam. Das war im ersten Raum schlimmer als in den folgenden, aber ordentlich etwas nachzustopfen gab es immer. Damit war es allerdings noch nicht so ganz getan.

Wer schonmal einen Altbau saniert hat, kann davon erzählen, dass es da allerhand zu entdecken gibt. Die hiesige Siedlung stammt aus der Zeit zwischen Kaiser und Gröfaz, der Weimarer Republik. Die ist nun bereits eine Weile her und war mitunter geprägt von nicht ganz rosigen Zeiten, in denen die Baumarktangebote schmaler ausfielen als heute und verbaut wurde, was noch verfügbar und schon erfunden war. Wenn man zum Beispiel innen oder außen etwas an einer Ziegelwand befestigen wollte, dann nahm man keinen Fischerdübel, sondern man nahm einen Stein - und zwar heraus. An dessen Stelle wurde ein Stück Holz eingemörtelt, an das man dann prima etwas annageln konnte. Ein weiteres Beispiel ist die Verfüllung von Hohlräumen und die Dämmung von Wänden und Decken. Mit was die nun erfolgte, lässt sich 80 Jahre später nicht mehr so ganz genau erkennen - jedenfalls ist eine Menge Stroh dabei, eine Menge Schutt und eine Menge kleingebröckeltes Irgendwas. Was man dagegen sehr gut erkennt ist, dass es davon reichlich gab. Löst man die Deckenverkleidung, kommt es einem bereits freundlich entgegen. Wagt man sich an damit errichtete Drempelwände, kann man es gleich hängerweise wegkarren. So geschehen, das Bild zeigt eine solche Stelle. Noch anschaulicher wäre ein Bild vom Handwerker gewesen, aber der wollte so nicht ins Internet. Apropos Handwerker: Habe ich erwähnt, dass ich im Outsourcing arbeite? Wenn ich eins erkennen kann, dann Dinge, die man besser vergibt.

Mit dem Austausch der Dämmung wäre die Sache dann auch bereits erledigt, erstmal nicht so spektakulär. Wenn wir aber die ganze Verkleidung schonmal abhaben, darf es bei Wiederaufbau etwas ausgefallener werden als zuvor. Es wurde nämlich deutlich, was die ziemlich hohen Drempelwände schon vorher vermuten ließen: Die liegen gar nicht gleich an der Außenwand, sondern es ist Platz dahinter. Platz! Ungenutzter noch dazu - und den wollen wir abgreifen. Das war der Grund, warum wir nicht nur die schräge Decke, sondern auch gleich die Wand darunter freigelegt hatten. Da gab's dann einiges zu sehen, unter anderem eben die oben beschriebenen Irgendwas-Verfüllungen.

Gelangt man bis zur Außenwand, erschließen sich gut 30cm, die der Raum größer werden könnte. Nur passt dann das Kopfteil des Bettes nicht mehr unter den Drempel und dazu sind die Bodendielen in diesem zuvor versteckten Bereich entweder gar nicht verlegt oder noch im Ochsenblutton früherer Jahre gestrichen. Im anderen Raum fanden wir eine aufgedoppelt geziegelte Wand vor, in die man nachträglich ein Abluftrohr eingemörtelt hatte. So ganz einfach ist es mit dem schlichten Wandversetzen dann doch nicht. Also haben wir überlegt, Wandkästen zu bauen, die Ablagemöglichkeiten bieten und die man ambient beleuchten kann. Ein bisschen mehr Strom in den Räumen schadet auch nicht, mangels Steckdosen häufen sich Verteiler und fliegen zu viele Kabel herum.

Kästen also. Die baut man aus Holz und dann in die aufzubauende Wand ein - danach wird mit Gipskarton verkleidet.

An dem Bild mit einer Ecke vom Bett weiter oben erkennt man, dass dieses IKEA Modell einen quadratischen Auslass im Kopfteil hat. Der sollte in die Wand vertieft werden, direkt daneben sitzt ein an der Oberkante identisch abschließender Kasten, der nach unten aber bis zur Höhe eines Nachttischchens reicht. In diese Kästen soll Licht und Strom. Im Ergebnis hätte man kleine Ablagen für Ladegeräte, Telefon, Buch, Getränk und was man sonst noch so findet, wenn man neben sein Bett auf Nachttisch oder Boden guckt. Und wo wir schonmal dabei sind, kommen über jede Bettseite noch Strahler in die Decke, die Leselicht bieten.

Da die Wandkästen im Kopfteil des Bettes an allen vier Seiten genau sitzen müssen und auch die Nachttischchen bzw. - brettchen direkt am Bett anliegen, gab es hier keinerlei Toleranz - alles musste schon beim Aufbau der Wand genau passen.

Das tat es dann auch. Die ambiente Beleuchtung sieht toll aus, die Leselichter sind LED-Strahler und bilden keine Gefahr für die dahinter liegende Dämmung, da sie nicht warm werden. Die Kästen sind rund 30cm tief, da kann einiges untergebracht werden, was vorher auf Sideboards oder sonstwo herumstand. Steckdosen gibt es in diesem Wandkästen dann natürlich gleich auch.

