Solarthermie

Ich hatte die Projekte Fotovoltaik und Solarthermie im Frühjahr 2011 gemeinsam in Auftrag gegeben, weil eine Reduzierung der Förderung für erzeugten Strom von 29 auf 21 Cent angekündigt war. Die ging zurück auf steigende Proteste aus dem Volk, denn unterm Strich ist die Förderung von regenerativen Energien eine zweischneidige Sache. Sie kommt denen zu Gute, die sie nutzen können - aber irgendwer muss diese Gelder auch bezahlen, denn die Energieversorger machen bekanntlich keine Geschenke. Das Zahlen übernehmen dann die, die eine solche Anlage nicht haben, denn die Strompreise steigen stetig an und beinhalten auch die Einspeisevergütungen. Das führte im Jahr 2010 zu einer lebhaften politischen Diskussion über den sozialen Charakter von Förderung und - politisch korrekt - zur Ankündigung drastischer Kürzungen bei den Förderungen. Zum 1. Juli 2011 stand die nächste Kappung an und da galt es, vorher fertig zu sein. Aus diesem Grund kam meine Fotovoltaikanlage deutlich eher auf's Dach, denn hier musste der Termin eingehalten werden, wobei ich aber bis Mai noch nicht über das Kapital dafür verfügen konnte. Das hat geklappt und sich gleich danach als vergebene Liebesmüh erwiesen, denn mit Fukushima war die Diskussion über sinkende Förderung zu Ende und es geht nun munter weiter wie zuvor.

Wie auch immer - meine Solarthermieanlage kam später, denn viele Betreiber wollten ihre PVs noch termingerecht fertig sehen und die Monteure waren damit ausgelastet. Nicht fristgebundene Anlagen mussten etwas warten. Im August ging's dann los.

Solarthermieanlagen sieht man häufig als Gruppe von zwei oder drei Modulen. Solche Anlagen sind für den Warmwasserverbrauch zuständig und unterstützen den mit einer Einsparung in Höhe von 30-70% des dafür benötigten Energiebezugs (Strom, Gas oder Öl). Nun ist der Warmwasserbedarf nur ein Verursacher der hiesigen Gaskosten, auch und noch mehr entfällt auf die Heizung. Die Unterstützung der Heizung fällt aber meist sehr gering aus, weil die schlichte Menge des warmen Wassers dazu nicht ausreicht. Mit einem 2-3 Modul-Ansatz war ich daher nicht glücklich. Ich wollte 6 Module und einen entsprechenden Kessel dazu. Mein alter Speicher fasste 400 Liter (wenigstens glaubte ich das), der neue sollte 1000 fassen. So beschlossen, so bestellt.

Als der arme alte Kessel dann traurig auf dem Hof herumstand, kam er mir aber auf einmal viel kleiner vor als im engen Heizungskeller. Da habe ich dann erstmals das Schild gesehen, dass auf seiner Rückseite prangte und auswies, dass der keineswegs 400 Liter, sondern gerade mal 160 Liter fasste. Ups, jetzt verstand ich das ungläubige Gesicht des Installateurs schon besser. Egal - viel hilft viel, also ist der neue Kessel jetzt eben 6mal so groß wie der alte.

Naja, wie soll ich sagen - so sah er dann eben auch aus. Diese Dose könnte problemlos als Wohnwagen fungieren, wenn man sie auf die Seite legt und Räder dranschraubt - ein mächtiger Topf! Der passte so eben durch die Türen bis an seinen Bestimmungsort und es war eine echte Herausforderung, in den kleinen Heizungskeller die benötigten Rohre und Peripherie unterzubringen. An sich ist das jetzt gar kein Heizungskeller mehr, sondern ein Warmwasserspeicherkeller, denn dafür wird nun der meiste Platz genutzt.

Aber: Da steckt Knoff-hoff drin. In den Solarmodulen wird eine Flüssigkeit erhitzt und dieser Dose zugeführt. Dort erhitzen die Leitungen im Innern das Wasser und halten ausreichend warmes Wasser vor. Solange das die voreingestellte Warmwassertemperatur erreicht und übersteigt, bleibt die Heizung aus - in puncto Baden (ein hier mächtiger Kostentreiber) ist das nun generell der Fall. Da viel warmes Wasser zur Verfügung steht, kann auch die Heizung effektiv unterstützt werden - ich rechne insgesamt mit einer Reduzierung der Gaskosten um mindestens 50%. Die derzeitigen Gaskosten liegen bei haarsträubenden 250 Euro im Monat - für einen 4-Personenhaushalt ist das immens viel. Zwar ist das Haus groß und wir haben's auch gern warm, aber dennoch ist unser Energieverhalten nicht eben vorbildlich. Da kann man also entweder sparen und sorgsam drauf achten oder eben Maßnahmen ergreifen, die das abfangen.

