Beistelltisch
Dieses
schöne Stück fand seinen Weg aus der Eifel in unser Wohnzimmer, nachdem
es dort Jahrzehnte in einer Scheune verbracht hatte. Leider offenbar unter
einer tropfenden Stelle in einer Pfütze und auch erst nach vielen vorangegangenen
Basteleien an Farbe und Form.
Im Ergebnis war die Oberfläche angefault, die Füße vollständig verfault, die Schublade nicht mehr vorhanden, stattdessen die Frontplatte der Schublade angenagelt und mit einem kreischenden Plastikknopf verziert. Das vordere rechte Bein war durch die Feuchtigkeitseinwirkung schief und der Holzwurm schlich durchs Gebälk. Ein trauriger Zustand.
Zunächst habe ich das Stück von den fauligen Füßen befreit, alle Beine
wurden dadurch rund 5 Zentimeter kürzer - erfreulicherweise stieß ich recht
schnell auf gesundes Holz, sodass diese Kürzung überhaupt nicht auffällt.
Im nächsten Schritt habe ich das Tischchen von den alten Farbschichten befreit, was vor allem an den Beinen sehr einfach war - das weist auf alte Farben aus den 50ern hin, die nach Jahren rissig werden und sich bereits mit dem Fingernagel abkratzen lassen. Einer Behandlung mit dem Deltaschleifer haben sie auch bei feinem Papier nichts entgegen zu setzen. Lieber und sorgfältiger wäre mir das Abschleifen in der Drehbank gewesen, ich wollte aber nicht riskieren, dass die Beine beim Auseinandernehmen abbrechen. Mit dem krummen Bein vorne rechts hätte das auch nicht funktioniert - es lässt sich leider nicht mehr begradigen, erzählt aber dafür weiterhin die Geschichte des Stückes.
Der Schliff offenbarte weitere Wurmlöcher. Da sie sowohl unter den Farben
saßen, als auch die Farbe selbst Löcher hatte, musste ich davon ausgehen,
dass der Wurm noch drin ist. Ein späterer Schütteltest hat das bestätigt,
es fiel frisches Mehl aus den Löchern. Also ran an den Wurm oder besser
Käfer, denn die Larve eines solchen ist der Übeltäter
und
wird fälschlich als Wurm bezeichnet. Zu diesem Zweck gibt es Mittel, die
den Häutungsprozess der Larven stoppen, die Larven können alte Hautschichten
nicht mehr abwerfen und verenden. Eine einmalige Behandlung hat den
Wurmbefall wirksam gestoppt, als nächstes war eine Imprägnierung an der
Reihe - als Schutz vor neuem Befall und zur Pflege des Holzes.
Vorher aber war noch die Schublade zu verarzten. Das wichtigste Stück - die Front - war ja zum Glück erhalten, wenn auch aufgenagelt und angebrochen. Sie ließ sich aber vorsichtig ablösen und wieder zusammenleimen, auch ein passender Knauf fand sich noch in der Kleinteilschublade. Die Ergänzung von Rahmen und Boden war kein Problem, die Führung noch vorhanden, bald war eine neue Schublade fertig.
Alle Teile wurden nun mit Flüssigwachs behandelt, auf eine Färbung habe ich verzichtet, da das alte Holz bereits tief nachgedunkelt war. Im Ergebnis haben wir ein wunderschönes altes Stück gewonnen, das andere bereits zum Verrotten verurteilt hatten. Ich habe keine Angabe zum Alter, schätze das Baujahr aber aufgrund der Form der Beine und der verwendeten Farben auf zwischen 1880 und 1910.