Apropos Sideboards. Einmal im Strahlerfieber habe ich da gleich weitergemacht. Dieses lange Brett an der Wand flog schon eine Weile herum und wartete auf das Neugestalten der Wände, im Rahmen dessen Strom an die notwendigen Stellen gelegt wurde.


Die Idee, da auch Strahler einzubauen, ist eher aus der Not geboren. Der ganze Strahlerkram wurde bereits bei Projektbeginn beschafft - ich hab ja schon öfters mal berichtet, dass das meine Methode ist. Los geht's erst, wenn alles da ist, sonst gibt es immer Überraschungen mit später beschafften Dingen. Als die Strahler dann benötigt wurden, fehlte einer. Wir haben das gesamte Haus auf den Kopf gestellt und durchgeschüttelt - er fiel nicht wieder raus, wahrscheinlich war er schon bei Kauf nicht mehr in der Packung. Das wird mir aber im Baumarkt niemand mehr glauben, also habe ich zähneknirschend noch ein Dreierset mit Trafo beschafft, weil es die Dinger natürlich auch nicht einzeln gibt. Nun hatte ich einen Trafo und zwei Strahler übrig und die kamen dann eben in dieses Wandboard. Das geht ganz gut, denn diese rund 4,5 cm starken "Möbelstücke" sind eigentlich nur mit Pappwaben gefüllte Pressspankästen. Wenn man da reinbohrt und sich mit einem langen Bohrer rührend etwas Platz verschafft, kriegt man da so einiges unter. LED-Strahler und Trafo sind jedenfalls kein Problem - Hitze entwickelnde Lampen würde ich da eher nicht reinbasteln.

Zu guter letzt kamen noch die Schranklampen zum Einsatz, auch die waren schon eine Weile da, scheiterten aber ebenfalls an mangelndem Strom auf der betreffenden Wand. Es ist wirklich nicht optimal, morgens einen Anzug auswählen zu müssen und in dürftiger Beleuchtung nicht erkennen zu können, ob er nun braun, grau oder blau ist. Dem ist jetzt abgeholfen, das Bild zeigt neben der Lampe auch den Schalter ganz rechts. Der ist bei den IKEA Schranklampen natürlich nicht dabei, die funktionieren klassisch mit Kippschalter am mitgelieferten Kabel. Da muss dann halt ein bisschen weiter entwickelt werden, damit das Ding gleich angeht, wenn man den Schrank öffnet. Solche Schalter heißen "Truhenschalter" oder "Öffnungsschalter", so'n Ding liefert neben dem Baumarkt auch jeder alte Kühlschrank.

Wo vorher eine Decken- und eine Wandlampe waren, gibt es jetzt 6 ambiente Strahler in den Wandkästen, 6 Leseleuchten darüber, zwei Strahler im Sideboard und zwei Schranklampen. Die beiden vorherigen sind noch erhalten, sodass wir nun 18 am Start haben - das macht ausreichend Licht, wobei die 16 neuen weniger Strom benötigen würden als die beiden alten, selbst wenn sie alle zugleich an wären. Das sind sie natürlich nicht, sodass Stromverbrauch hier keine Rolle spielt.

Ab also ins nächste, das Kinderzimmer.

Hier war ambientes (und möglichst cooles) Nachtlicht gefragt und auch Leselicht. Die Ausgangssituation war dieselbe, Dämmung ist unzureichend und zu ersetzen. So dann auch der Ablauf. Erstmal alles abreißen und wegschaufeln, dann Dämmung und Dampfbremse instandsetzen, dann Wand und Decke neu einlatten und schließlich mit Rigips verkleiden und verspachteln.

Im Ergebnis sieht die Wand dann so aus.

Der hier einzige Wandkasten ist langgezogen neben dem längs zur Wand stehenden Bett eingebracht, in ihm leuchten 10 winzige Strahler, die per Fernbedienung steuerbar verschiedene Farben und Leuchtsequenzen zeigen - ein feines Spielzeug. Ein ebenfalls eingelassener Infrarotempfänger nimmt die Signale der Fernbedienung an, das Ganze hat aber auch einen eigenen Schalter neben dem Bett erhalten. Ein zweiter Schalter bedient die im Dreieck eingelassenen Leseleuchten über dem Kopfteil des Bettes und eine Steckdose im Wandkasten bietet auch hier Lademöglichkeiten für Kleingeräte. Steckdosen an der Wand wurden ebenfalls ersetzt und durch weitere ergänzt, der abschließende Anstrich in Dunkelrot und Vanille erzeugt einen schönen Kontrast und betont den eingelassenen Wandkasten zusätzlich. Damit der Übergang schön sauber aussieht, verläuft rings um den Raum noch eine Holzleiste im Farbton der unteren Wandhälfte. Der dafür notwendige Lack hat auch gleich den Heizkörper verarztet.

Die Kosten dieses Projektes waren nicht gering - im Gegenteil. Gering war aber der Unterschied zwischen der reinen Wandverkleidung und der hier etwas ausgefalleneren Ausführung. Wenn man also schon zähneknirschend aufmachen muss, um notwendige Dinge zu sanieren, dann erzeugt ein bisschen mehr Aufwand gleich viel mehr Ergebnis.