Wir haben uns für Letzteres entschieden. Auch hier ist die Rechnung ziemlich einfach. Die Gaskosten summieren sich auf 3000 Euro im Jahr, diese Anlage wird sie halbieren und kostete rund 7000 - auch hier gibt's ein Häppchen Förderung in Höhe von etwa 15% der Kosten. Wenn sie die Kosten halbiert, hat sie sich also in 5 Jahren amortisiert. Die verbleibenden Gaskosten werden aus dem Überschuss der Stromerzeugung bezahlt, sodass unterm Strich 400 Euro monatliche Energiekosten entfallen. Bei einer Gesamtinvestition von rund 30000 Euro dauert es also gute 7 Jahre, bis die Einsparung die Investition eingespart hat - und das berücksichtigt noch nicht die wahrscheinlich steigenden Energiebezugskosten. Danach aber liegen weitere 15-20 Jahre Betrieb vor der Anlage, in denen sie dann effektiv Geld einspielt. Mal sehen, wie sich das entwickelt, denn ich musste von einem der geplanten 6 Module Abschied nehmen, weil nur 5 nebeneinander auf's Garagendach passten und ich den Nachbarn nicht mit einer Anbringung in zwei Reihen ärgern wollte. Auch das ist nämlich ein interessanter Nebeneffekt der ach so viel gepriesenen Solaranlagen: Sie sind optisch nicht gerade das, was man sich als Ausblick wünscht und sie können Nachbargrundstücke anteilig bis gänzlich beschatten - gerade dann, wenn diese klein sind. Verschiedene Leute, die bis dahin gute Nachbarn waren, haben sich dazu schon vor Gericht wiedergesehen und auch wenn Energieeinsparung ein hehres Ziel ist, ist Nachbarschaftsfrieden es doch auch. Also lieber 5 Module ohne Schattenwurf in einer Reihe als 6 in zwei Reihen mit Nachbarbeschattung (im sonnigen Sinne).

Ich halte die Energieversorgung insgesamt für einen würgenden Strick um den Hals des Bürgers - er muss beziehen, er hat keine Wahl. Und weil das so ist, treiben Politik und Versorger ein pfiffiges Spielchen mit immer abstruseren Begründungen von Erhöhungen in gleich welcher Wirtschaftslage, gleich welcher politischen  Lage, gleich welcher Versorgungslage. Wer sich ständig die Begründung von steigenden und fallenden Benzinpreisen anhört, kann dazu nur noch ermüdet das Haupt neigen. Ich habe vor ein paar Jahren mal ein altes Schulheft wieder gefunden und gelesen, dass ich in der siebten Klasse mal in Erdkunde gelernt habe, dass die fossilen Energieträger begrenzt sind und nicht für immer, sondern nur noch rund 30 Jahre ausreichen werden. Das war 1981. Heute, 30 Jahre später, erzählt man uns noch immer genau das. Die Verbraucher sind doppelt so viele geworden, der Benzinpreis liegt tatsächlich bei 3 Mark 10, worüber wir damals in Markus' Song "Ich will Spaß" herzhaft lachen konnten. Aber die Reserven sollen noch immer 30 Jahre halten. Klar, steigende Erlöse rechtfertigen die Erschließung von damals unrentablen Quellen, aber das allein erklärt es nicht. Ich denke, der Michel wird hier sauber auf den Arm genommen und bevor längst fertige Konzepte aus den Schubladen springen, wird erstmal der letzte Cent aus ihm herausgepresst, bevor dann etwas Neues kommt, was den Erzeuger fast nichts, den Michel aber fast ebenso viel kostet, damit er auch so eben noch was spart.

Ich habe jedenfalls keine Lust mehr auf diese Abhängigkeiten, Autarkie ist angesagt!

Tschüß Gaskosten! Jetzt überlege ich noch, wo ich Wasser herbekomme, denn das ist hier nicht ganz so einfach...